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Die Orgel in St. Peter zu Köln

Die Orgel
Auszeichungen
Disposition Chororgel
Disposition Hauptorgel

Die Kunst-Station
Der Raum

Die Orgeln für Neue Musik

Chor- und Hauptorgel gehören zu den wenigen hervorgehobenen Elementen in der ansonsten befreienden Leere des einfach und klar gestalteten Kircheninnenraumes von Sankt Peter. Form, Material und Farbe der Instrumente haben ihren Ursprung in diesem grundlegenden und für alle Teile verbindlichen Raumkonzept. Über die Form vermittelt sich eine zusätzliche Bedeutungsebene, die der zeitlosen und universellen Geometrie. Als große körperhafte Gegenstände in reiner geometrischer Gestalt werden die Orgeln zu selbständigen architektonischen Körpern. Die prägnante Form der Chororgel aus zwei vertikal aufgerichteten und übereinander gestapelten Quadern behauptet sich souverän vor der geschlossen und mächtig emporstrebenden gotischen Querschiffwand. Oberhalb der umlaufenden Empore schwebt die mächtige Hauptorgel, zentral in der Mittelachse des Hauptschiffes. Als Form ist sie eine präzise, aber vergrößerte Kopie der Chororgel und wird ergänzt durch die metallischen Orgelpfeifen der Trompeteria. Die ungewöhnliche Kombination der Pfeifen aus Holz und Metall und die Anordnung der Trompeteriapfeifen manifestieren den besonderen Anspruch der Hauptorgel im Kirchenraum und macht ihre Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit aus. Die Orgeln von Sankt Peter sind klare Geometrie gewordene Form. Ihre große Volumenreinheit, die Präzision und Geradlinigkeit der Körperkonturen, die Unmittelbarkeit und ungewohnte Klarheit der reinen Grundform veranschaulichen eines der grundlegenden Themen der Architektur, nämlich das Spannungsverhältnis zwischen Körper und Raum. Die reine Form ist Ausdruck einer Sehnsucht nach der zeitlosen, archetypischen und ideellen Form, die keinem Zeitgeist, -stil und -geschmack verpflichtet ist und so die Begrenztheit tradierter Formvorstellungen überwindet. Sankt Peter wurde konzipiert als alternativer Erlebnisraum zum Chaos der städtischen Umwelt, der Vulgarität von Medien und Werbung und dem schnellen Wechsel von Moden und Befindlichkeiten.

Auszeichnung

Die Orgel der Kunst-Station Sankt Peter hat eine hohe Auszeichnung erfahren. Der berühmte Orgelkritiker Jean-Louis Coignet hat die Orgel der Kunst-Station mit der großen Orgel der Walt-Disney-Hall in Los Angeles verglichen. Die Kölner Orgel schneidet besser ab, weil nicht nur ihre Form futuristisch ist, sondern auch ihr Konzept. So verfügt sie über eine ganze Palette außergewöhnlicher Percussionregister: Röhrenglocken, Xylophon, Glockenzimbel oder Becken. Während in Los Angeles diese Instrumente vom Band kommen, sind sie in Sankt Peter in Handarbeit gefertigt. Die mittlerweile 104 Register erreichen Domorgelgröße. Sie geben mit ihren ungewöhnlichen Farben dem Instrument eine besondere Strahlkraft. Die Orgel ist in Haupt- und Chororgel aufgeteilt, die vorne und hinten aufgestellt sind. Dadurch können „surround“-ähnliche Klänge erzeugt werden. Orgelkonzerte finden jeden ersten Sonntag im Monat (außer Juli+August) um 19.30 in Sankt Peter, Leonard-Tietz-Str. 6 statt.


Disposition Chororgel
Konzept: Peter Bares

I. Manual C-g’’’
mechanische Schleiflade
II. Manual C-g’’’
mechanische Schleiflade

III Manual C-g’’’
elektrische Kegellade, Schwellwerk

Pedal C-f’
mechanisch (geplant)

Gedeckt 8’

Gemshorn 8’

Violon 16’

Gedecktbaß 16’

Principal 4’ Rohrflöte 4’ Geigenprinzipal 8’ Pommer 8’
Blockflöte 2’ Sesquialtera 2 2/3’ 2-3f Gamba 8’ Violon 16’
Principal 1’ Principal 2’ Salicional 8’ Stillgedackt 5 1/3’
Scharff 1’ 3-4f Quinte 1 1/3’ Celeste 8’ Akkord 4’, 3 1/5’,
Quinte 2/3’ Cymbel 2/3’ 3f Geigenprinzipal 4’ 2 2/3’ (Gambenauszug)
Holzcymbel ½’ Musette 8’ Traversflöte 4’ Oberton 2 2/3’, 2’, 1 3/5’
Terz 2/5’ Tremulant Oboe 8’ 1 1/7’ (Salicionalauszug)
Bärpfeife 16’ Fagott 16’ Fagott 8’
Vox humana 8’ Bronceton Oboe 5 1/3’
Tremulant Oboe 4’
Oboe 2’

Schlagwerk (vom I., II. Manual und vom Pedal sowie von allen Manualen und vom Pedal der Hauptorgel aus anspielbar):
Xylophon C bis c1
Xylophon permanent
Glockencymbel
Glockencymbel permanent
Bronceton

Bedienung ohne Klaviatur:
Hahnschrei c0, e0, gis0
Windrossel (Handregler)

Koppeln: II/I; II/P; I/P; III/P; III/I; III/II

Disposition Hauptorgel
(vom Hauptorgelspieltisch können auch alle Register der Chororgel angesteuert werden)

I.Manual C-g3
elektrisch
= I. Manual Chororgel

II.Manual C-g3
elektrische Schleiflade;
Hauptwerk der Hauptorgel

III.Manual C-g3
elektrische Schleiflade;
Schwellwerk der Hauptorgel

Pedal C-f1
elektrische Schleiflade, bedient auch die Pedalregister der Chororgel

Koppelwerk
(schwellbar, von allen Manualen und vom Pedal aus anspielbar, Multiplexlade)

Koppeln:  Pommer 16’ Principal 8’ 32’ nur C und D Saxophon 32’
IV/I; III/I Principal 8’ Gedeckt 8’

Principal 16’

Saxophon 16’
P Hautporgel / I Rohrflöte 8’ Spitzgambe 8’ Subbaß 16’ Saxophon 8’ (nur Pedal)
P chororgel / I Oktave 4’ Oktave 4’ Quinte 10 2/3’ Saxophon 4’ (nur Pedal)

Gedeckt 4’ Blockflöte 4’ Principal 8’ Cello 8’

Schlagwerk
(von allen Manualen und vom Pedal aus anspielbar)

Nasard 2 2/3’ Superoktave 2’ Flöte 8’ Cello 4 4/7’ (nur Pedal)
Flöte 2’ Nachthorn 1’ Quinte 5 2/3’ Cello 4’ (nur Pedal)
Terz 1 3/5’ Elfte 8/11’ Octave 4’ Cello 3 1/5’ (nur Pedal)
Glocken 16’ Sept 1 1/7’

Hintersatz 3f.

Traversflöte 4’

Cello 2’ (nur Pedal)

Xylodur None 8/9’ Mixtur 4-6f Nachthorn 2’ Weidenpfeife 4’
Xylodur permanent Mixtur 4-5f Schalmey 16’ Hintersatz 4f Cornett 3 1/5’
Becken (nur Pedal) Cymbel 3f Trompete 8’ Posaune 16’ Cornett 5 1/3’ (nur Pedal)
Harfe Trompete 8’ Clarine 4’ Trompete 8’ Cornett 2 2/3’ (nur Pedal)
Psalterium Tremulant Tremulant
Mixtur 5-8f
Psalterium permanent Physharmonika 64’ c1-g3
Koppeln: Aeolsharfe 4f 2 2/3’

Physharmonika 32’ c0-g3 Koppeln:

IV/P; III/P; II/P; I/P

Aeolsharfe 4f 1 1/3’ (nur Pedal)
Trompeteria
(von allen Manualen und vom Pedal aus anspielbar):
Physharmonika 16’ C-g3

IV/III; Sub III

Super III/P; Super I/P Aeolsharfe 4f 2/3’ (nur Pedal)
Physharmonika 8’ C-g3
Trillerpfeife 1’
Trompeta magna 16’ Tremulant I

IV.Manual C-g3
= II. Manual der Chororgel

Spielhilfen:  Cymbel I 3f 2/5’
Trompeta da batalla 8’ Tremulant II Pedal Hauptorgel ab Cymbel II 3f 2/7’
Clarin brilliante 4’

Cymbel III 3f 4/21’
Koppeln:

VI. Manual C-g’’’
= III. Manual der Chororgel; Schwellwerk

Cymbel IV 3f 2/15’

IV/II; III/II; Sub III/II; 

Rotation der Cymbeln:
I/II; P/II Quadrupla I 3f




Quadrupla II 3f
Quadrupla III 6f
Quadrupla IV 9f
Quadrupla V 3-12f

Bedienung ohne Klaviatur:
Turmglocken: f’, g’, as’, a’, b’, c’’, f’’’,
Carillon (Allein Gott in der Höh)
Beckenstern
Silberklang
Jauler
Sirene

Spielhilfen
Elektronische Setzeranlage
Organumkoppel: Intervallsetzer, beliebige Mixturerstellung im Rahmen von 2 Oktaven
Pedal-Dur-Organum
Buchstabenschiene über dem III. Manual der Hauptorgel
Registermanual für die Momentschaltung von Registern; wirkt auf das II. Manual der Hauptorgel
Tastenfessel, wirkt auf das II. Manual der Hauptorgel
Winddrossel für Chor- und Hauptorgel

Die Kunst-Station Sankt Peter

1987 gründete Friedhelm Mennekes die Kunst-Station Sankt Peter als Zentrum für zeitgenössische Kunst und Musik. Seitdem finden hier Ausstellungen der Gegenwartskunst und Konzerte Neuer Musik statt. Gerade der neu gestaltete Sakralraum mit seinem Charakter der Leere bietet vielfältige Begegnungsmöglichkeiten für die in der Tendenz autonomen Kulturbereiche unserer Zeit: Religion, bildende Kunst und Musik. Kunst und Musik werden hier nicht mehr als irgendeine Art Verlängerung von Religion verstanden, sondern als frei und eigenständig.

Der Charakter der zeitgenössischen Musik wird zunächst bestimmt von den beiden Orgeln für Neue Musik mit ihren 104 Registern und ihrer neuzeitlichen Klanglichkeit. Sodann ist es in Kreis von zeitgenössischen Musikern, der sich hier regelmäßig zu Konzerten mit neuer Musik zusammenfindet und vor einem interessierten Publikum neuartige Kompositionen präsentiert.

Auf hohem Niveau und in beispielhafter Offenheit macht also die Kunst-Station Sankt Peter einen interkulturellen Austausch zwischen Religion, Kunst und Musik möglich.

Der Raum

Wer Sankt Peter betritt, erlebt einen Sakralraum von neuer Art. Für viele Menschen ist die Kirche ungewohnt karg und leer. Das hat seinen Grund: Der Mensch von heute, wo immer er geistig verankert ist, darf hier seinen Raum erleben. Denn der Raum des Menschen ist seine Freiheit. Hier kann er seine Erfahrungen ordnen und am Ende selbst-entfaltend wohnen. Neben den physikalischen Räumen gibt es den Vorstellungs- und Bewusstseinsraum, den künstlerischen Raum, den sakralen Raum. Zwischen ihnen und in ihnen ist die Leere. Diese formale Raumbestimmung wird inhaltlich interpretiert durch das Handeln, sprich das Einrichten durch den Menschen. Solches Einrichten setzt ein Freiräumen vorraus. Nur über diese Handlung kann es zum Einräumen kommen. Der moderne Kirchenbesucher begreift die erlebte Atmosphäre zunächst ästhetisch. Der Raum rührt ihn persönlich an. Das macht den Raum aber noch nicht sakral. Gleichwohl unterstützt die so verstandene Raumatmosphäre das, was der Glaubensvollzug der feiernden Gemeinschaft als sakral versteht.

Die Leere bringt den Besucher zur Verwunderung und zwingt ihn zur Auseinandersetzung: Was ihm fehlt, muss er selbst ein-räumen. Er benötigt die vorhandenen kulturellen Strukuren in Wort, Bild und Ton, um seine Gefühle zu formen und zu äußern. Zur Anregung gehören nicht nur das Angebot des Wortes Gottes, die sakramentale Feier der religiösen Geheimnisse, meditatives Schweigen und Anbetung, sondern auch Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Vorträge, Gespräche. Zu den Veranstaltungen werden für den Kirchenbesucher Stühle aufgestellt. Gewissermaßen als ein Teil der Liturgie räumt die Gemeinde diese nach der Messe selbst wieder weg. Auch im sakralen Raum ist alles im Fluss.


Mit freundlicher Genehmigung der Kirchengemeinde (Dominik Susteck)
OI-K-19
weiterführende Links:

Webseite St. Peter Köln
Musik an St. Peter Köln