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Die Orgel in St. Martinus Linnich

Informationen zur Orgel
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Informationen zur Orgel

Aus Material für Kirchenführung, Quellen in Klammern, Autor: K.-L. Gerards
1884 bestellt die Pfarre beim Linnicher Orgelbauer Dautzenberg eine neue Orgel, die eine Barockorgel des Linnicher Orgelbauers Korfmacher ersetzen sollte. Wann die Korfmacherorgel entstand, ist nicht bekannt. Das Gehäuse der Dautzenbergorgel wurde vom Kölner Baumeister Withase entworfen und war aus Eichenholz.
Im 2. Weltkrieg wurde diese Orgel zerstört, weitere Teile gingen durch anschließende Plünderungen verloren. [PA, FKRH]

Mit dem Wiederaufbau der katholischen Pfarrkirche sollte auch eine neue Orgel angeschafft werden. Unterlagen des Pfarrarchivs weisen aus, dass am 21. Januar 1955 der Kirchenvorstand den Auftrag auf Lieferung eines Orgelwerkes erteilte, welches zum 1. September 1955 spielbar sein sollte. Der damalige Oberpfarrer verwendete sich dafür, dass der Auftrag an die Orgelbauanstalt Karl Bach aus Aachen ging, da einer der Orgelbauer, Herr Peter Berretz, Oberpfarrer Krückel aus dessen Kaplantätigkeit in Stolberg bekannt war. Das Leder für die Belederung des Ladensystems wurde von der Linnicher Lederfabrik Terhaag geliefert. (PA)
Der damalige Organist, Herr Arnold Tillmann, wurde in keiner Weise in die Planung der Orgel einbezogen, was absolut unüblich ist. Als Erklärung dient, dass die Orgel gestiftet wurde und der Stifter sich für seine Lebenszeit eine völlige Geheimhaltung ausbedungen hatte. Der einzige Hinweis auf ihn ist die an der Orgel angebrachte Stifterplatte, die sein Elternhaus zeigt. In der Vergangenheit wurde vielfach spekuliert, dass Herr Oberpfarrer Krückel der Stifter sei. In Wahrheit war der Stifter aber der Molkereibesitzer Herr Hermann Aldenhoff aus Linnich. (PA)

1989 kamen erste Bestrebungen auf, eine neue Orgel anzuschaffen. Die Nachkriegsorgel wies zum Teil altersbedingte Mängel auf, die teilweise auf die Materialwahl und den puren Pragmatismus nach dem Krieg zurückzuführen waren. Man beließ es schließlich bei einer Reinigung durch den Erbauer Peter Berretz.
Aber das Thema schwelte im Untergrund weiter, zumal weitere Mängel wie hoher Windverlust durch undichte Bälge, lauter Motor, Heuler usw. auftraten. Gestützt auf diverse Gutachten, die kontrovers diskutiert wurden, fertigte der damalige Organist, Herr Frank Mehlfeld, so ist im Pfarrarchiv zu lesen, im Jahr 2000 einen Dispositionsentwurf für eine neue Orgel und regte zur Finanzierung die Gründung eines Orgelbauvereins an, zu welchem es aber nicht kam.
Das Erdbeben von 2002 brachte weitere Schäden. Schließlich wurde die Orgel 2004/5 von der Firma Josef Weimbs aus Hellental generalüberholt, wobei nach dem Krieg verfügbare Materialien, da wo geboten, durch höherwertige ersetzt wurden. Heute ist die Orgel eine der wenigen unveränderten Nachkriegs-Orgeln im Bistum.

Mit drei Manualen, Pedal, Walze, Schweller, 34 Registern und deren Kombinationen bietet die Orgel viele Möglichkeiten. Leider wurde und wird versäumt diese Orgel durch Konzerte konfessionsübergreifend fester im Bewusstsein der interessierten Bevölkerung zu verankern.
Aus St. Martinus, eine Bestandsaufnahme, K.-L. Gerards
Am 21.01.1955 bestellte der Kirchenvorstand beim Orgelbauer Karl Bach aus Aachen eine neue Orgel. Diese Orgel wurde vom Molkereibesitzer Herrmann Aldenhoff gestiftet. Über die Zuwendung sollte bis zum Tod des Stifters Stillschweigen bewahrt werden. Einen Hinweis liefert das geschnitzte Abbild seines Elternhauses auf der Verkleidung der Orgel [PA].
Haupt- und Brustwerk sind als sogenanntes Schwalbennest an der Turmwand über der mittleren Empore angebracht, das Schwellwerk steht holzverkleidet auf der südlichen Empore.

Bis zum heutigen Tage scheiden sich an dieser Orgel die Geister.
Die einen halten die Orgel für geeignet und angemessen, die anderen für eine Fehlkonstruktion.
Mehrere Versuche, die Orgel durch eine neue zu ersetzen, scheiterten, teils an den Befürwortern dieser Orgel, teils aus finanziellen Gründen. Der Erhalt des Gebäudes war und ist wichtiger als das Instrument.

Durch meine Mitarbeit im Kirchenvorstand habe ich mit einigen Organisten, Sachverständigen und Orgelbauern sprechen können und komme zu folgendem Ergebnis.
Unsere Orgel ist ein Kind ihrer Zeit. Viele Orgeln wurden in den 1950/60er Jahren so gestaltet. Z.B. die offene Bauweise, die Positionierung des Schwellwerkes oder die Bestückung. Hieraus entstehen klangliche Nachteile und erhöhte Wartungsanfälligkeit. Dennoch ist sie, und dies beweist sie seit ihrer Installation, sehr wohl in der Lage, kleinere Konzerte und vor allem die Liedbegleitung in den Gottesdiensten angemessen zu gewährleisten.
Wichtig ist eine regelmäßige Wartung. Darüber hinaus ist aktuell eine Überarbeitung der Elektrik dringend erforderlich.

Man darf auch nicht vergessen, dass die Qualität einer musikalischen Darbietung nicht allein vom Instrument abhängt.

Quelle:
BHN August Berns, „Historische Nachrichten über die Stadt Linnich und deren Umgegend“, Ouos Verlag, 1863
DKR „Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz“ 8. Band, P. Clemen, 1902
FKRH Frl. Küpper, Rotes Heft, Pfarrarchiv, Abschrift im Schriftenstand der Kirche
KLG Karl-Leo Gerards, Autor, eigene Meinung/Recherche
PA Pfarrarchiv, Aktenmaterial des Kirchenvorstandes St. Martinus
SL Helmut Schulte, „Linnich - Geschichte einer niederrheinischen Stadt“, Hrsg.: Stadt Linnich, 1967
Jahresblätter Orgel, Linnicher Geschichtsverein
Disposition

erbaut 1962 von Karl Bach
Letzte Generalüberholung 2005 (Grundreinigung, Erneuerung der Balganlagen, Reparatur der Schwellwerksmechanik, komplette Intonation)

I Hauptwerk C-g3 II Brustwerk C-g3 III Schwellwerk C-g3 Pedal C-f1
Quintade 16' sing. Gedackt 8' Rohrflöte 8' Subbaß 16'
Prinzipal 8' Blockflöte 4' Salicional 8' * Prinzipal 16'
Holzflöte 8' Sesquialtera 2 2/3' Singend Prinzipal 4' Oktavbaß 8'
Oktave 4' Prinzipal 2' Quintatön 4' Gedacktbaß 8'
Bauernpfeife 4' Nachthorn 1' Waldflöte 2' Choralbaß 4'
Gemshorn 2' Zimbel 1/2' 3-fach Spitzquinte 1 1/3' Flachflöte 2'
Rohrnasard 2 2/3' Krummhorn 8' Scharf 1' 4-fach Hintersatz 2' 4-fach
Mixtur 1 1/3' 4-5 fach   Schalmey 8' Posaune 16'
Solotrompete 8'     Trompete 8'
Klarine 4'      

* Als Schwebung zu Rohrflöte 8'

Traktursystem: elektrische Registertraktur / elektropneumatische Traktur
Standort der Orgel: in der Kirche hinten im Turm auf Orgelempore

Gehäuse: Nur Schwellwerk befindet sich im Gehäuse links auf Seitenempore, Hauptwerk, Brustwerk und Pedalwerk stehen offen.

Ladensystem (Tonkanzelle, Registerkanzelle): Kegellade

Spielanlage / Spieltisch: Der Spieltisch ist frei fahrbar und verfügt neben den Handregistern über 2 zusätzliche freie Kombinationen, sowie Absteller der Zungenregister, je einem Schalter für Piano und Tutti, sowie einer Walze für den Registerschweller.
Kontakt

Kath. Kirchengemeinde St. Martinus
Kirchplatz 14
52441 Linnich

Telefon: 02462/8315
E-Mail: pfarre(at)st-martin-linnich.de

mit freundlicher Genehmigung der Kirchengemeinde (P. Tsiakiris)
Foto: © Karl-Leo Gerards
OI-L-66 - letzte Änderung: 14.11.2024

weiterführende Links:

Webseite der Kirchengemeinde