Die Geschichte der Orgel
"Zu Ehren des Höchsten und zur Freude der Gemeinde"
Die Orgel der Gemeinde steht in einer Kirche mit großem historischen Hintergrund und stellt auch ein allgemein baugeschichtlich interessantes und bedeutendes Instrument dar. Vieles des hier Niedergelegten wurde Gesprächen und Erinnerungen entnommen. Schriftlich ist vor 1987 in der Bauabteilung der Kirchenverwaltung nichts vorhanden. Im Archiv der Firma Mühleisen befinden sich zwei Akten der Firma Weigle mit Material (Schriftstücke, Zeichnungen und Pläne) von (1913, Olgastr.) 1926-1969 (Akt I) und 1967-1985 (Akt II). Der Orgelbauvertrag von 1926 und das Jahr 1986 können bislang durch kein Aktenmaterial abgesichert werden.
1. Vorgängerinstrument
Bereits im Vorgängerlokal in der Olgastraße gab es eine zweimanualige Orgel, deren zweites Manual als Echowerk ausgeführt war. Sie wurde von der Firma Friedrich Weigle, Echterdingen, 1913/1914 gebaut und besaß schon elektrisches Gebläse und zusätzlich noch eine Schöpfanlage. Die Orgel-Altar-Anlage hatte in diesem Lokal Ähnlichkeit mit der späteren Anordnung in der Immenhoferstraße: Die Orgel befand sich hinter dem Altar, zwischen Altar und Orgel war eine Sitzbank eingebaut. Der gesamte Altarraum ist erhöht und durch Schranken abgetrennt. Der Spieltisch stand hinter einem Türbogen rechts seitlich des Orgelwerks, der Bälgetreter fand Platz symmetrisch links dazu hinter einer verschließbaren Tür. Eine Disposition ist nicht erhalten. Das Kirchenlokal wird heute noch benutzt, über den Verbleib bzw. Zustand der Orgel ist nichts bekannt.
2. Ursprung der Orgel
Die jetzige Orgel in der Immenhoferstr. 62 wurde 1926 von der Firma Friedrich Weigle, Echterdingen, als op.595 erbaut. Diese Firma besaß ein sehr hohes Ansehen, das auch durch einige gewonnene Preise gestützt wurde. Die Orgel in Stuttgart-Süd war als repräsentatives Instrument auch auf Werbebroschüren abgedruckt. Der Prospekt war mit Nische und Ornamenten dem Art-Déco-Stil verhaftet. Zwei Türme mit sternförmigem Grundriß aus Pfeifen des Prinzipal 8' und Oktavbaß 8' umrahmten das Mittelfeld aus Pfeifen des Violonbaß 16'. Alle Prospektpfeifen waren aus silberweiß gespritztem Zink, einige wenige Pfeifen mit der vermuteten Originalfarbe haben sich hinter dem rechten Turm des jetzigen Oktavbaß aus Holz erhalten. Das Klangbild war spätromantisch geprägt, die Traktur pneumatisch.
Die Disposition:
I. Manual 58 Töne |
II. Man 70 Töne, Echo |
Pedal 30 Töne |
1. Principal 8' |
11. Bourdon 16' |
21. Violonbaß 16' |
2. Seraphon Gedackt 8' |
12. Geigenprincipal 8' |
22. Subbaß 16' |
3. Gamba 8' |
13. Konzertflöte 8' |
23. Zartbaß 16' TM von 11 |
4. Wienerflöte 8' |
14. Salicional 8' |
24. Oktavbaß 8' |
5. Dulciana 8' |
15. Lieblich Gedackt 8' |
25. Salicetbaß 8' TM von 14 |
6. Oktave 4' |
16. Aeoline 8' |
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7. Rohrflöte 4' |
17. Vox coelestis 8' |
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8. Oktave 2' |
18. Gemshorn 4' |
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9. Mixtur 2 2/3' 3-4f. |
19. Spitzflöte 4' |
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10. Trompete 8' |
20. Piccolo 2' |
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Koppeln:
26. Koppel II/I
27. Koppel I/P
28. Koppel II/P
29. Subkoppel II/I
30. Superkoppel II/I
31. Superkoppel II/II
32. Baßkoppel Pedal [zu I] als Druckknopf
Druckknöpfe für
P: 4, 5, 15, 16, 23, 25, 26, 28
MF: [dazu] 2, 3, 7, 13, 14, 19, 22, 27
F: [dazu] 1, 6, 12, 18, 24
T: [dazu] 8, 9, 10, 11, 20, 21, 29, 30, 31
0
Pedalpiano ein, 1 fr. Combination
Absteller: Handregister ab, Walze ab, Tromp. ab
Pedaltritt für
Oktavkoppeln ab, Generalkoppel, Tutti, Walze und Echo
Registerschweller als Walze in 15 Stufen:
1: 16, 23, 26, 28 6: 13, 22 11: 1, 21
2: 5 7: 7, 19 12: 6, 18
3: 15, 25 8: 3 13: 8, 11
4: 4, 27 9: 2 14: 9, 20, 24, 29
5: 14 10: 12 15: 10, 30, 31
Gehäuse in Eiche, Spieltisch entsprechend, mit Rolldeckel, Klaviaturen aus Elfenit und mit Ebenholzauflagen, Pedal aus Eiche mit Weißbuchen und Birnbaum, Klaviaturansicht aus Nußbaum, furniert und poliert, Klaviaturbacken geschweift.
Elektrischer Gebläseantrieb und Schöpfanlage (1 Fußhebel z. Magazinbalg)
Die Orgel hatte damit 23 Register und 2 Transmissionen (mehrfache Verwendung einzelner Register) mit insgesamt 1520 Pfeifen. Hauptwerk und Echowerk wurden auf Membranladen, im Echowerk mit ausgebauter Superkoppel, errichtet. Das Pedal hatte im und direkt hinter dem Prospekt Kegelladen. Das Schwellwerk war damals bereits rechts und links verteilt, konnte aber nicht getrennt registriert werden. Die Schwellwerksgehäuse links und rechts sind vermutlich original.
3. Zerstörung im Weltkrieg und Wiederaufbau 1947
Am 12./13. September 1944 wurde die Kirche von 21 Brandbomben, Minen und Sprengbomben getroffen. Die Orgel wurde durch eine Bombe, die die Orgelnische traf und die Rückwand herausriss, schwer beschädigt. Nach einer Markierung im Orgelinneren wurde sie 1947 - als eine der ersten Orgeln in Stuttgart noch vor derjenigen der evangelischen Johanneskirche - bereits wieder in Stand gesetzt. Die Einweihung am 5.12.1946 - 20 Jahre nach der Kirchenweihe und anscheinend vor der endgültigen Fertigstellung bzw. Intonation der Orgel - spielte vermutlich der evangelische Orgelsachberater Dr. Walter Supper. Dies ist sehr wahrscheinlich, da der Wiederaufbau der Orgel auf eine Konzeption zurückgeht, die der berühmte Orgelsachverständige, der in der Orgelbewegung eine herausragende Rolle spielte, am 20.12.1945 aufstellte. Aus dieser Konzeption geht hervor, daß ein großer Teil des Materials wieder verwendet werden konnte und fast unbeschädigt blieb. Vor allem die Windladen (Hauptwerk und Echowerk) scheinen überwiegend unbeschädigt gewesen. Folgende Arbeiten wurden von Supper vorgeschlagen:
"Man wird beim Wiederaufbau der ehemals vorzüglichen Weigle-Orgel die inzwischen vorangeschrittenen Grundsätze der Orgelbewegung mitzuverwerten suchen und die Orgel folgendermaßen aufbauen sollen [sic!]:
Hauptwerk 58 Tasten:
1. Prinzipal 8' alt, auf alter Lade, neu intoniert.
2. Querflöte 8' alt, auf alter Lade, umgearbeitete Wienerflöte 8'
3. Dulzflöte 8' alt, auf alter Lade, umgearbeitete Dulziana 8'
4. Quintadena 8' aus Seraphongedackt 8' hergestellt und auf dessen Lade.
5. Oktave 4' alt, auf alter Kanzelle, neu intoniert.
6. Rohrflöte 4' alt, auf alter Kanzelle, 4 Halbtöne weiter als seither.
7. Nasat 2 2/3', neu, anstelle Gamba 8', zum Teil aus deren Pfeifen.
8. Oktave 2' alt, auf alter Kanzelle, neu intoniert.
9. Mixtur 4-5f. neu, auf alter Mixturlade, beginnend mit 1 1/3' + 1' + 2/3' + 2/3', endigend mit 4' + 4' + 2 2/3' + 2'.
10. Trompete 8', alt, aber durchgreifend umgearbeitet.
Schwellwerk 58 Tasten, Ausbau durch alle Register auf 70 Töne:
11. Gedacktpommer 16' alter Bordun 16' mit erniedrigten Aufschnitten.
12. Geigendprinzipal 8' altes G'Prinzipal 8', barock intoniert.
13. Gedackt 8' altes Liebl. Gedackt 8', 6 HT weiter, Aufschn. ern.
14. Weidenpfeife 8' altes Salizional 8', barock umintoniert.
15. Prinzipal 4', neu anstelle von Gemshorn 4' und auf dessen Kanzelle.
16. Spitzflöte 4' alt, auf alter Kanzelle, jedoch 5 HT weiter.
17. Piccolo 2' alt, auf alter Kanzelle, jedoch 4 HT weiter.
18. Terzflöte 1 3/5' neu, auf Kanzelle Vox Coel., erst ab c°. [hs: "tiefe Oktave neu gemacht"]
19. Sifflöte 1 1/3' neu, auf Kanzelle Aeoline, z.Tl. aus deren Pfeifen.
20. Terzianscharf 5f., neu auf Kanzelle Konzertflöte 8', beginnend mit 2' + 1' + 1/2' + 1/3' + 1/4', endigend mit 4' + 2 2/3' + 2' + 2' + 1 3/5'.
Im Schwellwerk werden die Register Gedackt 8' und Weidenpfeife 8' gegenseitig vertauscht, weil die Weidenpfeife (Salizional) seither ins Pedal transmittierbar war; diese Transmissionseinrichtung kommt dem Gedackt mehr zugute als dem Salizional.
Pedalwerk 30 Tasten:
21. Singendprinzipal 16' alter Violonbaß, jedoch umintoniert.
22. Subbaß 16' alt, nach Möglichkeit 2-3 HT weiter.
23. Stillgedacktbaß 16' Abzug von No 11, war seither schon.
24. Oktavbaß 8' [hs: "neu Prospekt"] alt, auf alter Kanzelle, falls Prospekt bleibt.
25. Gedacktbaß 8' [hs: "Salicional"] Abzug von No 13.
26. Dolkan 4' neu, auf neue Lade.
27. Rauschpfeife 2 2/3' + 2', neu, auf neuer Lade.
Dazu wird noch empfohlen:
28. Fagottbaß 16', neu, auf neuer Lade. Sollte mindestens vorgesehen werden im Spieltisch. "
Auch die Spielhilfen wurden verändert: Statt der Suboktavkoppel wurde eine "Oberoktave II/Pedal" eingebaut. Statt der festen Kombinationen P, etc. sollten Gruppenzüge "Flöter + Gedackte 8'; Flöter + Gedackte 8'4'2'; Kleines Tutti, Großes Tutti" vorgesehen werden; Ausführung unbekannt. Vermehrung auf 2 freie Kombinationen, an die Stelle des Pianopedals trat eine freie Pedalkombination, "Handreg. Ab" wurde für jede Kombination wirksam. Statt eines gemeinsamen Schwelltritts bekam jede Seite des Schwellwerks einen eigenständigen Schwelltritt.
Die Disposition wurde somit auf 27, dann 28 Register erweitert und entsprechend dieser Phase der Orgelbewegung umgestaltet:
Hauptwerk |
Schwellwerk |
Pedal |
1. Prinzipal 8' |
11. Gedecktpommer 16' |
21. Singend Prinzipal 16' |
2. Querflöte 8' |
12. Geigendprinzipal 8' |
22. Subbaß 16' |
3. Dulzflöte 8' |
13. Gedackt 8' |
23. Stillgedeckt 16' TM |
4. Quintadena 8' |
14. Weidenpfeife 8' |
24. Oktavbaß 8' |
5. Oktave 4' |
15. Prinzipal 4' |
25. Weidenpfeife 8' TM |
6. Rohrflöte 4' |
16. Spitzflöte 4' |
26. Dolkan 4' |
7. Nasat 2 2/3' |
17. Piccolo 2' |
27. Rauschbaß 2f. |
8. Oktave 2' |
18. Terzflöte 1 3/5' |
28. Fagott 16' |
9. Mixtur 1 1/3' 4-5f. |
19. Sifflöte 1 1/3' |
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10. Trompete 8' |
20. Terzianscharf 2' 5f. |
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Bei der Reinigung 2001 wurden hinter dem 1947 aufgebauten Prospekt im Relais des neuen Oktavbaß 8' weitere 12 leere Ventile gefunden, die vermutlich vorbereitet wurden, um den Oktavbaß in einen Choralbaß 4' weiterzuführen. Für diesen Plan ist archivalisch kein Beleg vorhanden.
Die äußerlich tiefgreifendste Änderung betraf den Prospekt. Die beiden im Grundriß sternförmigen und vorspringenden Türme links und rechts wurden entfernt, ebenso der spitz zum Altar hin vorspringenden Sockel des zentralen Pfeifenfeldes. An ihre Stelle trat ein nur durch gerade Absätze in der Tiefe gestaffelter Prospekt. Dabei wurden die Oktavbaßpfeifen, die in den Türmen standen, und die teilweise blinden kleinen Prospektpfeifen vor dem Mittelfeld durch Holzpfeifen ersetzt, was durchaus dem Stil der Zeit entsprach. Die Prinzipalpfeifen des rechten Turms wurden versetzt an die Stelle des Gitters. Die Lisenen und das Gitterwerk zwischen den einzelnen Feldern verschwanden, an die Stelle des letzteren links traten Blindpfeifen. Der gesamte Prospekt wurde durch weitere blinde Pfeifen links und rechts verbreitert. Vor dem zentralen Feld wurde ein großes Holzkreuz aufgestellt. Dr. Supper schlug auch eine Einbeziehung der Fagottpfeifen in den Prospekt vor. Denkbar wäre somit ein Prospektbild gewesen, wie es heute in der Stadtkirche von Plochingen noch zu sehen ist und das ja ebenfalls von Supper entworfen wurde. Freistehende Zungenpfeifen im Prospekt wurden jedoch erst einige Jahre später Mode, wie es die Prospekte der Orgeln in Reutlingen-West (Betzingen) und Kempten-St.Mang zeigen. Dafür spricht auch die Position der neuen Pedallade unter dem mittleren Prospektfeld.
Der Schlußsatz Dr. Suppers lautete: "Wenn die Orgel nach vorliegendem Plane umgestaltet würde, hätte die Gemeinde ein hervorragendes Instrument. Dieser Umstand ist in dem ausgebombten Stuttgart sehr zu beachten. Ich möchte wünschen, dass dieses Instrument recht bald zu Ehren des Höchsten und zur Freude der Gemeinde erklingen möge."
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4. Umbau und Registerumstellungen 1952/53
Bereits wenige Jahre später - typisch für den Zeitgeschmack - genügte die Orgel in ihrer Klanglichkeit nicht mehr. Es wurden - so die Erinnerungen - überwiegend Spenden gesammelt, so daß die Orgel unter Leitung des Organisten Dipl. Ing. Rudolf Vogel umgebaut und erweitert werden konnte. Für diese Finanzierung durch die Gemeinde aus verschiedenen Geldquellen spricht die Planung und Durchführung der Arbeiten, die in mehreren Phasen verlief, wie auch die Ausfertigung zweier Kostenvoranschläge am selben Tag (8. August 1952).
1. Zuerst wurde die Oktave des Hauptwerks an die Stelle der Terz im Schweller gesetzt.
2. Desweiteren war geplant - dies der Stand des Angebots vom 8.8.1952 -, das Hauptwerk durch Umstellen der Dulzflöte 8' zu 16' auf 16'-Basis zu stellen. Hs. wurde dies geändert, nun kam auf diesen Stock ein Rankett 16'. Das Nasat wurde durch die entnommene Terz (ab c°) zur Sesquialter erweitert. An die Stelle der Oktave 2' trat eine Waldflöte 2'. Die Mixtur wurde nach Angaben von OSV Vogel in der Zusammensetzung geändert, ebenso entfiel im Schwellwerk der Terzchor des Terzianscharf, das zu einem Scharf 4f [1'] umgestellt wurde. Ein Terzian 3f., hs. korrigiert als Terzzimbel, ersetzte das Piccolo 2'. Eine neue Windlade für eine zusätzliche Oboe 8' war eingeplant, hs. wurden die Pfeifen in das Angebot mit aufgenommen. Kein Angebot existiert über die Erweiterung der Rauschpfeife auf 4f. (geplant, dann 3f. ausgeführt) und um eine Posaune 16' und eine Umstellung des Fagott 16' zu 8'. Aber am 8.8.1952 wurde die Einrichtung der Fortführung Trompete 8' aus einer Posaune 16' angeboten, so daß auch durch hs. Notiz belegt als 2. Phase folgende Arbeiten angenommen werden können: Umstellung der Register Sesquialter 2f., Waldflöte 2', Mixtur, Oktave 2', Fagott 8' (ohne obere Oktave) und Posaune 16' (ohne Fortführung, C-f'' schon vorhanden)
3. Die übrigen Arbeiten des Angebots vom August 1952 werden ausgeführt: Rankett 16', Scharff 4f., Terzzimbel 3f., Hautbois 8', Pedaltrompete 8'.
4. Über die Ergänzung des Fagott 8' gibt es keine Angebote, nur hs. Notizen. Genauso ist nur hs. über den Ersatz der Querflöte durch eine Spitzgambe 8' berichtet. Keinerlei schriftliche Zeugnisse gibt es für die Erweiterung des Geigenprinzipals um einen 4'-Chor ab f°, der erst in einer vermutlich 1953 aufgestellten Disposition in Klammern erscheint. Sämtliche Registerwippen wurden neu angefertigt.
Intention war es, entsprechend den Idealen der Orgelbewegung das Instrument noch stärker zu barockisieren. Die Spitzgambe 8' orientiert sich in der Mensur an dem Silbermannschen Register. Im Schwellwerk wurde das Scharff um einen Chor gekürzt und auf 1' gesetzt und die Terzzimbel nach Schnitger eingebaut. Damit waren beide Schwellwerkshälften kleine Werke in sich, was durch die Ausweitung des Geigenprinzipals zum Piffaro mit Pfeifen des tiefsten Scharfchores weiter gestützt wurde. Auch die Umsetzung der Oktave 2' deutet darauf hin, daß das II. Manual gleichberechtigt neben das I. Manual treten sollte, der alte Echocharakter ging verloren. In ähnlicher Absicht wurde das Pedal ausgebaut.
Interessant ist eine Zusammenstellung der Mixtur, die hs. in Akt I erhalten ist. Sie repetiert im Quintabstand und nimmt damit die modernsten Überlegungen im Orgelbau dieser Zeit auf. Die Ausführung dieser Arbeit ist nicht gesichert, im Angebot von 1952 ist jedoch die Umstellung und Neuanfertigung von 69 Pfeifen zur Mixtur "nach den besonderen Angaben von Herrn Dipl. Ing. Rudolf Vogel" enthalten:
C |
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|
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1 1/3' + |
1' + |
2/3' + 1/2' |
G |
|
|
|
1 1/3' + |
1' + 1' + |
2/3' |
d° |
|
|
2' + |
1 1/3' + |
1' + 1' + |
2/3' |
a° |
|
|
2' + |
1 1/3' + 1 1/3' + |
1' + 1' |
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e' |
|
2 2/3' + |
2' + |
1 1/3' + 1 1/3' + |
1' |
|
h' |
4' + |
2 2/3' + |
2' + |
1 1/3' + 1 1/3' + |
|
|
fis'' |
4' + |
2 2/3' + 2 2/3' + |
2' + |
1 1/3' |
|
|
cis''' |
4' + 4' + |
2 2/3' + 2 2/3' + |
2' |
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Die Disposition nach der Reihenfolge des Spieltischs:
Hauptwerk |
Schwellwerk |
Pedal |
1. Spitzgamba 8' |
Linker Schweller: |
22. Stillgedecktbaß 16' TM |
2. Quintadena 8' |
11. Gedecktpommer 16' |
23. Subbaß 16' |
3. Prinzipal 8' |
12. Weidenpfeife 8' |
24. Singend Prinzipal 16' |
4. Rohrflöte 4' |
13. Piffaro 1-2f. 8' + 4' |
25. Weidenpfeife 8' TM |
5. Oktave 4' |
14. Scharff 4f. 1' |
26. Oktavbaß 8' |
6. Waldflöte 2' |
|
27. Dolkan 4' |
7. Sesquialter 1-2f. 2 2/3' + 1 3/5' |
Rechter Schweller: |
28. Rauschpfeife 3f. 2 2/3' |
8. Mixtur 4-5f 1 1/3' |
15. Gedackt 8' |
29. Posaune 16' |
9. Rankett 16' |
16. Spitzflöte 4' |
30. Fagott 8' |
10. Trompete 8' |
17. Prinzipal 4' |
31. Pedaltrompete 8' Fortf. |
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18. Oktave 2' |
|
|
19. Sifflöte 1 1/3' |
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20. Terzzimbel 3f. 1/4' |
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|
21. Hautbois 8' |
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- Tremolo zu Hautbois |
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Koppeln: II/I, II/P, I/P, 4' II/I, 4' II/P
2 fr. Komb, Tutti, Zungen ab.
Für die Windlade der Posaune/Trompete wurden wie auch für die Oboe 8' Eisenträger in die Wand gesetzt. Alle zusätzlichen Windladen wurden als pneumatische Kegelladen gebaut, die Oboe erhielt zudem einen eigenen Regulierbalg. Ein Notizzettel, enthaltend Skizzen zu Waldflöte 2', Mixtur, Rauschpfeife und Fagott, notiert eine Windstärke von 90 mm WS.
5. 1964
Nach einer Kirchenrenovierung wurde die Orgel lediglich repariert und wieder spielbar gemacht. Zudem wurde das Hauptwerk und ein Teil des Pedals, nicht das Schwellwerk und der Rest des Pedals, gereinigt. Es muß aber schon am 30.10.1963 ein Angebot vorgelegen haben für einen größeren Umbau, Ausreinigung, Elektrifizierung etc.. Ein Umbau hätte also problemlos mit der Kirchenrenovierung verbunden werden können.
6. Umbau 1969
Schon im November 1966 wurden erneut Maßnahmen überlegt, ein Abriß der Orgel und Neuaufbau mit vorhandenem Material wurde aus Kostengründen fallengelassen. Als Kompromiß wurde dafür ein neuer Spieltisch und die Elektrifizierung der Orgel vorgeschlagen. Damit verbunden werden sollten eine Wurmbehandlung und Reinigung der Orgel, Überprüfen, Reparieren und Lackieren der Windladen, sowie klangliche Veränderungen. Aufgestellt wurden diese Änderungen vom Orgelsachverständigen Habermaier. Auch gab es die Überlegung, den Prospekt neu auszuführen.
Basierend auf diesen Planungen wurde am 12.4.1967 ein Kostenvoranschlag abgegeben, in dem neben Vorschläge von OSV Habermaier auch Angaben des Orgelsachberater Dr. Supper einbezogen war. Es sollten außer den oben genannten Maßnahmen folgende Register umintoniert werden:
Prinzipal 8' |
Männlichere Inton. |
Spitzgamba 8' |
Etwas Ansatz |
Oktave 4' |
Oblab. erniedr. |
Rohrflöte 4' |
Kulleriger inton. |
Waldflöte 2' |
Etwas pfiffiger |
Trompete 8' |
Eleganter inton. |
Gedacktpommer 16' |
Ausgleichen |
Prinzipalpiffaro 2f. |
Ausgleichen |
Scharff 4f. |
Frischer inton. |
Gedackt 8' |
Ausgleichen |
Prinzipal 4' |
Frischer inton. |
Oktave 2' |
Frischer, Oblab. erniedr.? |
Terzzimbel 3f. |
Brillianter |
Oktavbaß 8' |
Geschmeidiger |
Dolkan 4' |
Zeichnender |
Posaune 16' |
Vornehmer |
Pedaltrompete 8' |
Vornehmer |
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Das Rankett 16' sollte durch Schalmey 4' ersetzt werden, Quintade 8' durch Holzflöte 8', die Weidenpfeife 8' durch Harfpfeife 8' und statt ihrer das Gedackt ins Pedal transmittiert werden. Die Mixtur sollte um einen 2'-Chor, die Rauschpfeife 3f. um einen 1'-Chor, die Sesquialter um einen 1 1/7'-Chor erweitert werden.
Im Werkstattauftrag wurden die Erweiterungen der Rauschpfeife und der Sesquialter gestrichen. Auch die erneut geplante Transmissionsänderung, Gedackt 8' ins Pedal statt Weidenpfeife, resp. Harfpfeife, wurde nicht ausgeführt. Dafür wurde mit Einbau des neuen Spieltisches das Schwellwerk, das zuvor schon in zwei Bereichen getrennt schwellbar war, endgültig in zwei separate Werke getrennt, die unabhängig voneinander gekoppelt werden können: Auxiliaire und Schwellwerk.
Der Auftrag wurde am 25.1.1968 schriftlich erteilt. Details wurden zwischen dem damaligen Betriebsleiter Herrn Mühleisen und Herrn Habermaier besprochen. Im April 1968 wurde eine Reinigung der gesamten Orgel nachträglich angeboten. Am 13.1.1969 begannen schließlich die Arbeiten, in deren Verlauf die Außenwand der Orgelnische isoliert wurde. Zusätzlich wurde während der Arbeiten auch die große Lade des Hauptwerks getrennt und ein breiterer Stimmgang eingefügt.
In der Schlußabrechnung vom 24.10.1969 wurden noch zusätzliche Arbeiten aufgelistet: Die Windverhältnisse wurden verbessert, die Pappkanäle durch flexible Rohre ersetzt, der alte Schöpfbalg ausgebaut. Die meisten Membranen wurden ersetzt. Windladen wurden besser gelagert, Laufböden neu eingezogen. Die unteren Schwellflügel des Auxiliaire (linker Schweller) wurden entfernt, die Prospektpfeifen neu befestigt.
Erneut wurden in der Orgel dem geänderten Zeitgeschmack entsprechend einige Register ausgetauscht, bzw. ergänzt. Die alte Mixtur wurde um einen neuen Chor ergänzt. Damit wurde der Obertongehalt der Orgel wie die Brillianz gesteigert. Einer ähnlichen Intention folgten die Intonationsangaben und der Plan einer Erweiterung der Sesquialter um einen Septimenchor, der als hoher Aliquotchor vollkommen der Mode entsprach. Die Schalmey 4' ersetzte das Rankett 16' und verstärkte den Orgelklang im Plenum, eine Tendenz, die allgemein seit dieser Zeit zu finden war. Die Orgel bekam recht schwache Grundstimmen und starken Obertongehalt, der zur Lautstärkensteigerung diente. Die konische Harfpfeife ersetzte die alte Weidenpfeife, die Holzflöte die Quintade, damit ging originale Substanz weiter verloren. Diese Phase der Orgelbewegung ersetzte alte Pfeifen, statt sie umzusetzen. Es wurden Register eingesetzt, die den barocken Orgelklang modern fortsetzen sollten, wie die Harfpfeife und der Septimenchor, ohne sich aber an konkrete Vorbilder zu halten (anders die Spitzgamba nach Silbermann, die Terzzimbel nach Schnitger). Trotz allem wurden auch 1969 wieder Aufschnitte erniedrigt.
Mit diesen Änderungen ist der bis 2001 gültige Stand der Disposition erreicht, die Orgel umfaßt damit 31 Register mit insgesamt 2289 Pfeifen :
Hauptwerk |
Schwellwerk (II.M.) |
Auxiliaire (II.M.) |
Pedal |
1. Prinzipal 8' |
11. Gedackt 8' |
18. Gedecktpommer 16' |
22. Singend Prinzipal 16' |
2. Spitzgamba 8' |
12. Spitzflöte 4' |
19. Prinzipal-Piffaro 8'+4' |
23. Stillgedeckt 16' (TM) |
3. Holzflöte 8' |
13. Kleinprinzipal 4' |
20. Harfpfeife 8' |
24. Subbaß 16' |
4. Oktave 4' |
14. Kleinoktave 2' |
21. Scharff 4f. 1' |
25. Oktavbaß 8' |
5. Rohrflöte 4' |
15. Sifflöte 1 1/3' |
|
26. Harfpfeife 8' (TM) |
6. Waldflöte 2' |
16. Terzzimbel 3f. |
|
27. Dolkanpfeife 4' |
7. Sesquialter 2f. |
17. Hautbois 8' |
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28. Rauschpfeife 3f. |
8. Mixtur 5-6f |
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29. Posaune 16' |
9. Trompete 8' |
|
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30. Trompete 8' (Fortf.) |
10. Schalmey 4' |
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31. Fagott 8' |
Normalkoppeln, Superkoppeln der beiden Schwellwerke auf das Hauptwerk, 2 fr. Kombinationen, 2 feste Kombinationen, 1 Pedalkombination, Registerwalze
An technischen Details sind in den Akten Mensurangaben für Holzflöte, Harfpfeife und den Mixturenchor erhalten, auch die Mixturzusammensetzung ist zu entnehmen. Dadurch kann vermutet werden, daß die 1952 geplante reine Quintrepetition nicht ausgeführt wurde. Statt der damals geplanten doppelten Quintchöre wurden nun doppelte Oktavchöre gesetzt.
7. Wartung 1973-1974, Renovierung 1976
An vielen Holzteilen zeigten sich, vermutlich durch falsche Heizung, starke Schwundstufen, die mit Mollton und Windladenpapier am 11.-13.4.1973 abgedichtet wurden. Am linken Schwellwerk (Auxiliaire) wurden gleichzeitig die entfernten Schwellflügel wieder eingebaut. Die Manualtrompete hielt zu dieser Zeit keine Intonation mehr, die Oktave 4' (dünnwandiges Zink) keine Stimmung.
Die alte romantische Trompete 8' und die Oktave 4' wurden im Frühjahr 1974 entsprechend einem Angebot vom 5.9.1973 gegen eine neue Trompete, Stiefel Zinnleg., Becher Naturguß, und eine neue Oktave, 70% Zinn, ausgetauscht. Bereits 1974 oder 1975 wurde die Trompete ausgebaut und später in eine andere Orgel versetzt. Eine andere Trompete (von Killinger) wurde am 22.-23.9.1975 eingebaut.
Wegen einer erneuten Kirchenrenovierung wurde 1976 die Orgel lediglich abgedeckt, nicht ausgebaut. Aber der Prospekt wurde umgebaut und erhielt neue zusätzliche Holzpfeifen. Dieser Aufwand war durch das Entfernen des Holzkreuzes, das seit 1947 zentral vor dem mittleren Prospekt stand und in der blinden Holzpfeifenreihe davor verankert war, nötig geworden. Es wurden 4 Holzpfeifen neu angefertigt.
8. Überholung 1989-1992
Die Jahreszahl der Überholung 1989 ist in der Orgel handschriftlich angegeben. Allerdings findet sich nur eine größere Reparatur aus dem Jahr 1988 in den Unterlagen. Hier sollten nach Kostenvoranschlag vom 15.10.1987 Verschleißteile, 1.618 Membranen, ausgetauscht werden. Aufgrund des hervorragenden Materials aus dem Jahr 1926 und 1969 konnte aber der Aufwand auf 481 Membrane verringert werden.
1992 mußte dann die im Jahre 1969 angebrachte Elektrifizierung verbessert werden, um die Orgel bis zu einer damals geplanten Renovierung der Kirche spielbar zu halten. Vor allem mußten Funkenlöscher in der Orgel und eine Verstärker-Ausgangsschaltung eingebaut werden.
Nach einer Zwischenrenovierung 1995 (Malerarbeiten) wurde eine dringende Ausreinigung der dabei ungeschützten Orgel inklusive Nachintonation angemahnt, die aber nicht erfolgte.
9. Substanzerhaltende Maßnahmen 2001
Im Rahmen der Renovierung vor dem 75jährigen Jubliäum von Kirche und Orgel konnten auch einige Maßnahmen an der Orgel vorgenommen werden. Zunächst wurden alle Pfeifen gereinigt, an Stimmrollen und Füßen repariert, ausrundiert und gerichtet. Die Windladen und die Windanlage wurden vor Ort überprüft, überholt und instandgesetzt, ebenso der Spieltisch und die Traktur. Die 1992 provisorisch eingebaute Verstärker-Ausgangsschaltung der elektrischen Traktur erhielt nun einen sicheren Schutz durch einen neuen Kasten aus Tipla. Die Windversorung des im Diskant recht windstößigen linken Schwellwerks wurde durch einen Schwimmerregulator verbessert.
Die Pfeifen der Terzzimbel waren unstimmbar und völlig verschlagen. Sie mußten ausgetauscht werden. Um die bisherige Entwicklung der Orgel nicht zu zerstören, also das rechte Schwellwerk nicht seines eigenen Werkcharakters im Sinne der Orgelbewegung zu berauben, andererseits die alten Register nicht wieder mit einem Register mit zu starkem Obertongehalt zu überfordern, erhielt das Schwellwerk eine dreifache Zimbel auf 1'-Basis beginnend mit 1', 2/3' und 1/2' und repetierend bei c', c'', c''' und gs'''. Damit liegt die Zimbel immer mindestens um einen Chor höher als Mixtur und Scharf.
Mit dieser vorsichtigen Einfügung eines neuen Registers wurde eine Umintonation vorgenommen, deren Ziel es war, die gewachsene Substanz zu bewahren und auf der Basis der erhaltenen Originalregister zu einer Einheit zu verschmelzen. Damit verbunden war die Kräftigung der Grundstimmen, der Prinzipal 8', der Singend Prinzipal/Violonbaß 16', der Gedacktpommer/Bourdon 16' wurden nach Möglichkeit angehoben. Ebenso sollte das alte Lieblich Gedackt wieder seine runden Aufschnitte erhalten. Dies war nicht wie geplant möglich, da durch das Erniedrigen der Aufschnitte das originale Oberlabium abgefräst worden war. Die klangliche Veränderung des Oktavbaß erreichte ihre Grenze in der Substanz der Pfeifen von 1947. Die Holzflöte 8' wurde in der Lautstärke dem Diskant zu angehoben und erhielt dadurch den typischen Charakter. Die Harfpfeife 8', 1969 noch gänzlich ohne Kernstiche intoniert, wurde mit Kernstichen möglichst dem Klangcharakter eines runden Salicionals angeglichen. Damit ist nun ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden konischen Streichern, der Spitzgambe und der Harfpfeife, hörbar. Die Zungenstimmen wurden sorgfältig ausgeglichen.
Die klangliche Rundung erfolgte ohne die ursprünglich geplante Anhebung des Winddrucks. Die in der Orgel angeschriebene Höhe von 90 mm WS wurde wegen der Membranladen als original angenommen und mußte mit dem Abdichten der Windanlage nur leicht korrigiert werden.
Neben diesen Arbeiten wurden von den meisten Labialpfeifen Mensuren genommen, die überarbeiteten Register wurden auf Spuren und Umsetzungen hin untersucht. Als Ergebnis dieses und der Sichtung des Archivmaterials entstand vorliegender Bericht.
Pünktlich 75 Jahre nach ihrer Einweihung wurde die Überholung und Instandsetzung der Orgel am 6.12.2001 beendet. Die Orgel wurde am Samstag, 8.12.2001 durch den zuständigen Orgelsachverständigen und Unterzeichner vorgestellt und erklang am 9.12.2001 zum ersten Mal wieder im Gottesdienst.
10. Bewertung des momentanen Zustandes
Die Orgel stellt mit ihrem qualitativ hochwertigen Material aus der Bauzeit von 1926 eine sehr schützenswerte Substanz dar. Diese exzellente Qualität hat dazu beigetragen, daß die Kosten, die für die eigentliche Funktionssicherheit des Instruments aufgebracht werden mußten, relativ gering waren. Lediglich der Ersatz des Spieltisches und der Traktur 1969, der Ersatz zweier Register 1974 bzw. 1976 sowie der in den Kosten weit unter den Erwartungen liegende Austausch einiger Verschleißteile 1988 betreffen die ursprüngliche Substanz. Die Umbauten 1947 und 1953, bzw. 1969 waren durch Kriegsschäden und vor allem durch den veränderten Geschmack bestimmt. In Einzelheiten wurden diese Veränderungen zum Teil wieder rückgängig gemacht.
Insgesamt stellt die Orgel der Kirche Stuttgart-Süd eine gewachsene Einheit dar, die es vorsichtig zu bewahren gilt. Der Grundbestand ist spätromantisch, die Erweiterungen wurden nach dem Verständnis der damaligen Zeit als Verbesserungen angesehen, sie konnten aber den ursprünglichen Charakter der Orgel nie ganz verwischen. Deshalb sind die neobarocken Zutaten zum Großteil als integrierter Bestandteil der Orgel und als Zeugen der Baugeschichte ebenfalls schützenswert.
Alle Maßnahmen, die in Zukunft getroffen werden, sollten sich deshalb an der Bewahrung des ältesten Erhaltenen und der Integration des später Hinzugekommenen messen.
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