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Die Orgel in St. Johannes Evangelist Ingelheim (Groß-Winternheim)

In aller Kürze zur Orgel
Über die Orgel
Der Zustand der Orgel
Restaurierungsbericht
Heutige Disposition

Die Chororgel

Kleiner Kirchenführer zur Geschichte
Gruppen in unserer Gemeinde
Unsere Ansprechpartner

In aller Kürze zur Orgel

Im Jahre 1769 errichtete der Mainzer Orgelbauer Johannes Kohlhaaß die Orgel in der katholischen Pfarrkirche St. Johannes Evangelist in Ingelheim-Groß-Winternheim. Es ist das einzige Instrument aus seiner Werkstatt, das sich noch heute ans einem ursprünglichen Platz befindet. Die Orgel ist auch deshalb von besonderem musikhistorischem Interesse, weil sie in einer eigentümlichen Weise den Übergang von der barocken Bauweise zur frühen Klassik vertritt und Elemente aus beiden Epochen aufweist.

Die Orgel befindet sich aber inzwischen in einem sehr kritischen Zustand, der sich schon an der Grenze der Bespielbarkeit befindet. Sehr gut erhalten ist der Orgelprospekt, der mit der gesamten Architektur der Kirche aus dem 18. Jahrhundert eine gelungene und wohlproportionierte Einheit bildet.

Die Renovierung der Orgel drängt, wenn sie noch zu vertretbaren Kosten gelingen soll. Dazu macht die Kirchengemeinde erhebliche Anstrengungen. Ein beachtlicher finanzieller Grundstock von mehreren zehntausend Euro konnte inzwischen angesammelt werden. Mit Benefizkonzerten und weiteren Aktionen soll dieser Betrag kontinuierlich vergrößert werden.. Natürlich bemühen wir uns um Zuschüsse des Bistums Mainz und des Landes Rheinland-Pfalz. Doch sind wir dringend auch auf private Spenden angewiesen. Darum möchten wir Sie heute bitten.

Wir können Ihnen versichern, dass die Gemeinde, die einen Ausschuss für die Rettung der Kohlhaaß-Orgel gebildet hat, mit sorgfältiger Überlegung und bestmöglichem Sachverstand vorgehen wird. Die Renovierung soll sich so eng wie möglich an dem historisch überlieferten Konzept aus der Zeit ihrer Erbauung orientieren und in einer soliden Weise durchgeführt werden, die auf lange Lebensdauer angelegt ist. Wir haben den Orgelbaufirmen, die wir um ein Angebot gebeten haben, vorgegeben, die Renovierung möglichst in drei Phasen einzuteilen, damit auf der einen Seite unverzüglich notwendige Arbeiten durchgeführt werden und die Bespielbarkeit schnell verbessert wird, und auf der anderen Seite unsere finanziellen Möglichkeiten bedacht sind.

Um so mehr würden wir uns freuen, wenn Sie uns mithelfen, bald ans Werk zu gehen. Wir erwarten in Kürze verbindliche Angebote für die mehrstufige Renovierung. Es wäre wunderschön, wenn wir dann mit einer ersten Bauphase beginnen könnten. Selbstverständlich stehen wir Ihnen jederzeit zu weiteren Informationen zur Verfügung.

Über die Kohlhaas-Orgel

Die Orgel in der katholischen Pfarrkirche St. Johannes Evangelist wurde 1769 von dem "kapitelschen Orgelmacher" Johannes Kohlhaas (dem Jüngeren) erbaut. Wie sein Vater war er ein virtuoser Schreiner, der seine Kunst bei dem Mainzer Tischler Ziegenhorn erlernt hatte. 1765 hatte er für Bodenheim eine Orgel erbaut, die später in die evangelische Kirche nach Obersaulheim verkauft wurde und nach zahlreichen Umbauten heute nur noch einige wenige Fragmente von Kohlhaas enthält. Die Orgel in der alten katholischen Pfarrkirche Budenheim kam, nachdem die Gemeinde dieses Gotteshaus vorübergehend aufgegeben hatte, nach Mainz und steht heute restauriert in St. Quintin. Somit ist die Kohlhaas-Orgel in Groß-Winternheim das einzige Werk dieses Meisters, was sich noch am ursprünglichen Standort befindet. Außerdem enthält es noch wesentliche Bestandteile aus der Kohlhaas-Werkstatt, so Pfeifen, Windladen und vor allem das prächtige Gehäuse. Das Instrument ist in besonderer Weise ein erhaltenswertes Kunstdenkmal (vgl. Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz, Saarland, Berlin 1972, Seite 275). Dies hat auch das Landesamt für Denkmalpflege bestätigt.
Der Zustand der Orgel

Kohlhaas war ein hervorragender Kunstschreiner, aber ein bescheidener Orgelbauer. So ist es ihm nicht gelungen, die richtigen Pfeifenmensuren für sein Werk zu wählen. Ähnlich erging es übrigens auch dem berühmten Orgelmacher Joseph Gabler in Weingarten: Ein prächtiger Orgelaufbau mit unbefriedigendem Klang. Entsprechend hat die Gemeinde in Groß-Winternheim immer wieder Orgelbauer bemüht, ihre Orgel den gottesdienstlichen Bedürfnissen anzupassen: Die Kirchenakten weisen neben Verbesserungsvorschlägen von Köhler (1837) und Dreymann (1852) zahlreiche kleiner Reparaturen aus, zuletzt wurde die Orgel in den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts notdürftig geflickt, ohne jedoch auf historische Vorgaben zu achten.

Restaurierungsbericht

Seit vielen Jahren war die historische Kohlhaas-Orgel von 1769 in der katholischen Pfarrkirche Johannes Evangelist zu Großwinterheim (Pfarrei Schwabenheim) in einem maroden Zustand. So berichtete der unvergessene, langjährige Küster der Kirche Pius Schild, dass in den 1960er Jahren die Kinder mit Orgelpfeifen aus dem Instrument durch die Straßen des Ortes gezogen sind. Um das Instrument wieder einigermaßen spielbar zu machen, hat man dann in den 70er Jahren einen Orgelbauer aus Nieder-Olm beauftragt, entsprechende Reparaturen auszuführen. Da kein Geld vorhanden war, hat der Orgelbauer versucht, möglichst billig die Orgel wieder benutzbar zu machen. Dabei wurden historische Gesichtspunkte außer Acht gelassen. Langfristig konnte dies keine Lösung sein, zumal die Traktur sehr schwergängig war und nur störanfällig funktionierte. Der Zustand der historischen Pfeifen war höchst mangelhaft; Stimmungen erfolgten z.T. mit Klebeband. Die Mixturpfeifen wurden in der Orgel verteilt, um andere nur schwer reparable Pfeifen zu ersetzen.

Der damalige Organist und Vorsitzende des Pfarrgemeinderates Alex Kloos hatte bereits 1979 Herrn Dr. Hans-Joachim Stenger gebeten, in einer Pfarrgemeinderatssitzung über die Chancen einer Wiederherstellung der Orgel zu berichten. Herr Stenger erstellte eine Bestandsaufnahme und holte bei verschiedenen Firmen Restaurierungsangebote ein. Da die Gemeinde über keine finanziellen Mittel verfügte, sollte eine Restaurierung langfristig angegangen werden. Primäres Ziel war damals, die Orgel in einen spielbereiten Zustand zu versetzen. Die im Höchstmaß dringend gewordene Instandsetzung des gesamten Kirchengebäudes ließ jedoch in den 1990er Jahren die Orgelfrage in den Hintergrund treten.

Erst im Jahr 2002 ist es gelungen, einen Orgelverein ins Leben zu rufen. Mit Helmut Klapheck als Vorsitzendem und Gerd-Peter Schild als Schatzmeister, sowie Pfarrer i.R. Klaus Scheuermann und anderen engagierten Vereinsmitgliedern wurde die Orgelfrage nun mit frischem Elan angegangen. Tatkräftige Unterstützung kam auch von dem damaligen Gemeindepfarrer Eberhard Jung. Jetzt konnte die Restaurierung des Instrumentes realistischer ins Auge gefasst werden. Neue Angebote wurden eingeholt. Im Naheraum hatte sich eine Orgelbaufirma etabliert, die mit hervorragenden Restaurierungsarbeiten an barocken Instrumenten auf sich aufmerksam gemacht hatte. Entsprechend zog man die Firma Rainer Müller, Merxheim, in die engere Wahl. Nachdem der Orgelverein durch verschiedene Aktivitäten Spenden und Zuschüsse für die Orgelmaßnahmen requirieren konnte, war es im Juni 2010 so weit, dass der Restaurierungsauftrag unterzeichnet werden konnte. Im Februar 2011 wurde das Instrument vollständig abgebaut und die Teile in die Werkstatt nach Merxheim gebracht. Genauere Untersuchungen brachten einige neue Erkenntnisse, die zuvor nicht möglich waren, zumal es keine Dokumente über die Errichtung der Orgel mehr gab (mehrfache Brandschatzungen im Selztal im Dreißigjährigen Krieg und kurz nach der französischen Revolution): Die Orgel war ursprünglich zweimanualig geplant. Darauf weist der Prospekt hin; außerdem hatte die Kirche eine entsprechende Größe. Aus Kostengründen – Mitte des 18. Jahrhunderts versandeten die adligen Geldquellen in Großwinternheim – hat man nur ein Manual gebaut. Die bereits für das zweite Manual vorgesehenen Register/Pfeifen wurden auf der einen Manualwindlade untergebracht, was zu ungewöhnlichen Pfeifenaufstellungen auf der Lade führte. Das Werk hat seit Anbeginn sehr unter mangelnder Pflege gelitten. Vielleicht war die Gemeinde auch mit dem Klang nicht zufrieden, sodass man immer wieder bei Orgelbauern Restaurierungsangebote einholte. Allerdings hat man sich wohl aus Kostengründen jeweils nur mit kleinen Reparaturen und Pfeifenumstellungen abfinden müssen.

Ein erstes Angebot der Firma Müller aus dem Jahr 2003 betrug 255 548.- € (incl. 16 % MwSt.). Entsprechend der allgemeine Teuerung wurde das Angebot am 17.09.2008 auf 280 000.-€ aktualisiert. Nach dem Abbau in der Kirche im Februar 2011 und gründlicher Untersuchung in der Werkstatt, konnten weitere Erkenntnisse über die ursprünglichen Register gewonnen werden. Auch entschied man sich, das Pedal auf 25 Töne zu erweitern, um die Spielmöglichkeiten zu optimieren; schließlich sollte eine Posaune 16‘ im Pedal einen besonderen Glanzpunkt setzen. Damit erhöhten sich die Gesamtkosten auf 346 750.- €. Diese Summe überstieg die finanziellen Möglichkeiten des Orgelvereins. Man einigte sich zunächst mit dem Orgelbauer darauf, dass die vier zusätzlichen Register so vorbereitet werden, dass lediglich die Pfeifen ohne größere Umstände nachträglich eingesetzt werden können; Kosten: 310.000.- €. Der Orgelverein war zunächst guter Hoffnung, dass die Pfeifen für drei Register davon schon während der Restaurierungsphase beauftragt werden können; die Posaunenpfeifen sollten entsprechend den finanziellen Mitteln dann später eingebaut werden. Dank einer Großspende eines Weingutes konnte sich der Orgelverein im Lauf des Jahres 2011 doch durchringen, die Orgelrestaurierung auch mit den Zusatzangeboten komplett zu beauftragen. Außerdem hat der Orgelverein einen Kredit aufgenommen, um die noch fehlenden Mittel zu beschaffen. Ein Zimbelstern mit 6 Schalenglocken und ein Kuckucksruf, gespendet vom Orgelsachverständigen, werden dem Instrument einen besonderen barocken Akzent verleihen.

Der 26. Januar 2012 war für die Gemeinde ein großer Tag, da wurde die Orgel aus der Werkstatt in die Kirche zurückgebracht und der Wiederaufbau begann. Die Intonation, d.h. die Klanggebung der einzelnen Pfeifen, hat mehrere Wochen beansprucht. Die feierliche Wiederindienstnahme der Orgel war im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes am Sonntag, 16. September 2012. Dabei hat der ehemaligen Mainzer Domorganist Albert Schönberger das Instrument erklingen lassen und alle Nuancen entsprechend der Gemeinde vorgestellt.

Die heutige Disposition
Registerabfolge wie auf den Laden - hist. Schreibweise (wie an der Orgel)

Positiv
(I) C- d3 (51 Töne)
Hauptwerk
(II) C – d3 (51 Töne)
Pedal
C – c1 (25 Töne)
1. Principal 4’ 11. Principal 8’ 25. Prinbass 8'
2. Mixtur 1’ 12. Mixtur 1’ 26. Subbass 16’
3. Sesquialter 13. Quint 1 1/2’ 27. Posaun 16’
4. Octav 2’ 14. Octav 2’
5. VioldiGamb 4’ 15. Cornet Discant
6. Spitzflaut 4’ 16. Sesquialter Bass
7. Gedact 8’ 17. Octav 4’
8. Solicional 8’ 18. Quintflaut 3’
9. Flaut travers Disc 8’ 19. Kleingedact 4’
10. Vox humana 8’ 20. Grosgedact 8’
21. VioldiGamb 8’
22. Flagonet 2‘
23. Trompet Disc. 8’
24. Trompet Bass 8’

Tintinabel
Gutzgauch (Kuckuck)

Tremulant
Coppel
Die Chororgel

Seit Herbst 2008 steht eine kleine Orgel im Chorraum der Pfarrkirche Johannes Evangelist in Groß-Winternheim. Dieses kleine Instrument hat eine besondere Geschichte: Seit 1964 gibt es in der Internationalen Gesellschaft der Orgelfreunde e.V. (Gd0) einen Arbeitskreis Hausorgelbau, der bis Ende der 1980er Jahre wenig effektiv dahin dümpelte. Auf der Gd0-Tagung in Freiburg 1989 beschloss ein Freundeskreis um Hajo Stenger eine Konzeption und den Bau einer Muster-Hausorgel, die für die GdO-Tagung in Hildesheim 1991 fertiggestellt sein sollte . Pläne und Arbeitshilfen sollten für alle Interessenten ggf. als Anleitung zum Nachbau zur Verfügung stehen. Unter Mithilfe seiner Freunde Werner Götz und Walter Wippel entstand in Stengers Stadecker Werkstatt in neunmonatiger Arbeit unter der Bezeichnung Opusculum (=kleines Werk) eine kleine Hausorgel. Alle Arbeitsschritte wurden auf einem Videofilm festgehalten. Dieser sowie die dazugehörigen Baupläne wurden später von über 100 Orgelfreunden in aller Welt angefordert.

Im Dezember 1992 fanden unter dem Thema "Zimbelstern und Vogelschrey" die Tage alter Musik in Herne statt. Entsprechend der Thematik wurde Opusculum mit diesen Nebenregistern ausgestattet und mit einem Pedal ergänzt. Von den übrigen über 20 ausgestellten Kleinorgeln aus professionellen Werkstätten hatte keine diese frühbarocken Spielregister. Als Verwaltungsrat und Pfarrgemeinderat für Fronleichnam 1995 den Wiedereinzug in die restaurierte Kirche planten, war klar, dass die Organistin Mechthild Stenger ihre Hausorgel mit in die Kirche nahm. Das Instrument fand einen Platz vorn rechts neben der Sakristeitür auf einem fahrbaren Podest. Es wurde die Disposition leicht verändert und die Intonation den Raumverhältnissen angepasst.



Manual C-g³

 

schwarze Ebenholztastenbeläge,
weiße Ahorn-Halbtontasten mit Rosenholzintarsien

1.Gedackt

8'

(Holz)

2. Aeoline

8'*

(Holz gedackt, ab c' Metall offen)

3. Flauto

4'

(Holz offen)

 

4.Götzquint

 

3'

 

Disk. (ab c' Holz konisch)

5. Principal

2'

(Prospekt Metall)



Pedal C-f'

 

Eichentasten mit Ebenholzauflage, Halbtontasten nach historischem Vorbild aus Ahorn

6. Baßflaut

8', 5 1/3', 4' (Holz)

(* Ursprünglich stand auf dem Pfeifenstock Aeoline 8' ein Cymbalum 1'+4 mit Holzpfeifen; die Änderung sollte die gottesdienstlichen Einsatzmöglichkeiten verbessern.)


Nebenregister:
Tremulant
Cuculus (Kuckuck)
Avicinium (Vogelgezwitscher)
Stella (Zimbelstern)
Angelus (Engelsgeläut)

Alle Teile, auch die Klaviaturen und die Holzpfeifen wurden in der Stadecker Werkstatt gefertigt. Lediglich der Gebläsemotor wurde gekauft. Die Pfeifen des Principal 2' und die Metallpfeifen Aeoline 8' ab c' sind aus Abbruchorgeln und wurden für den neuen Einsatz repariert und aufbereitet.
Die eingebauten Einzelventilladen haben den Vorteil, dass voluminöse Pfeifen zur Platzersparnis mehrfach verwendet werden können. Baßflaut im Pedal besteht aus einer Pfeifenreihe mit 42 gedeckten Holzpfeifen. Die tiefen Pfeifen des Flauto 4' (C-gs°) entstammen dem Gedeckt. Aeoline 8' ist von A bis h° aus Holz gedeckt und repetiert von C-GS in die kleine Oktav. Der an sich schwierige Übergang von engen Streichern zu gedeckten Holzpfeifen bei h°/c' ist klanglich wohlgelungen.
Besonders bemerkenswert scheinen die Nebenregister, die als Ausdruck der Lebensfreude und der Integration von Schöpfung und Gottesdienst seit der Renaissancezeit in vielen Orgeln Eingang gefunden hatten, später jedoch (besonders im 19.Jahrhundert) als unfromme Spielereien, die meist nicht mehr funktionierten, wieder entfernt wurden .

Stella (Zimbelstern): Kleine Hämmerchen, die von einer elektrisch angetriebenen Nockenwelle betätigt werden, schlagen Schalenglocken aus Messing an. Gleichzeitig dreht sich außen sichtbar ein Stern.
Angelus (Engelsgeläut): Eine Anzahl winziger Glöckchen und Klangstäbe, die traubenförmig angeordnet sind, wird durch eine kleine Pleuelstange in Bewegung gesetzt.

Cuculus (Kuckuck): Klangerzeuger sind zwei kleine Holzpfeifen, die durch eigene Bälgchen angeblasen werden. Es handelt sich um das bei Kuckucksuhren angewandte Prinzip.

Avicinium (Vogelgezwitscher): Diese kleine Apparatur stammt ebenfalls aus dem Uhrenbau. Klangerzeuger ist ein Pfeifchen mit beweglichem Stöpsel, der durch Hin- und Herbewegung die Tonhöhenveränderungen bewirkt. Motorangetriebene Zahnräder mit unterschiedlichen Zahnfolgen übertragen die ungleichmäßigen Stöpsel- und Balgbewegungen .

Diese Register regen Fantasie und Improvisationsgeschick der Organisten an, beleben den Gottesdienst und erheitern bisweilen die Gemeinde. Die besonders geschickte Konstruktion der Windversorgung sorgt bei Besuchern immer wieder für Erstaunen: Keinerlei Wind- oder Motorengeräusche nimmt der Zuhörer wahr. Das barock gestaltete zierliche Gehäuse passt sich sehr gut der Umgebung an und wirkt keineswegs als Fremdkörper im historischen Ambiente. Die großen Flächen des Gehäuses sind nussbaumfarbig lasiert, die Profile sparsam vergoldet. Das reich geschnitzte Ranken und Schleierwerk aus Lindenholz ist farblos mattiert. Besonders ins Auge fällt der vergoldete Zimbelstern mit rotem Strahlenkranz an der Spitze des mittleren Pfeifenturmes. Trotz ihrer bescheidenen Disposition kann sich die Chororgel auch bei gefüllter Kirche durchsetzen und den Gemeindegesang ausreichend begleiten.
Damit ist die Geschichte des kleinen Werkes noch nicht beendet: Es tritt zunächst die Reise nach Österreich in die Abtei der Missionsbenediktiner St. Georgenberg-Fiecht an. Dort ist nämlich der ehemalige Religionslehrer von Organistin Mechthild Stenger und in Rheinhessen weitbekannte ehemalige Prior Pater Anselm Zeller vom Ockenheimer Jakobsberg inzwischen Abt. Hier stand das kleine Werk im Chorraum der gerade restaurierten prächtigen Barockkirche und wurde zum gottesdienstlichen Einsatz regelmäßig gespielt. Allerdings war die Kirche zu feucht, sodass Stockflecken an verschiedenen Holzteilen auftraten. Daher haben Werner Götz und Hajo Stenger das Örgelchen am 15. September 2008 in einen Pferdeanhänger gepackt und wieder nach Rheinhessen transportiert. Hier steht es nun in der zur Pfarrei Schwabenheim gehörenden barocken Pfarrkirche St. Johannes Evangelist in Groß-Winternheim als Chororgel und „vertrat“ die dortige Kohlhaas-Orgel von 1769. Der Orgelverein wünscht, dass Opusculum auch noch weiterhin dort verbleibt, um die kirchenmusikalischen Möglichkeiten in diesem Gotteshaus zu erweitern.

vgl. hierzu: MITTEILUNGEN aus dem Arbeitskreis Hausorgel-Selbstbau, Heft 1, Dezember 1991, Seite 3

Einige bedeutende Barockorgel konnten den Puritanismus des 19. Jahrhunderts überstehen und die alten Barockregister überlebten bis heute, so z.B. Weingarten. Heutzutage ist man Restaurierungen streng bemüht, den Ursprungszustand „ideologiefrei“ wieder herzustellen und so gibt es derartige Spielereien wieder vermehrt in Orgeln.

Graudino, Helmut: AK-Hausorgel in Herne mit dabei, in: MITTEILUNGEN aus dem Arbeitskreis Hausorgel, Heft 3, Januar 1993, Seite 3


Kleiner Kirchenführer zur Geschichte dieses Gotteshauses

937 erste urkundliche Erwähnung Großwinternheims. Der Kirchturm stammt etwa aus dieser Zeit. Ein karolingisches Fenster im Museum Ingelheim und ein verschlollener Taufstein mit rämischem Schriftlassen einen Kirchenbau des 7. oder 8. Jahrhunderts vermuten.

1297 erste Erwähnung eines Pfarrers in Großwinternheim.

1312 Sybold und Lysa von Winternheim verzichten zur Sühne für den Mord an den beiden Knappen Humbert und Embricho auf ihre Patronatsrechts den Marienaltar dortselbst betreffend, sie werden dem Abt von St. Maximin in Trier übertragen.

1318 Die ehrbare Frau Witzela, Witwe des Ritters Friedrich von Winternheim lässt den neuerrichteten Altar in der Kirche zu Winternheim dem Abt von St. Maximin übertagen. Etliche Adelsfamilien habe sich in Großwinternheim angesiedelt.

1383 Gegenüber der Pfarrkirche Bau einer Kapelle zu Ehren des hl. Kreuzes. Bis heute wird das Kreuzfest hier in besonderer Weise gefeiert.

1427 eine St. Michaelskapelle steht bei der Pfarrkirche, sie wird 1467 umgebaut.

15. Jahrhundert, aus dieser Zeit stammen die schmiedeeisernen Arbeiten an einem Opferstock hinten in der Kirche. Der Stein stammt vielleicht von einer Säule aus der Ingelheimer Kaiserpfalz.

Mitte des 16. Jahrhunderts Einführung der Reformation, bis 1689 zahlreiche Konfessionswechsel.

1689 Die Katholiken, die seither im Haus Obentraut Gottesdienst gehalten hatten, ziehen mit Kreuz unbd Fahnen in die Kirche ein. Einige Jahre besteht ein Simultaneum mit den Reformierten. 1689 Dr. Paccius OSB erster Pfarrer.

17./18. Jahrhundert. In der Kirche befanden sich zahlreiche Gräber. Erhalten sind noch die Grabsteine einer Freifrau von Katzenelnbogen (hinter dem rechten Seitenaltar), der Familie von Obentraut rechts in der Kirche und links der Grabstein des kurfürstlichen Beamten Theodor Siher und seiner Frau Catharina, beide 1719 verstorben. Vor der Kirche befindet sich der stark verwitterte Grabstein des Generalmaldmarschalls von Haxthausen und hinter dem Turm ein Grabstein für die Kinder des reformierten Pfarrers Blittershagen.

1725 Die Großwinternheimer Kirche erhält ein wertvolles Kreuzreliquiar durch Johannes Hardung aus Rheinolderroth, der nach Großwinternheim heiratete.

1764 Neubau des Kirchenschiffs in einem veränderten Winkel zum Turm. Der aus Schwabenheim stammende Mainzer Weihbischof Christoph Nebel weiht die neue Kirche. Sie ist im Wesentlichen erhalten; ebenso etliche wertvolle Paramente und sakrale Geräte.

1769 Bau der Orgel durch J. Kohlhaas aus Mainz für 1000 Gulden, mehrfache Renovierung der Orgel. Die Wiederherstellung der Kohlhaas-Orgel mit ihrem wertvollen Prospekt ist geplant. Geschätzte Kosten 300.000,- DM.

19./20. Jahrhundert, verschiedene Renovierungen der Kirche, Einbau neuer Fenster, Heizung, Licht usw. Letzte Renovierung im Jahr 2000/2001.

Ein Gitter für den geplanten Windfang macht es mittlerweile möglich, die Kirche auch außerhalb der Gottesdienste offen und für Besucher und Beter zugänglich halten zu können.

Gruppen in unserer Gemeinde

· Kirchenchor Elsheim
· Kirchenchor Gross-Winternheim
· Ökumenischer Bibelkreis Groß-Winternheim-Schwabenheim
· Elsheimer JuKis
· Carolus Magnus Ingelheimer Kaiserpfalz Bläser
· DPSG (Pfadfinder) Stamm Greifenklau
· Gemeindecaritas
· KFD Katholische Frauen Deutschlands
· Unsere Senioren
· Kindergottesdienstkreise
· Wortgottesdienstleiter
· Kommunionhelfer und Lektoren
· Firm- und Erstkommunionkatecheten
· Messdiener
· Bildungswerk

Unsere Ansprechpartner:

Bei Fragen zur Orgel und zum Orgelbau wenden Sie sich bitte an:

Dr. Hans-Joachim Stenger
Talstraße 60
55271 Stadecken-Elsheim
Dr.Stenger(at)kohlhaas-orgel.de

Bei Fragen zum Orgelförderverein wenden Sie sich bitte an:

Helmut Klapheck
55218 Großwinternheim
Helmut.Klapheck(at)kohlhaas-orgel.de

Öffnungszeiten des Pfarrbüros:
Dienstag bis Donnerstag 09.00 – 11.00 Uhr

Pfarrer Thomas Winter ist am besten zu erreichen:
Mail: pfarrer.schwabenheim(at)dekanat-bingen.de

Im Pfarrbüro ist Martina Raschkewitz für Sie da.


Mit freundlicher Genehmigung des Verein zur Förderung der Wiederherstellung und Pflege der Kohlhaas-Orgel in Groß-Winternheim
OI-S-97
weiterführende Links

Webseite Kohlhaas-Orgel
Webseite der Pfarrgemeinde Schwabenheim