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Die Orgeln im Liebfrauenmünster Ingolstadt

Die Kindler-Orgel von 1509/1510
Die König-Orgel von 1678
Die Schönle-Orgel
Die neue Bach-Orgel
Disposition der neuen Bach-Orgel
Die Kindler-Orgel von 1509/1510

1438 ist erstmals von einer Orgel in der Herrschafts- und Stadtkirche zu Unserer Schönen Lieben Frau die Rede. 1440 wird eine Herzogliche Stiftung über 500 Rheinische Gulden für eine neues großes Instrument bereitgestellt. Ob das Projekt realisiert wurde, ist unklar.
Wahrscheinlich 1509/ 1510 errichtete Hans Kindler an der Nordwand neben der Sakristei eine Orgel, die der Rothenburger Organist Nikolaus Strebel 1510 in hohen Tönen pries: „hab ich so gut orgell vnd flyetten nitt mer geherrt vnnd ... der mayster ... ist beremptt  für ander mayster.“ Kindler dürfte sich gegen 1500 in Ingolstadt niedergelassen haben, er zählte zu den bedeutendsten Orgelbauern seiner Zeit in Süddeutschland. In Ingolstadt fertigte er auch Instrumente für die Spitalkirche (1502) und für St. Moritz (1500/1508). Die Fotografie einer Prospektzeichnung der Kindlerorgel ist erhalten, die Disposition der Orgel ist nicht mehr bekannt.
Die König-Orgel von 1678

Von 1670 an pflegte der aus Solothurn in der Schweiz zugewanderte Johann König (1639- 1691)  die Instrumente der Oberen Pfarrkirche. 1675 wurde mit der Aufrichtung von zwei neuen Orgelemporen begonnen, die Finanzierung sicherten im wesentlichen einige private Stifter.
Auf die ebenfalls neu gebaute kleine Empore stellte Johann König 1678 um 180 fl. ein neues Orgelwerk, „negst der Sacristey aufgericht.

1727 fertigte Johann Caspar König für diese „clienern obern Orgl“ zwei neue Blasbälge und ergänzte einen „Subpaß“. Dazu hatte er die Orgel „vmbgesetzt“ und neu eingestimmt.

1812/13 stellte Chorregent Schneider die Orgel der ehemaligen Jesuitenkirche, die nach Jacob Wiedmann sieben Register besaß und 1670 von Johann König erbaut wurde, unter Mithilfe des Zimmermanns Billmeier auf die vordere Empore. Was mit dem dort befindlichen Vorgängerinstrument geschah, ist ungewiß.
Die Schönle-Orgel

I. Manual C-f3 II. Manual C-f3 Pedal C-d1
Principal 8' Hornprincipal 8' Subbaß 16'
Gedeckt 8' Lieblich Gedeckt 8' Zartbaß 16' aus Subbaß, Windabschwächung
Gamba 8' Aeoline 8' Oktavbaß 8'
Salicional 8' Dolce 8'  
Octave 4' Voix celeste 8'  
  Traversflöte 4'  
  Mixtur 3fach 2 2/3'  

Nebenzüge: II/I; I/P; II/P; Super II/I; Sub II/I
Spielhilfen: 4 Druckknöpfe Piano, Forte, Tutti, Auslöser - Automatisches Pedalpiano, Crescendotritt

Das Werk kostete 6.150 Mark, hinzu kam ein neues Orgelhäuse im Stile des alten Gehäuses über 450 Mark. Teile des ehemaligen Orgelfußes wurden in anderer Funktion wieder verwendet. Der Münchener Hofkapellmeister Prof. Josef Becht betreute den Bau und erstellte das Abnahmegutachten.
Zwischen 1951 und 1972 baute Bittner die Orgel mehrmals um, zeitüblich wurde versucht, das grundtönige spätromantische Klangbild aufzuhellen.
Die abgeänderte Registeraufstellung lautete nun:

I. Manual
C-f3
II. Manual
Schwellwerk C-f3
Pedal
C-d1
Principal 8' Hornprincipal 8' Subbaß 16'
Gedeckt 8' Lieblich Gedeckt 8' Zartbaß 16' aus Subbaß
Octave 4' Bittner 1951 (?) statt Salicional 8' Dolce 8' Oktavbaß 8'
Mixtur 2-3fach 1 1/3'
Bittner 1968 statt Gamba 8'
Traversflöte 4'  
Nachthorn 2' Bittner 1968 statt Aeoline, damit entfiel Voix Celeste ab 1972
  Octave 2'  
  Scharf 4fach 1' Bittner 1968 statt Mixtur 2 2/3'

Heute befindet sich die Schöne-Orgel in einem fast unspielbaren Zustand. Eine Restaurierung wird in einem Fachgutachten als wenig sinnvoll bezeichnet

Die neue Bach-Orgel

Eine Orgel für Bach 

Das Konzept des Instrumentes ist in Süddeutschland und darüber hinaus einmalig: Es orientiert sich am mitteldeutschen Orgelbau des 18. Jahrhunderts und ist inspiriert von zwei herausragenden Künstlern, Gottfried Silbermann und Zacharias Hildebrandt. Silbermann schuf im Dom zu Freiberg (1714) und in der Hofkirche zu Dresden (1755) Meisterwerke, die noch heute, nach gut 250 Jahren, beeindrucken. Hildebrandt erbaute, wohl in Absprache mit Johann Sebastian Bach, 1746 sein Hauptwerk für die Wenzelskirche in Naumburg. Er errichtete 1726 in Lengefeld/Erzgebirge ein neues Orgelwerk, bei dem er – eine Besonderheit – Pfeifen aus dem 17. Jahrhundert wiederverwendete.

Damit bereichert das neue Instrument an der Nordwand die Orgellandschaft in und um Ingolstadt  wesentlich und charakteristisch. Nicht nur  der Chorraum des Münsters– historisch gesehen die Urkirche – wird liturgisch-musikalisch unmittelbar erschlossen, so bei Vespern, Hochzeiten, Casualien und kleineren Gemeinden, auch konzertante Darbietungen finden hier ein reizvolles Ambiente und überdies hervorragende akustische Voraussetzungen.

Das neue Instrument ergänzt die eher symphonisch orientierte große Klais-Orgel auf der Westempore, das seit dem späten 17. Jahrhundert bestehende Orgel-Ensemble im Liebfrauenmünster wird wieder klingend realisiert. Die reiche Orgelliteratur vom Früh-Barock bis zum Beginn der Romantik, angefangen bei Dietrich Buxtehude und Georg Muffat über Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadé Mozart bis hin zu Felix Mendelssohn Bartholdy, kann hier zu einem einmaligen, authentischen Erlebnis werden.

Disposition der neuen Bach-Orgel
erbaut 2016 von Orgelbau Wegscheider

I. Brustwerk C-f3 II. Hauptwerk C-f3 III. Oberwerk C-f3 Pedal C-f1
Gedackt 8' Principal 16' Quintadena 16' Principalbaß 16'
Principal 4' Principal 8' Principal 8' Subbaß 16'
Rohrflöte 4' Rohrflöte 8' Salicional 8' Octavbaß 8'
Nasat 3' Viola di Gamba 8' Flöte 8' Violonbaß 8'
Waldflöte 2' Unda Maris ab g0 8' Octava 4' Octavbaß 4'
Terz 1 3/5' Octava 4' Traversflöte 4' Mixturbaß 6fach 2 2/3'
Vox humana 8' Spitzflöte 4' Fugara 4' Posaunenbaß 32' C-H
Chalumeau 8' Quinta 3' Nasat 3' Posaunenbaß 16'
  Octava 2' Octava 2' Trompetenbaß 8'
  Tertia 1 3/5' Gemshorn 2' Clarinenbaß 4'
  Cornett ab c1 5fach Terz 1 3/5'  
  Mixtur 3-5fach 2' Cymbel 3-4fach 1 1/3'  
  Trompete 8' Fagott 16'  
    Schalmose 8'  

45 klingende Register
Brustwerk transponierbar 415/465 Hz
HW/P als Trakturkoppel, OW/HW und BW/HW als Schiebekoppeln
Auslaßtremulant im OW, Kanaltremulant im BW
6 Keilbälge hinter dem Zungenpedal
Getrennter Wind: 4 Bälge Manual und 2 Bälge Pedal
Cymbelstern in der Mitte der Orgel
a' hat 440 Hz bei 18° C
Ungleichschwebende Temperatur nach Neidhardt ("für die kleine Stadt", 1732)
Intonation: Markus Zoitl und Michael Wetzel

Mit freundlicher Genehmigung der Freunde der Musik am Münster e. V.
Quelle: http://www.chororgel-ingolstadt.de/
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