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Die Orgel der Christuskirche Karlsruhe

Die Klais-Orgel
Geschichte der Orgeln in der Christuskirche
Disposition

Die Klais-Orgel

Die 2008 bis 2010 erneuerte und erweiterte Orgel der Firma Klais, Bonn, umfasst heute 86 Register auf vier Manualen und Pedal sowie 6000 Pfeifen. Damit handelt es sich um die größte jemals in Karlsruhe erbaute Orgel und den größten Orgelneubau in Baden seit 100 Jahren.

Die Christuskirche Karlsruhe ist seit ihrer Erbauung im Jahre 1900 eines der kirchenmusikalischen Zentren Badens. Ihre hervorragende Akustik prädestiniert die Christuskirche für Orgelmusik aller Epochen. 1966 wurde die ursprüngliche, mehrfach umgebaute Orgel von Steinmeyer/Oettingen durch eine große Konzertorgel der Firma Klais aus Bonn, seit Jahrzehnten die international renommierteste deutsche Orgelbaufirma, ersetzt. Klais-Orgeln stehen in vielen Kathedralen (Kölner Dom etc.) genauso wie in großen Konzertsälen in Europa, Asien und Amerika.

An der "alten" Klais-Orgel der Christuskirche mit 4 Manualen, Pedal, 57 Registern und etwa 5000 Pfeifen, waren viele der bedeutendsten Organisten zu Gast. Unzählige Male ist das Instrument in Gottesdiensten und Konzerten erklungen. Als besondere Stärke wurde immer wieder die ungewöhnliche Brillanz und Durchsichtigkeit des Klanges empfunden.

Geschichte der Orgeln in der Christuskirche

Die ursprüngliche Orgel der Christuskirche aus dem Jahre 1900 stammte von der Firma Steinmeyer (Oettingen). Die Orgel war mit 41 Registern und drei Manualen/Pedal von eher bescheidener Größe und ganz im Geiste der Spätromantik erbaut. Der Prospekt der Orgel aus nichtklingenden Pfeifen, zusammengefasst durch Bronzebänder, fügte sich harmonisch in den symmetrischen Kirchenraum ein.

Im Jahre 1938 fand ein umfangreicher Umbau der Orgel statt. Dabei wurde die pneumatische Traktur elektrifiziert, der Klang der Orgel im Geiste der sogenannten „Orgelbewegung“ aufgehellt, die Orgel auf 58 Register erweitert. Die einzige äußerlich sichtbare Veränderung war die Versetzung des Spieltisches und die seitlich links und rechts ergänzten Prospektfelder, die durch die Vergrößerung der Orgel nötig waren.
Bedingt durch Kriegsschäden ebenso wie durch den unglücklichen Umbau 1938, der die Geschlossenheit des Instrumentes beeinträchtigt hatte, ohne zu entscheidenden Verbesserungen zu führen, entschloss man sich 1960 zu einem kompletten Neubau der Orgel durch die Orgelbaufirma Johannes Klais (Bonn).

Die „alte“ Klais-Orgel der Christuskirche wurde 1966 als Opus 1336 erbaut. Sie hatte 57 Register, verteilt auf vier Manuale und Pedal, mechanische Spiel- und elektrische Registertraktur. Die Orgel war, auch äußerlich im Prospekt ablesbar, nach dem „Werkprinzip“ erbaut und gliederte sich in Positiv, Hauptwerk, Schwellwerk, Brustwerk und Pedal. Der Spieltisch war an das Orgelgehäuse angebaut, links vom Spieler befand sich – für Klais-Orgeln ungewöhnlich – ein schwenkbares Registrierpult.
An dieser Orgel, die in unzähligen Gottesdiensten und Konzerten erklungen ist, waren viele der bedeutendsten Organisten zu Gast – etwa im Rahmen der jährlich stattfindenden Karlsruher Orgeltage. Als besondere Stärke wurde immer wieder die ungewöhnliche Brillanz und Durchsichtigkeit des Klanges empfunden.

Nach 40 Jahren ohne grundlegende Überholung befand sich die Orgel der Christuskirche in einem beklagenswerten Zustand. In vielen Bereichen waren auch minderwertige Materialen zum Einsatz gekommen. Eingesunkene Pfeifenfüße nicht nur bei den Prospektpfeifen, ausgeleierte Seiltrakturen, anfällige Registerzugmotoren – das alles machte Überlegungen über die Zukunft der Orgel notwendig, tat aber der in vielen Teilen überzeugenden Klanglichkeit des Instrumentes keinen Abbruch. Von vielen Verantwortlichen, vor allem aus der Gemeinde selbst, wurde allerdings die äußere Gestaltung der Orgel in der Kirche als Fremdkörper empfunden. Sie sollte in den 60er Jahren der Beginn einer Modernisierung der gesamten Christuskirche sein, die dann nie stattfand. 2008 / 2009 wurde die Kirche weitgehend in ihrem Originalzustand restauriert.

Nach einem langen gedanklichen Prozess, der von vielen Organisten, Sachverständigen und Architekten begleitet wurde, hatten die Gemeinden beschlossen, einen ungewöhnlichen Weg zu beschreiten: die Orgel sollte so vollständig erneuert werden, dass zwar nahezu alle bestehenden Register und Pfeifen wiederverwendet werden, die gesamte Technik der Orgel jedoch neu konzipiert wird. Eine Reihe von Klangfarben, die der Orgel mehr Grundtönigkeit verleihen und für die Darstellung der Musik vor allem aus Spät-barock und Romantik unerlässlich sind, wurden ergänzt. Die alte Klais-Orgel sollte mit den bestehenden Registern in ihrer bestechenden Klarheit wiederzuerkennen sein, aber bereichert durch bisher in der Christuskirche „unerhörte“, faszinierende Klänge. Und das alles hinter einem Orgelprospekt, der den ruhigen und würdigen Raumeindruck der Christuskirche wiederherstellt.

In verschiedener Hinsicht war das Orgelbauvorhaben in der Christuskirche Karlsruhe von herausragender Bedeutung:

  • Ziel der Erneuerung und Ergänzung war eine Sinfonische Großorgel von höchster Qualität in einem architektonisch einmaligen Raum der Jahrhundertwende mit akustisch idealen Bedingungen, also eine Ensemble von weit überregionaler Bedeutung.
  • Die künstlerische Konzeption der Orgel stellt einen vollkommen neuartigen Umgang mit dem Orgelbau der Wirtschaftswunderzeit dar. Viele Orgeln der 50er und 60er Jahre mit ihrer sehr charakteristischen Klanglichkeit werden heute entweder vollständig ersetzt oder aber klanglich nach den heutigen Vorstellungen „zurechtgebogen“. Durch die geplante Ergänzung fehlender Klangfarben in der Christuskirche ist es möglich, die Farben der bisherigen Orgel unverändert zu erhalten. 
  • Nicht zuletzt stellte das Vorhaben in der Christuskirche das größte Orgelbauprojekt der badischen Landeskirche seit vielen Jahrzehnten dar – und wird es vermutlich auch für lange Zeit bleiben.

(Text: Prof. Carsten Wiebusch, Organist an der Christuskirche Karlsruhe)

Disposition:

Hauptwerk A (C-a’’’, I. Manual) Positiv (C-a’’’, II. Manual) Schwellwerk (C-a’’’, III. Manual) Kronwerk (C-a’’’, IV. Manual) Pedal (C-f’)
Principal 16’   Principal 8’  Pommer 16’  Holzgedackt 8’  Untersatz 32’ 
Principal 8’  Rohrflöte 8’  Holzprincipal 8’  Rohrflöte 4’  Theorbe 32’(Transm.) 
Hohlflöte 8’  Salicional 8’  Viola 8’  Principal 2’  Principal 16’ 
Gemshorn 8’  Quintade 8’  Rohrbordun 8’  Larigot 1 1/3’  Violonbass 16’ 
Schwebung 8’  Octav 4’  Principal 4’  Oberton 3f.  Subbass 16’
Octav 4’  Holztraverse 4’  Nachthorn 4’  Musette 8’   Bordun 16’ (Transm.) 
Koppelflöte 4’  Dulciana 4’  Nazard 2 2/3’ 
Salicetbass 16’ (Transm.) 
Quint 2 2/3’  Sesquialter 2f.  Querflöte 2’  Echowerk
(C-a’’’, IV. Manual)
Quint 10 2/3’ 
Octav 2’  Octav 2’  Terz 1 3/5’  Octav 8’ 
Mixtur 5-6f.  Waldflöte 2’  Mixtur 5f.  Salicet 16’  Gedeckt 8’ 
Cymbel 4f.  Sifflöte 1’  Basson 16’  Geigenprincipal 8’  Cello 8’ 
Kornett 3-5f.  Scharff 4-6f.  Hautbois 8’  Lieblich Gedeckt 8’  Choralbass 4’ 
Trompete 16’  Holzdulcian 16’  Trompete harmonique 8’      Aeoline 8’ Bauernflöte 2’
Trompete 8’   Krummhorn 8’ Clairon 4’  Vox coelestis 8’  Kontrabasscornett 3f.  

    Violine 4’  Basszink 3f. 
Hauptwerk B
(C-a’’’, I. Manual)
    Fernflöte 4’  Hintersatz 5f. 
    Vox humana 8’ Posaune 16’
Bordun 16’      Rohrschalmey 8’   Trompete 8’ 
Hornprincipal 8’             Trompete 4’  
Solo-Gamba 8’            Glockenspiel 
Flaut harmonique 8’        Zimbelstern
Gedeckt 8’         
Weitoctave 4’         
Kornettmixtur 3fach            
Tuba 8’        

Koppeln:
mechanisch: 
II/I, IV A/I, IV A/II, I A/P, II/P, IV A/P

elektrisch: 
III/I, III/II, IV B/I, IV B/II, IV B/III,  I B/P, III/P, IV B/P  
I B/I Sub und Super 
III/III Sub und Super, III/II Sub und Super, III/I Sub und Super 
IV B/IV Sub und Super,  IV B/III Sub und Super,  IV B/II Sub und Super,  IV B/I Sub und Super 
I B/P Super,  I B/P Hyper (Doppeloktave),  III/P Super, IV B/P Super
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mit freundlicher Genehmigung der Kirchengemeinde (Susanne Posselt)
Fotos: Kantorat Chrsituskirche Karlsruhe
OI-K-66
weiterführende Links:

Die Orgel der Christuskirche Karlsruhe