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Die Orgel der Pfarrkirche Hl. Dreikönige in Neuss

Bedeutung der Dreikönigenorgel
Disposition

Die Geschichte der Kirche
Die Fenster
Anschrift
Bedeutung der Dreikönigenorgel

Nach der großen Orgel des Quirinusmünsters (86 Register, 4 Manuale) zählt die Dreikönigenorgel (49 Register, 3 Manuale) zusammen mit der gleichgroßen Marienorgel zu den bedeutenderen Instrumenten in der Stadt Neuss. Sie wurde 1940 von der Firma Walcker in Ludwigsburg gebaut und nach Neuss ausgeliefert. Wegen des Krieges wurde sie erst 1949 in die wiederhergestellte Dreikönigenkirche eingebaut und Ostern 1950 eingeweiht. Da die Windladen (elektropneumatische Taschenladen, Membranladen und Kegelladen) dauernd repariert werden mussten, baute man schon nach 14 Jahren im Oktober 1964 eine erste Schleiflade ein. Trotz häufiger Klagen der Organisten dauerte es aber weitere 35 Jahre, bis die jetzige weitergehende Erneuerung in Angriff genommen wurde. Nachdem der vor 2 Jahren verstorbene Stadtdechant Karl Franssen lange für die Orgelrenovierung gesammelt hatte, wurde sie 1999 bei der Firma Klais in Bonn in Auftrag gegeben.

Die Orgel ist in ihrem Innern vollkommen neu mit mechanischen Schleifladen und elektrischer Registratur (mit Setzerkombinationen) gebaut. Der unter Denkmalschutz stehende Prospekt ist unverändert und von den Pfeifen sind etwa 80% wiederverwendet, sodaß der oft gerühmte Klang der Orgel weitgehend erhalten blieb.

Am 17. Juni 2002 wurde die Orgel nach über einem Jahr Arbeit in Bonn wieder hier angeliefert und der Aufbau konnte beginnen. Am 31. Oktober 2002 fand in der Abendmesse um 18.30 Uhr die Orgelweihe durch Bischofsvikar Schöller statt. Der Dreikönigenchor sang zusammen mit dem Marienchor die Messe in D-dur von Antonin Dvorak (Orgel: Stefan Palm, Leitung: Michael Führer). Anschließend spielte Michael Führer um 20 Uhr ein Orgelkonzert mit beliebten Werken.
Disposition
(Walcker 1940 / erneuert von Klais 2002)

Positiv
(II, C-a3, im Schweller)
Hauptwerk
(I, C-a3)
Schwellwerk
(III, C-a3)
Pedal
(C-g')
Gedeckt 8' Bordun 16' Gedeckt 16' Untersatz 32'
Quintadena 8' Prinzipal 8' Flötenprinzipal 8' Prinzipal 16'
Gamba 8' Rohrflöte 8' Holzflöte 8' Subbaß 16'
Prinzipal 4' Oktave 4' Dulciana 8' Oktavbaß 8'
Spitzflöte 4' Blockflöte 4' Vox coelestis 8' Grobgedackt 8'
Oktave 2' Terz 3 1/5'

Ital. Prinzipal 4'

Choralbass 4'
Quinte 1 1/3' Quinte 2 2/3' Flöte 4' Hintersatz 4-fach
Sesquialtera 2-fach Superoktave 2' Nasard 2 2/3' Posaune 16'
Scharff 3-fach 1' Cornet 5-fach ab g0 Schwiegel 2' Trompete 8'
Dulcian 16' Mixtur 5-fach 1 1/3' Terz 1 3/5' Schalmei 4'
Krummhorn 8' Trompete 8' Sifflöte 1'
Regal 4' Clairon 4' Ripieno 4-fach
Tremulant Fagott 16'
Trompete 8'
Oboe 8'
Tremulant

Koppeln: III/II; II/I; III/I; III/I 16'; Sub III/I; Super III/I; III/I 4'; I/P; II/P; III/P

Mechanische Traktur, Schleifladen seit 2002
Die 6 Normalkoppeln sind umschaltbar von mechanischer auf elektrische Betätigung.
E lektrische Registratur mit Setzern (4 x 512), Walze mit 4 Einstellungen, Zungeneinzelabsteller, Registerfessel.

Der größte Teil der Pfeifen, sowie der Freipfeifenprospekt sind übernommen aus der Orgel von Walcker, 1940/1950. Neue Intonation 2002 von Christoph Linde.

Die Pfarrkirche Heilige Drei Könige in Neuss ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Erstens weicht ihre Bauweise völlig von dem neugotischen Erscheinungsbild ab, das im 19. und frühen 20. Jahrhundert den Kirchenbau im Rheinland beherrschte. Zweitens befinden sich in ihr äußerst sehenswerte Glasfenster, deren Gestaltung für die Glasmalerei des 20. Jahrhunderts wegweisend geworden sind.


Geschichte

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts umfasste die Pfarre St. Quirin noch das gesamte Neusser Stadtgebiet. Doch das rasche Ansteigen der Bevölkerung und die Entstehung neuer Stadtviertel machten um 1900 eine kirchliche Neuorganisation der Stadt notwendig. Der Weg dorthin wurde geebnet, als dem Kirchenvorstand von St. Quirin im Jahre 1905 ein Barvermögen zufiel mit der testamentarischen Verfügung, es für den Bau einer dritten Pfarrkirche zu verwenden. Nachdem die Familie Thywissen ein Grundstück angeboten und zugleich eine Schenkung für den Erwerb des Grundstücks gemacht hatte, schrieb der Kirchenvorstand von St. Quirin einen Wettbewerb für den Bau der neuen Kirche aus. Die Planvorgabe forderte einen großen Kirchenraum und einen Bau weder im romanischen noch im gotischen Stil. Es gewann der Entwurf des Architekten Eduard Endler (Hannover 1860 – 1932 Köln), der vor allem durch einen klar gegliederten Baukörper überzeugte. Am 7. November 1909 legte der Kölner Erzbischof Dr. Antonius Fischer den Grundstein, und fast genau zwei Jahre später, am 31. Oktober 1911, benedizierte der erste Kaplan an St. Quirin, Joseph Geller die vollendete Kirche. Am folgenden Tag wurde der Seelsorgebezirk zum Rektorat mit Joseph Geller als erstem Rektor erhoben. Von ihm wird anlässlich der Glasmalereien noch die Rede sein.

Die Fenster

Ihre überregionale Bedeutung verdankt die Dreikönigenkirche den Fenstern, die der Wegbereiter der Glasmalerei des 20. Jahrhunderts, der niederländische Künstler Jan Thorn-Prikker (Den Haag 1868 – 1932 Köln) entworfen hat. Als der Neusser Beigeordnete Thywissen im Jahre 1911 der Kirche ein Chorfenster stiftete, übertrug Rektor Joseph Geller dem noch unbekannten Maler nicht nur den Auftrag für dieses eine Fenster, sondern gleich für sämtliche fünf Chorfenster und die vier Fenster des Querschiffes. Die Genehmigung des Kölner Generalvikariats holte er dazu nicht ein – "ich hielt es für klüger, den Auftrag geheim zu erteilen, denn kirchliche Kreise hatten bislang kaum Fühlung mit der modernen Kunst", meint der mutige Pfarrer dazu in seinen Lebenserinnerungen. Bereits in den ersten sechs Monaten des Jahres 1912 vollendete Jan Thorn-Prikker die Fenster im Stil des deutschen Expressionismus. Mittlerweile hatte jedoch das Generalvikariat von der Eigenmächtigkeit Joseph Gellers erfahren – es untersagte den Einbau der fertigen Fenster und suspendierte Geller 1913 von seinem Amt. Die Fenster, die 1914 auf der Ausstellung des Deutschen Werkbundes in Köln die überwältigende Zustimmung der Kunstwelt erfahren hatten, verbrachten den Ersten Weltkrieg "eingemottet" im Keller von Gellers Bruder. Erst 1919 gestattete die Erzbischöfliche Behörde dem Kirchenvorstand, die Fenster einsetzen zu lassen. Ihnen folgte 1929 die Ausführung der aus Symbolen und Ornamenten gestalteten Fenster des Langhauses und der Taufkapelle. Mit den Fenstern von Jan Thorn-Prikker besitzt die Kirche Heilige Drei Könige in Neuss unübertroffene Meisterwerke der Glasmalerei des 20. Jahrhunderts.

Fotos und Text: Dr. Christian Frommert

Literatur: Karl Emsbach, Max Tauch, Kirchen, Klöster und Kapellen im Kreis Neuss, Köln: Rheinland-Verlag 1986, S. 166 – 169.
Max Tauch, Hl. Dreikönige Neuss, München: Schnell & Steiner 1990 (Schnell Kunstführer Nr. 1806)

Anschrift:

Katholische Pfarrgemeinde
Heilige Drei Könige
Jülicher Straße 63
41464 Neuss

Tel. 02131 – 42550
Fax 02131 – 48511


Mit freundlicher Genehmigung der Kirchengemeinde (Michael Führer)
OI-N-1
weiterführende Links:

Webseite Hl. Dreikönige Neuss