Informationen zur Orgel
Die Bosch-Bornefeld-Orgel wurde 1964 für die evangelische Martinskirche konzipiert und stand dort bis Ostern 2014. Sie wurde dann von der Erbauerfirma in die Kirche St. Elisabeth übertragen. Hierzu wurde eine eigene zweite Empore gebaut, auf der die Orgel nun ihren Platz findet. Diese Empore ist mit Stahlträgern an der Rückwand befestigt. Hierzu war es nötig, Seitenwände und eine Rückwand zu ergänzen, da die Orgel am bisherigen Standort flacher in der Turmkammer der Martinskirche eingebaut war. Die Orgel wirkt an ihrem neuen Standort also noch größer, dreidimensionaler und kleinteiliger. Die Orgel hat eine Höhe von 8,5 Metern Höhe, eine Tiefe von 6,5 Metern und eine Breite von acht Metern. Zuzüglich der sechs Meter bis zum Bodenniveau der zweiten neuen Empore sind es also über 12 Meter bis zum Dach der Orgel. Regionalkantor Thomas Pieper: „Die Orgel besitzt 57 Register, das bedeutet 57 eigenständige Klagfarben, die beliebig miteinander und gegeneinander kombiniert werden können, und somit eine theoretisch millionenfache Klangmöglichkeit ergeben.“ Die Register sind verteilt auf drei Manuale und Pedal. Das dritte Manual ist in einem Schwellkasten, welcher eine feine dynamische Abstimmung dieses Teilwerkes erlaubt. 5291 einzelne Pfeifen sind Bestand der Orgel. Die größte Pfeife hat eine Länge von fast 10 Metern. „Diese riesige Pfeife kann nur durch eine sogenannte Kröpfung, also ein Umbiegen Platz finden im Orgelinnern. Ihr Ton ist an der unteren menschlichen Hörgrenze“, berichtet Organist Thomas Pieper. Die kleinste Pfeife hat eine Länge von nur wenigen Millimetern und ihr Ton ist an der obersten menschlichen Hörgrenze.
Als Besonderheiten besetzt die Bosch-Bornefeld-Orgel sogenannte „Spanische Trompeten“, dieses Zungenregister ragt horizontal in den Kirchenraum und kann diesen mit einem schmetternden Klang erfüllen. Ebenso besitzt die Orgel einen sich drehenden Zimbelstern in der Mitte der Orgel, der den Effekt eines Glockenspiels ermöglicht. „Das ganz besondere dieser Orgel sind jedoch die ganz ungewöhnlichen Register, welche zur Erbauerzeit das bisherige Klangspektrum des Orgelbaus erweiterten, damals in dieser Fülle selten zu finden waren, in dieser Konsequenz einmalig sind und heute kaum noch zu finden sind“, so Thomas Pieper. Dazu gehören ganz entlegene Obertöne und miteinander verbundene Pfeifenreihen, die nur in ihrem Zusammenspiel so Sinn machen. Hier sind die Register Nonenkornett, Terznone, Unruh, Obertöne, Basszink und Glöckleinton zu nennen. Andere Registernamen führen direkt in die Musikgeschichte und erinnern an Instrumente längst vergangener Epochen, wie „Krummhorn“, „Rohrpommer“ und „Basszink“.
Die besondere Klangfarbe wurde von Helmut Bornefeld entworfen. „Bornefeld war ein wichtiger Orgelneudenker und das Instrument bietet zahlreiche klangliche Möglichkeiten, die auch heute noch überraschen. Das Klangkonzept des Instrumentes ist ohne Zweifel einzigartig und hat in den zurückliegenden Jahrzehnten zu einer Vielzahl von Uraufführungen und Konsorten mit Neuer Musik geführt“, so Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser (Fulda). Der 1990 verstorbene Bornefeld bezeichnete die neue Orgel der Martinskirche in einem Brief an den Orgelbaumeister Werner Bosch (+ 1992) „ein zweites Stadium der Orgelbewegung“ und unterstreicht die Bedeutung, die von diesem Orgelneubau ausging. Durch den damalige Kantor der Kasseler Martinskirche, Klaus Martin Ziegler (+ 1993), erlangte das Instrument mit wegweisenden Uraufführungen internationale Bedeutung. Eine Vielzahl von kompositorischen Neuschöpfungen wurde von diesem Instrument inspiriert und fand auf ihm ihre Uraufführung.
Neu installiert wurde in Absprache mit dem Landesdenkmalamt eine computergesteuerte Setzeranlage, wobei die alte Registeranlage erhalten geblieben ist. „Diese neue Setzeranlage ermöglicht eine 10000fache Speichermöglichkeit. Durch USB- Anschluss lässt sich diese unendlich erweitern. Auch Spielmöglichkeiten wie Tastenfessel, Transposition und sogar die Möglichkeit, Teile der Orgel vorab einzuspielen und zu diesem als Spieler hinzuzutreten. Ebenso wurde eine Crescendowalze eingebaut“, erklärt Thomas Pieper. Die planerische Konzeption übernahm Prof. Friedhelm Grundmann (Hamburg). Den Löwenanteil der Finanzierung hat mit 600.000 Euro das Bistum Fulda übernommen. Über 130.000 Euro muss die Kirchengemeinde durch Spenden, Sponsoren und Pfeifenpatenschaften erwirtschaften, die man auch weiterhin ab 10 Euro erwerben kann.
|