|  In der Ev. Dorfkirche St. Georg in Meinersen, Kreis Gifhorn  (Niedersachsen), befindet sich auf der rückwärtigen Empore ein ansprechendes  kleines Orgelgehäuse im Barockstil. Dieses beherbergt seit 1984 ein Orgelwerk von  Rudolf Janke (Bovenden) mit 11 Registern auf einem Manual und Pedal. Bereits  die Vorgängerorgel, 1883 von Ph. Furtwängler & Söhne (Hannover) mit I+P und  12 Registern auf Kegelladen vollendet, verwendete den vorhandenen  Barockprospekt, der zu dieser Zeit mit seitlichen Anbauten verbreitert wurde. Beim  Janke-Neubau wurde das Gehäuse wieder in den ursprünglichen Zustand  zurückgeführt. Von dem ursprünglichen Instrument, das noch vor der besagten  Barockorgel existierte heißt es lediglich, dass eine geplante Reparatur 1734  noch nicht durchgeführt worden sei, d.h. der Neubau von Orgel und Gehäuse muss  in den Jahrzehnten danach stattgefunden haben. Die Kirche ist wegen  Baufälligkeit 1775-80 neu errichtet worden. 
 Bisher fehlen über die Herkunft des alten Orgelgehäuses  schriftliche Nachweise, so dass eine eindeutige Identifizierung des Orgelbauers  nicht belegt werden kann. Allerdings haben inzwischen sowohl der  Orgelsachverständige und Kreiskantor Axel Fischer, als auch der Orgelarchitekt  Lothar D. Zickermann unabhängig voneinander eine plausible Zuschreibung  geäußert.
 Anhand von Vergleichen mit anderen erhaltenen Instrumenten lässt  sich nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit schließen, dass es sich bei dem  Prospekt in Meinersen um ein Werk des Orgelbauers Johann Georg Stein handelt (1712-85).  Von ihm stammt u.a. die Orgel der Stadtkirche in Uelzen. Kleinere Gehäuse von  Stein sind z.B. erhalten in Warlitz, Steinhorst und Dahlenburg.
 
 Die Ähnlichkeiten der charakteristischen Prospektgestaltung vor  allem der drei letztgenannten Orgeln im Vergleich zu Meinersen sind  offensichtlich: Das Prospektkonzept mit trapezförmigem Mittelturm und runden  Außentürmen, die Profilierung, der Pfeifenverlauf, die speziellen Lisenenproportionen  u.a. lassen auf den gleichen Urheber bzw. die gleiche Werkstatt schließen.  Abweichungen in der Ornamentik und der Diskantfeld-Doppelung sind individuelle  Varianten eines Themas. Der geografische Wirkungskreis von J. G. Stein, der ab  etwa 1758 seine Werkstatt als Nachfolger Hagelsteins in Lüneburg betrieb, als  auch der Ausschluss anderer Orgelbauer der gleichen Orgellandschaft des 18.  Jahrhunderts mittels ihrer jeweiligen stilistischen Charakteristiken stützen  diese Zuschreibung.
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