Die Ahrend-/Brunzema-Orgel in St. Martini
Der Prospekt der Martini-Orgel in Bremen gehört zu den eindrucksvollsten Schöpfungen des Orgelbaus in Norddeutschland. Er entstand in zwei Bauphasen in St. Ansgarii, Stellichte (bei Walsrode) und aus der ehemaligen Schlosskapelle in Rotenburg (jetzt beim Bremer Focke-Museum) ein prächtiges Ensemble der Orgelkunst der Spätrenaissance, das in ganz Deutschland nichts Vergleichbares findet.
Die Anlage in St. Martini geht auf zwei Orgelbauer zurück: den in Bremen wirkenden Meister Marten de Mare und den Lüneburger Meister Christian Bockelmann, dessen Name am Mittelturm des Rückpositivs zu lesen ist.
Der aus einer beutenden niederländischen Orgelbauerfamilie stammende Marten de Mare wurde mit Orgelbauten in den Bremer Kirchen St. Martini (1603) und St. Ansgarii (1611/12) beauftragt. Er hatte 1595 den Bürgereid in Bremen geleistet und führte von hier aus Orgelprojekte aus, von denen der reich verzierte Prospekt in der Gutskapelle zu Stellichte (1610) und wesentliche Teile der Orgel im südwestfälischen Kloster Oelinghausen (1599) erhalten sind.
Christian Bockelmann gehört zur Schule der großen Hamburger Orgelbauerfamilie Scherer. Er errichtete in den Jahren 1601 10 in der Lüneburger St. Lamberti-Kirche das damals größte existierende Orgelwerk mit 60 Registern.
Ein großer Umbau der Martini-Orgel fand zwischen 1707 und 1709 durch Arp Schnitger statt, wobei der prächtige Renaissance-Prospekt unverändert blieb. Dies kann als ein Zeichen der Wertschätzung Schnitgers für die kunstvolle Gestaltung des Gehäuses gesehen werden, da Schnitger nur in seltenen Ausnahmefällen das Äußere der von ihm umgebauten Orgel in der vorgefundenen Form beließ.
Nach Renovierungen durch Heinrich Wilhelm Eckmann (1758), dem Erbauer der Orgel in St. Stephani, und Otto Biesterfeld (1834) wurde 1894 ein völliger Neubau durch die Firma Furtwängler & Hammer aus Hannover ausgeführt. Es handelte sich dabei um ein »modernes« Werk mit pneumatischer Traktur, wobei leider das alte Pfeifenwerk verloren ging.
Zum Abschluss des Wiederaufbaus der kriegszerstörten St. Martini-Kirche erbauten Jürgen Ahrend und Gerhard Brunzema 1962 ein neues Werk mit drei Manualen und 33 Registern hinter den alten, durch Auslagerung geretteten Orgelprospekten. Es gehört zu den ersten Beispielen einer modernen Orgel in alter Bauweise und in Annäherung an das Klangideal des 17. und 18. Jahrhunderts. Anlässlich einer Renovierung erhielt das Instrument 2005 die Bach/Kellner-Stimmung und kann heute als eine der besten Bach-Orgeln Norddeutschlands gelten. Zur klanglichen Wirkung gehört auch die vorzügliche Akustik in der St. Martini-Kirche.
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