Geschichte
Die Geschichte der Orgel unserer Lambertuskirche geht bis in das Jahr 1912 zurück. Am 22. September 1912 wurde das Instrument, das die Aachener "Orgelbau-Anstalt" G. Stahlhuth erstellte, dem kirchlichen Gebrauch übergeben. Die Orgel verfügte über zwei Tastaturreihen für die Hände, die sogenannten "Manuale" und eine für die Füße, das Pedal. Die Klangfarben- oder Registerzusammenstellung, also die Disposition, war entsprechend der damaligen Zeit von typisch deutsch-romantischer Prägung.
Das Kircheninstrument besaß eine grundtönige Stimmung mit insgesamt 28 Registern und ca. 1760 Pfeifen. Fast gänzlich verzichtete man auf helle Klangfarben. Die Verbindung vom Spieltisch zu den Pfeifenventilen, die sogenannte Traktur, war pneumatisch, das heißt, dass die Spieltischklaviaturen mit kleinen Windzuleitungen mit den Pfeifen verbunden waren.
Beim romantischen Orgelbau wünschte man sich in erster Linie warme Klangfarben. Die Orgel sollte mit vielen weichen, verschmelzungsfähigen Registern ein Orchester imitieren. Unser romantisches Werk setzte man daher in das linke Seitenschiff, damit sich der Klang mehr indirekt im Kirchenraum ausbreitet und nicht wie bei einem barocken Instrument von der Emporenmitte direkt in die Kirche strahlt. Zudem nutzt man sozusagen das Gewölbe als Dach und verzichtet auf ein geschlossenes Gehäuse.
Das Orgelgehäuse bestand aus "1a amerikanischem Eichenholz" und wies liebevoll verfertigtes Schnitzwerk auf. Das Instrument kostete insgesamt 14522 Mark.
AAm 13. Dezember 1968 unterbreitete der Orgelbaumeister Lotar Hintz (Heusweiler/Saar mit einem Filialbetrieb in Köln) ein Angebot für eine umfangreiche Überarbeitung der Orgel. Ziel dieser Überarbeitung war nach dem Abnahmebericht des Orgelsachverständigen, Prof. Josef Zimmermann, "die im Jahre 1911 von der Firma Georg Stahlhut, Aachen nach dem pneumatischen Kegelladensystem erbaute Orgel auf elektropneumatische Traktur umzustellen und den klanglichen Teil im Rahmen der Möglichkeiten auf ein zeitgemäßeres Klangbild zu bringen."
Die Orgel wurde mit dieser Umbaumaßnahme total umgekrempelt und klanglich stark verändert:
- das Instrument erhielt einen elektrischen, nun fahrbaren Spieltisch
- vorhandene Register wurden zu "moderneren" Klangfarben umgebaut
- neue, helle Register kamen hinzu, einige Register wurden entfernt
- die gesamte Orgel wurde neu und "zeitgemäßer" intoniert.
1969 gab es Überlegungen, den Spieltisch nach der Renovierung dreimanualig zu gestalten. Der neue Spieltisch sollte demnach drei Tastenreihen erhalten. Der Kirchenvorstand ging jedoch nicht auf diese Offerte ein und bestellte eine zweimanualige Orgel. Im Sommer 1971 war der Umbau abgeschlossen.
In den 80er Jahren traten nach und nach vermehrt technische Störungen auf. Töne und Register fielen aus und die Orgel ließ sich immer schwerfälliger spielen. Der sich in der Orgel sammelnde Dreck tat sein Übriges dazu. Daher beschloss der Kirchenvorstand am 10.12.1992 "die Neuanschaffung einer Orgel mit einer vom Gutachter geschätzten Kostensumme von 650.000,- DM. [...] Der KV befürwortete und plante die Gründung eines Orgelbauvereins."
Im Januar 1994 begann der Nachfolger von Kantor August Dreiling, der nach 47 Dienstjahren in Mettmann in den Ruhestand ging, Regionalkantor Matthias Röttger, seinen Dienst in der Pfarrei St. Lambertus neben seiner Arbeit für das Kreisdekanat Mettmann. Im September 1994 wurde ein Förderverein für Orgelbau und Kirchenmusik an St. Lambertus gegründet.
1997 gab die katholische Kirchengemeinde St. Lambertus die Orgelrestaurierung bei der Freiburger Orgelbauwerkstatt von Orgelbaumeister Hartwig Späth in Auftrag. Nach Übereinkunft zwischen den beiden Sachverständigen, Prof. H.D. Möller, Orgelsachverständiger des Erzbistums Köln, und Dr. Franz-Josef Vogt, Orgelsachverständiger beim Rheinischen Amt für Denkmalpflege, dem Organisten der Pfarrei, Regionalkantor Matthias Röttger, und dem Orgelbaumeister Hartwig Späth wurde eine Disposition für eine dreimanualige Orgel mit insgesamt 43 Registern entworfen.
Da eine Finanzierung der Gesamtorgel aber bei Auftragserteilung nicht gesichert schien, konnten nur 29 Register auf 2 Manualen plus Pedal bestellt werden. Dies entspricht ungefähr 1860 Pfeifen. Das Gesamtkonzept der Orgel bleibt dabei unberührt. Sowohl Spieltisch wie auch der komplette Orgelaufbau werden für die große Lösung vorbereitet.
Nachdem einige weitere Stimmen bereits 2004 eingebaut werden konnten, wurde 2011 endlich das schwellbare Echowerk mit seinen zarten und charakteristischen Klangfarben geliefert. Unter den 9 neuen Klangfarben befinden sich richtige "Spezialitäten" wie eine zarte "Vox humana", ein rheinisch gefärbtes "Carillon 3-fach" und eine durchschlagende "Clarinette" - eine kostbare Seltenheit, die im Kreis Mettmann einmalig ist. Trotz der neuen Klangfarben ist die Orgel leiser (!) geworden: die neuen Register sind leise konzipiert und eignen sich wunderbar zur Begleitung von Sängern und Instrumentalisten und führen in die Stille.
Die Lambertusorgel ist das ideale Instrument, um Orgelmusik der deutschen Romantik der Jahrhundertwende, wie z.B. Max Reger oder Siegfried Karg-Elert, zu Gehör zu bringen. Musik aller Epochen lässt sich aber gleichermaßen interessant und vielseitig darstellen. Die Lambertusorgel kommt auch auf vielfältige Weise den Bedürfnissen für liturgisches Orgelspiel und Improvisationskunst entgegen.
Die Orgel der Lambertuskirche ist ein Kunstwerk, in dem handwerkliches Können gemäß jahrhundertealter Orgelbautradition und moderne Steuerungstechnik zusammenkommen. Einzigartig wird unsere Orgel aber vor allem durch die Intonation, d.h. die Anpassung des Klangs jeder einzelnen Pfeife in das Gesamt der Orgel und den konkreten Kirchenraum.
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