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Die Orgel in St. Georg zu Marl
Disposition
Konzeption
Baugeschichte der Kirche
Der Außenbau
Kircheninnere |
Zur Konzeption der neuen Metzler-Orgel in St.Georg
Durch meinen Studienkollegen, den Kirchenmusiker von St.Georg, Herrn Werner Schröder, wurde ich frühzeitig in die Überlegungen bezüglich eines Orgelneubaus in der kath.Kirche St. Georg zu Marl einbezogen und zur konzeptionellen Mitarbeit eingeladen. Die Orgel sollte durch individuelle Planung einen neuen Akzent in der Region setzen.
Erste Gedankengänge zielten auf ein barock konzipiertes Instrument hin, welches eine stilistische Anlehnung an den französischen Orgelbau des 18.Jahrhunderts erhalten sollte (etwa so, wie ihn der junge Gottfried Silbermann, der seine Ausbildung in Frankreich erhielt, später in Mitteldeutschland umgesetzt hat). Auf dieser Basis wurden zu Beginn der neunziger Jahre Kostenvoranschläge verschiedener bedeutender Orgelbauwerkstätten eingeholt. Den Zuschlag bekam zuletzt die renommierte Schweizer Orgelbaufirma Metzler.
In den letzten Jahren der Grenzöffnung haben einige namhafte deutsche Orgelbauer sowie Orgelsachverständige und Organologen das Musikland Thüringen und seine Orgellandschaft neu entdeckt. Vor allem im Grundstimmenbereich der Flöten und Streicher, aber auch der Zungenstimmen zeigt sich hier ein klanglicher Reichtum, der letztendlich auch die Konzeption für den Orgelneubau in Marl entscheidend beeinflusst hat. Während in der Firma Metzler schon die Arbeiten an dem im Kostenanschlag ausgewiesenen Instrument anliefen, wurden noch Änderungen vor allem an der Dispostion vorgenommen. Dies führte dazu, daß besonders das Oberwerk ein stärkeres Gewicht gegenüber dem Hauptwerk, als dessen klangliche Verkleinerung zugesprochen bekam. Im Bereich der Zungenstimmen wurden eher thüringische Becher-und Kehlenmensuren konzipiert.
Als klangliche Vorbilder spielten vor allem das vom thüringischen Orgelbauer Stein im niedersächsischen Trebel erstellte Werk, die Trost-Orgel im thüringischen Altenburg sowie die Orgel des thüringischen Orgelbaumeisters Engelhardt im südniedersächsischen Herzberg eine Rolle. Einzelheiten des abgewandelten Konzeptes waren für die Firma Metzler Neuland.Während einer Bereisung mit dem Unterzeichner wurden daher u.a.die Instrumente in Trebel und Herzberg genauer untersucht. Es darf an dieser Stelle besonders Herrn Andreas Metzler für die Bereitschaft gedankt werden, sich neuen Wegen geöffnet zu haben. Dem künstlerischen Endergebnis wird nunmehr von allen Beteiligten mit großem Interesse und hohen Erwartungen entgegengesehen.
Hans-Ulrich Funk
(Kantor und Organist an der Nicolaikirche in Herzberg am Harz und Orgelrevisor in der Ev.-luth.Landeskirche Hannover)
Dieser Text stammt aus der“ Festschrift zur Einweihung der neuen Metzler-Orgel in St.Georg,Marl am 12.April 1997“
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Disposition
Erbaut wurde die Orgel in der St. Georg-Kirche in Marl von Metzler. Sie besitzt 34 Registern.
Weihe: 12.4.1997
II. Hauptwerk C-g3 |
I. Oberwerk C-g3 |
III.Echowerk |
P.Pedalwerk C-f 1 |
Bourdon 16` |
Salicional (ab C) 8` |
Gedackt 8` |
Principal 16` |
Principal 8` |
Rohrflöte 8` |
Rohrflöte 4` |
Subbaß 16` TM aus HW |
Viola (ab C) 8` |
Holzflöte (konisch) 8` |
Waldflöte 2` |
Octavbaß 8` |
Hohlflöte 8` |
Principal 4` |
Echocornet II (Terz ab b/o) |
Viola 8` TM aus HW |
Octave 4` |
Flauto traverso 4` |
Vorabzug: Quintflöte |
Octave 4` |
Spitzflöte 4` |
Nasat 2 2/3` |
Larigot 1 1/3´ |
Mixtur 2` |
Quinte 2 2/3` |
Octave 2` |
Vox humana 8` |
Posaune 16` |
Superoctave 2` |
Terz 1 3/5` |
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Trompete 8` |
Mixtur IV-V 2´ |
Scharf III-IV 1` |
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Cornet III (ab b/o) 2 2/3` |
Trompete 8` |
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Trompete 8` |
Dulcian 8` |
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Koppeln: OW/HW; HW/P; OW/P
Zwei Tremulanten für Hauptwerk + Echowerk und Oberwerk
Zimbelstern
Disposition: Hans-Ulrich Funk
Intonation: Andreas Metzler und Karl-Heinz Hug
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Baugeschichte der Kirche
Die erste Steinkirche wird wahrscheinlich am Ende des 12. oder am Beginn des 13. Jahrhunderts errichtet worden sein. Aus dieser Zeit stammt der untere Teil des Turmes. Die Vorgängerbauten waren Holzkirchen, zumal die Gemeinde nicht sehr begütert und klein war. Der erste Steinbau wurde in romanischem Stil errichtet. In der Folgezeit wurde die Kirche immer wieder umgebaut. Man ersetzte das romanische durch ein nicht gewölbtes, einfaches, gotisches Mittelchiff, dem später auf der Nordseite ein Seitenschiff hinzugefügt wurde, allerdings aus statischen Gründen im romanischen Stil.
Aufgrund der Auflösung des Karmeliterklosters Gut Leuchterhof in Frentrop im Jahr 1803, das seelsorgliche Aufgaben für einen Teil der Pfarrei übernommen hatte, entstand in der Pfarrkirche Raumnot, da jetzt die Pfarrangehörigen aus dem Westteil wieder zur Hauptkirche gingen. Zudem muss das alte Gotteshaus in Teilen baufällig gewesen sein. Der damalige Pfarrer Düsing (1807-1846) fing an, für einen Neubau zu sparen.
Dr. Anton Küster (1847-1881), der Nachfolger Pfarrer Düsings, nahm bald nach seinem Amtsantritt die Planungen des Neubaus von St. Georg in die Hand. Im Jahr 1855 konnte nach der leidenschaftlichen Werbung um Geldmittel mit der Erstellung des Entwurfes begonnen werden. Den Plan des Dombauwerkmeisters Vinzenz Statz aus Köln für ein neugotisches Gotteshaus, das nach dem Vorbild der Minoritenkirche zu Köln gestaltet wurde, führte der Architekt Emil von Manger aus. Bauliche Änderungen des Turmes unterblieben auf den Einspruch des Diözesanbischofs Johann Georg Müller (1847-1870). Alle anderen Teile wurden jedoch 1856 abgerissen.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 2. September 1856. Bereits am 14. April 1859 konnte die Kirche geweiht werden. Am 10. Juni 1863 erst begann die entsprechende Erhöhung des Turmes. Er wurde in Ziegelstein ausgeführt, weil es an Bruchstein mangelte. In der Kugel, die mit dem Hahn den Turm bekrönt und mehrfach erneuert wurde, befinden sich Beschreibungen des Kirchneubaus und einiger politischer Ereignisse (u.a. des Kulturkampfes). Die Gesamtkosten des Neubaus betrugen 24748 Taler, die bereits 1867 restlos bezahlt waren.
Am 9. November 1944 gingen infolge eines Bombenangriffs auf Marl sämtliche Kirchenfenster zu Bruch. Weitere eher leichte Beschädigungen erlitt der Bau bei Angriffen am Karfreitag 1945. Doch außer einigen Rissen in den Gewölbekappen und Schäden am Hochaltar durch herabfallende Fensterteile wurde die Kirche von innen verschont.
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Der Außenbau
Der markanteste Teil der Georgskirche ist der Turm des 12./13. Jahrhunderts, der trotz aller baulichen Umgestaltungen der Kirche weitestgehend bestehen blieb. Er ist aus roh behauenem Bruchstein gefertigt. Stilistisch weist er schon auf den Übergang von der Romanik zur Gotik hin. Die Schallöffnungen deuten schwach einen Spitzbogen an. Die Säulchen, die die Öffnungen teilen, haben langgestreckte Kapitelle, die Turmgeschosse gotische Wasserschläge.
Die heutige Hauptzugangstür ist im Jahr 1958 im Zuge einer größeren Umgestaltung der Kirche geschaffen worden. Sie stammt von dem Metallbildhauer Hubert Teschlade aus Burg Gemen (Kr. Borken). Die fast ganz in Kupfer gearbeitete Tür ist gleichsam ein Gang durch die Heilsgeschichte. Nur die Stellen, an denen Gottvater, der Heilige Geist und Jesus Christus dargestellt sind, wurden in Mosaiksteinchen ausgeführt.
Der Turm wird flankiert durch zwei Türmchen, deren Mauerhöhe bis auf das Niveau des alten Turmes reicht. Sie sind im unteren Teil aus behauenem Sandstein und im oberen aus Ziegelstein ausgeführt und werden von einem spitzen Dach bekrönt. Das linke Türmchen im Norden dient als Treppenaufgang zum Gewölbe der Kirche, zum Glockenstuhl und zur Turmspitze, das rechte im Süden führt zur Orgelbühne. Der Turm beherbergt fünf 1948 von Petit & Edelbrock (Gescher) in zwei Partien gegossene Glocken: "a", "dis", "fis", "gis", "eis". Sie tragen folgende Inschriften:
1. (Totenglocke; größte Glocke)
Niederbrechen der Erde Throne, Siegreich aber glänzt deine Krone.
(darunter kleine Inschrift:)
Christus, König der Ewigkeit, Heile die kranke Zeit.
2. St. Georg
Du strahlender Held, von Gott zum Schirmherrn bestellt,
Mit des Himmels Kraft bewährt, beschütze Mari mit blitzendem Schwert.
3. St. Josef
Heiliger Zimmermann, auf unsere Not und Sorge merke,
Lenk unseren Blick himmelan und segne unserer Hände Werke.
4. St. Heribert
St. Heribert bin ich genannt, ich ruf ins Vestische Land.
Was ich einst euch verkündet, auf Gottes ewige Wahrheit gründet.
5. (Marienglocke)
Faltet die Hände zum Engel des Herrn, wenn ich euch rufe von nah und fern. Hebet die Herzen, beuget die Knie. Ave Marie.
Über der Sakristeitür an der Südostseite befindet sich eine in weißem Kunststein gearbeitete Muttergottesstatue, die ebenfalls von H. Teschlade 1954 geschaffen wurde.
Die Seitenschiffe der Kirche sind ganz, das Hauptschiff nur bis zur Unterkante der Chorfenster aus Bruchsteinquadern gemauert. Auf diesem Sockel des Hauptschiffes wurde mit dunkelrotem Backstein weitergearbeitet, was sich wegen der Schadstoffbelastung der Luft durchaus als vorteihaft erweist, denn dieser Stein ist nicht so angreifbar wie der weichere Sandstein.
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Das Kircheninnere
Das Kircheninnere gibt den Blick auf einen dreischiffigen neugotischen Bau mit dem Mittelschiff und zwei beträchtlich niedrigeren Seitenschiffen frei. Die Gesamtbreite der Kirche beträgt 17,90 m, ihre Länge, bis zur Apsis des Hauptschiffes gemessen, 34,60 m, die Höhe 15,27 m. Als Lichtquelle dienen die Fenster aller drei Schiffe. Der im Inneren verwendete Sandstein stammt aus den Baumbergen. Sämtliche Sandsteinarbeiten führte Franz Nübel aus Oelde aus.
Das linke Seitenschiff, das fünf Joche umfasst, war ursprünglich das Marienschiff. Darauf weisen noch heute die Schlusssteine der Joche, auf denen von hinten nach vorn in goldenen Lettern der Beginn des Ave Maria geschrieben steht, und zwar in den Abschnitten: 1) Ave, 2) Maria, 3) gratia plena, 4) Domin(us) tecum = Gegrüßet seist du, Maria, der Herr ist mit dir. Im letzten Joch findet sich ein kunstvoll geschriebenes M, der Beginn des Namens der Gottesmutter. In der Apsis stand bis zum Ende der 1940er Jahre ein hölzerner neugotischer Marienaltar.
Die Fenster des linken Seitenschiffes sind Figuren des Alten Testamentes gewidmet bis hin zu den Personen Johannes der Täufer und Maria, in denen sich das Alte Testament vollendet und die am Beginn der neuen Zeit stehen.
An der linken Wand findet sich der in den Jahren 1981-85 vom Marier Künstler Heiner Kuhlmann in Kupfer geschaffene Kreuzweg, der das Fresko an der Apsiswand als 10. Station mit einbezieht. Insgesamt besteht der Kreuzweg einschließlich des Freskos und des Osterleuchters (Auferstehungsleuchter) aus zwölf Stationen. Der Verzicht auf die wiederholte Darstellung des Falles Jesu und auf die Grablegung bedeutet keine Einschränkung der biblischen Aussage.
Die architektonisch durch die schmalen Säulen vorgegebene Gliederung wurde bei der Anordnung der einzelnen Stationen aufgenommen. Die Reliefs, unterschiedlich in Größe und Format, sind nicht starr in einer Reihenfolge angebracht, sondern in wechslender Höhe einander zugeordnet. So wirkt schon die äußere Anordnung in ihrer eigenen Dynamik als verbindendes Element. Der Betrachter kann sich dem einzelnen Bild nähern oder aus größerer räumlicher Distanz dem Weg Jesu folgen.
Das fünfte Joch dient mit seiner Apsis heute als Taufkapelle. Der romanische Taufbrunnen ist das älteste Inventarstück der Kirche und dürfte aus dem ersten Steinbau des 12./13. Jahrhunderts stammen. Er ist 0,9 m hoch und schwach konisch, sich nach oben verbreiternd. Der Durchmesser beträgt oben 0,9 m und unten 0,8 m. Sein Mantel besteht aus acht rundbogigen Arkaden. Den oberen Rand ziert ein Palmettenfries.
Die Gestaltung des Chorraumes ist das Ergebnis der letzten Jahrzehnte. Der ursprüngliche neugotische Hochaltar aus Holz war dem hl. Georg geweiht. Der obere Teil war durch Kriegseinwirkungen zerstört; er wurde im August des Jahres 1956 gänzlich abgebrochen. Der neue steinerne Altar von H. Teschlade wurde am 22. September 1956 geweiht. In der Konsequenz der liturgischen Erneuerung nach dem letzten Konzil rückte man den Altar näher zur Gemeinde hin.
Seit fast 150 Jahren steht diese St.-Georgs-Kirche in ihrer heutigen Gestalt im Zentrum Alt-Maris und ist Mittelpunkt der Pfarrgemeinde. Bauleute und Künstler haben Mühe und Ideen eingebracht, die Kirche zu errichten, zu erhalten und auszugestalten. Viele Generationen von Gemeindemitgliedern sind hier ihren Weg des Glaubens gegangen, haben Hoffnung und Kraft geschöpft in der gemeinsamen Feier der Gottesdienste oder auch in stillem Kirchenbesuch. So möge sich die Gemeinde auch künftig in ihrer Kirche zu Hause fühlen und angenommen wissen von der Liebe Gottes. Alle Menschen, die diese Kirche besuchen, mögen als "lebendige Steine" teilhaben an der Gemeinde, an der Kirche als "Haus Gottes". |
Mit freundlicher Genehmigung der Kirchengemeinde
OI-M-7 |
weiterführende Links:
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