Konzeption
Die Ausschreibung sah als stilistische Vorgabe für den Klang des Instruments, nicht für das Gehäuse, eine Orientierung am klassischen Orgelbau Italiens vor. In der Detailplanung wurden die Mensuren auf Vorbilder der Familie Antegnati Graziadio (1525-1590) und Costanzo (1549-1624) ausgerichtet. Sie wurden entsprechend den Forschungen des Sachverständigen nach Mensurkonstruktionen in traditioneller Weise errechnet.
Der Standort der Orgel ist durch im Grundriß durch den Schnittpunkt von Kreis und Ellipse, die dem Kirchenbau und dem Saal zugrunde liegen, definiert. Das Instrument steht eingeschoben in der rechten Wandscheibe. Den Gemeindegesang wird es, leicht zur Seite und hinter der Gemeinde stehend, gut führen. Der Kirchenmusik definiert es mit dem sich anschließenden Platz für Musiker einen eigenen Ort im Kirchensaal. Die unaufdringliche Prospektform mit einem umlaufenden Rahmen und zurückgesetzten schwarzen Lisenen bietet durch verschiedene Felder, darunter auch die Spiegelfelder mit den hängenden Pfeifen, einen nicht lebhaften, durch Symmetrie in sich ruhenden Anblick.
Die Spielanlage ist mittig eingeschoben. Die Klaviaturen wurden in Anlehnung an barocke Vorbilder mit verkürztem Vorderblatt und kürzerer Obertaste gebaut. Die Verzierungen an den Tastenfronten entsprechen dem klanglichen Stil des Instruments und greifen auch die Rundungen des Kirchenbaus auf. Ein Tastenüberstand wurde vermieden. Die Registeranordnung wurde bewußt nach häufigen Registrierungen und Gruppierungen gewählt. Ein einfaches Umregistrieren ist damit gewährleistet.
Beide Manuale sind über hängende Traktur direkt mit den Tonventilen verbunden. Auf eine Manualkoppel, die das sensible Spielgefühl hätte beeinträchtigen können, wurde verzichtet, da das einzige Register des Begleitmanuals auf II als Transmission auch im Manual I enthalten ist.
Der Winddruck ist in den Manualen auf 67 mm festgelegt, um auch durch den Wind einen entspannten Klang zu erreichen.
Die klassische italienische Orgel ist meistens einmanualig, wobei vor allem die Prinzipalstimmen mit weichem und doch markantem Klang in Einzelreihen bis in die hohen Lagen ausgebaut sind. Dies ist auch in Ditzingen so angelegt, eine Mixtur findet sich nicht. An deren Stelle treten die 2', 1 1/3' und 1'-Register. Da der Principale eine weiche Grundlage bildet, wird im strengen Stil nur eine Flöte 4' und eine Flöte 2 2/3' ergänzt, in Ditzingen tritt zu diesen dezenten Flötenstimmen noch der Bordone, ein Gedeckt, hinzu, der als Transmission auch im Begleitmanual ohne Registerzug spielbar ist. Den Aufbau der Disposition komplettiert die Voce umana, die als Schwebung zum Principale gebaut ist und in der klassischen Literatur vor allem zu den stillen und ruhigen Stücken für den Gottesdienst gebraucht wird.
Auch wenn die Disposition sich streng an einem Stil orientiert, ist doch gerade durch das Begleitmanual und das Pedalregister Contrabassi eine vielfältige Nutzung des Instruments möglich.
Als Temperatur wurde die Stimmung nach Giordano Riccati, 1762, in etwas gemilderter Form gewählt. In ihr klingen die Tonarten mit bis zu 3 Vorzeichen und großen Terzen besonders rein.
Die neue Orgel in Ditzingen ist nach Sonnenbühl und Neuhausen/Fildern eine weitere Orgel mit konsequenter stilistischer Ausrichtung und wird allein dadurch schon die Orgellandschaft in und um Stuttgart bereichern und anregen.
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