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Die Orgel der Johanneskirche Neunkirchen (Westerwald)

Die Vorgängerinstrumente
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Die Döring-Gottwald Orgel

Die Kirche
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Die Vorgängerinstrumente

Die Köhlerorgel
Nach der Erweiterung des Gemeinderaumes der Johanneskirche in den Jahren 1740/41 sah sich die Gemeinde mit der Notwendigkeit konfrontiert, auf der Empore eine Orgel aufzustellen. Aber die finanziellen Mittel der Gemeinde waren nach dem Ausbau der Kirche so gering, dass erst im Jahr 1755 zum ersten Mal auf der Empore eine Orgel erklingen konnte.

Der Erbauer des Instrumentes ist mit großer Wahrscheinlichkeit Johann Christian Köhler (1714 – 1761), jedoch liegen dafür keinerlei schriftliche Belege vor.

Im Jahr 1823 wurde diese Orgel durch Orgelbauer Daniel Raßmann, damals Weilmünster, repariert. Es war eine der ersten Arbeiten des Meisters in hiesiger Gegend. Kantor Müller, Gemünden, überliefert zu dieser Zeit folgende Disposition:

1. Principal 8‘
2. Gedackt 8‘
3. Viol die Gamb 8‘
4. Octav 4‘
5. Octav 2‘
6. Sesquialter
7. Mixtur
8. Subbaß 16‘ (auf der Lade)
9. Tremulant

1944 schließlich wurde folgende Disposition gemeldet:

Prinzipal 8'
Gedackt 8'
Gambe 8' (Hohlflöte 8')
Oktave 4'
Flöte 4'
Quinte 3'
Oktave 2'
Cornett 3fach

Pedal: Subbaß 16'

In den 1960er Jahren untersuchte Orgelbauer Günter Hardt aus Möttau die Orgel erneut. Dabei fand er folgende Registerbezeichnungen auf den Stöcken:

Manual C-c''' Pedal C-g0
Prinzipal (8') Subbaß 16'
Gambe 8'
Gedackt 8'
Oktave 4'
Flöte 4'
Koppel (Quint) 3' Sesquialter
Cornett diskant (eigene höher stehende Lade)
Mixtur 4fach

Am 5. Januar 1961 beschreibt Theodor Wißmüller (Pfarrer) dem Kirchenvorstand in Neunkirchen aus Nieder-Beerbach (Landkreis Darmstadt-Dieburg), dass die Orgel „ein sehr altes und leider sehr heruntergekommenes Instrument ist.“ Und weiter: „Die Zeit ist mit dem interessanten Werk nicht sehr pfleglich umgegangen. Das stark bleihaltige Metallpfeifenwerk ist von Pfuscherhänden sehr malträtiert worden. Die Ausschnitte sind nachgeschnitten. Die Prospektpfeifen sind nach dem ersten Weltkrieg durch schlechte Zinnpfeifen – im Mittelturm durch bronzierte Holzpfeifen von abenteuerlicher Kuriosität – ersetzt worden. Die Traktur ist, was nicht verwunderlich sein kann bei dem hohen Alter des Werkes, vollkommen ausgespielt. Vorzüglich erhalten sind die aus bestem Eichenholz gefertigte Manualwindlade und das Holzwerk des Prospekts. Die Holzpfeifen sind arg vom Holzwurm zerfressen.

Trotz des eigentlich für die Kirche zu kleinen Werkes und dem furchtbaren Zustand riet Wißmüller zu einer Erhaltung und Restaurierung der Orgel. Jedoch wurde das Instrument - entgegen dem Ratschlag - wegen der dringlichen Innenrenovierung abgebaut und eingelagert. Der empfohlene Wiederaufbau des Werkes erfolgt aus Geldmangel nicht. Die Pfeifen und der Holzprospekt wurden vernichtet.

Die Hardt-Orgel
In jeder Hinsicht unzufrieden mit einem zwischenzeitlichen Ausflug in die Welt der Elektronik-Orgeln bemühte sich die Gemeinde intensiv um einen Ersatz für die elektronische Seelig-Orgel (hier nicht näher beschrieben). Es sollte wieder eine Pfeifenorgel sein.
Eine günstige Gelegenheit bot sich, als der junge Orgelbaumeister Günter Hardt aus Möttau sein in den Jahren 1970/72 angefertigtes Meisterstück zum Verkauf anbot. Im November 1975 wurde das Instrument für einen Preis von DM 50.000 angekauft, nicht ohne zuvor und danach bei Gemeindegliedern und Unternehmen, aber auch vom Landesdenkmalamt um Spenden geworben zu haben.

Am 29. Dezember 1975 wurde die Orgel „feierlich in Dienst gestellt“ und für den Redakteur, Dr. W. Kwasnik, war es wie „ein lebendig frischer Jubel“ der durch das Kirchenschiff hallte:

Die Orgel hat auf einem Manual und Pedal neun klingende Stimmen. Die Pfeifen stehen auf Schleifladen. Die Steuerung für Tasten und Registerzüge ist mechanisch. Die Schleifen sind bei einigen Registern in Baß- und Diskanthälfte geteilt, so dass der Organist in beschränktem Maße auch Triospiel ausführen kann. In der Disposition und Intonation wurde der Barockklang angestrebt, wie auch das schöne eichene Gehäuse dem einer Barockorgel nachgebildet ist. Die Windladen und Holzpfeifen sind aus Mahagoni und die Metallpfeifen bestehen aus 70- bzw. 45 prozentiger Zinn-Blei-Legierung.

Die Disposition des Instruments war wie folgt:

Manual
(C – g³ = 56 Tasten)
Pedal
(C-f‘ = 30 Tasten)
Gedackt 8‘ B./D. Subbaß 16‘
Prinzipal 4‘ Tremulant

Rohrflöte 4‘ B./D.

Waldflöte 2‘
Quinte 1 1/3‘ B./D.
Oktave 1‘
Cornett 3 fach D.
Krummhorn 8‘ B./D.

Pedalkoppel

mechanische Schleiflade
vollständig geschlossenes Gehäuse aus massiver Eiche
Prospekt als hochwertige Stilkopie in barocken Formen
Pedal hinterständig, Baß/Diskant-Teilung bei h°/C1.

Fast 35 Jahre stand die Hardt-Orgel auf der Empore der Johanneskirche und wäre wohl auch noch weitere Jahre dort verblieben, wenn nicht – im Zusammenhang mit der anstehenden Innenrenovierung von 2011 – eine obligatorische Begutachtung der Orgel durch den amtierenden Orgelsachverständigen erfolgt wäre. In seinem Gutachten führt er u.a. aus, dass die Orgel für eine solch große Kirche nicht angemessen sei. Ein Umbau sei jedoch, aufgrund des eingeschränkten Platzes, nicht sinnvoll. Er riet, Alternativen zu prüfen.

Die Hardt-Orgel wurde am 2.5.2011 wegen des Beginns der Baumaßnahme demontiert und spielfertig in der Orgelbauwerkstatt Hardt in Möttau aufgestellt. Aufgrund der ungewöhnlichen – aber einmaligen – Gelegenheit eine größere Orgel zu erben, entschied sich der Kirchenvorstand, die Hardt-Orgel zu verkaufen. Unter der Vermittlung von Andreas Ladach aus Wuppertal konnte das Instrument 2011 an eine katholische Gemeinde in Polen verkauft werden. Sie steht heute in der Kirche St. Peter und Paul in Tworkau.

Die Döring-Gottwald Orgel

Der Orgelbauer Bruno Döring wurde 1924 in Füchsenau, Kreis Sichelberg in Ostpreussen, heute Polen, geboren. Er starb im Jahr 2010 in Neukirchen (Knüll). Seine Werke stehen überwiegend im nordhessischen Raum. Die bekanntesten von ihm geschaffenen Orgeln dürften die „Große Orgel“ von 1974 in der Ev. Stadtkirche in Bad Hersfeld oder die Orgel in der Stadtkirche von Bad Laasphe sein.

Der Orgelbauer Kilian Gottwald wurde 1967 in Marburg geboren und wuchs in Amöneburg in der Nähe von Marburg auf. Kilian Gottwald ist ausgebildeter Kirchenmusiker und Gesangssolist (Bassbariton). Im Herbst 2010 übernahm er in Neukirchen (Knüll) die Werkstatt des verstorbenen Orgelbauers Döring.

Orgelbaumeister Bruno Döring hat sich bei der Gestaltung der Orgel, die nun ihren Platz in Neunkirchen gefunden hat, an mehreren Werken des nordhessischen Barockorgelbauers Johannes Schlottmann (1726-1795) orientiert. Ein Gehäuseteil, die Verblendung direkt unterhalb der Prospektpfeifen, stammt sogar original von diesem. Es lag seit einem Umbau der Schlottmann-Orgel von Ottrau in den 60er Jahren bei Herrn Döring. Ähnlich ist auch das Gehäuse der gut erhaltenen Schlottmann-Orgel in Willingshausen aufgebaut.

Klanglich war die Hauptidee, viele schöne historische Pfeifen aus Lagerbestand (18. und 19. Jahrhundert) einzubringen und durch Neuanfertigungen zu ergänzen. Die Disposition, der klangliche Plan, folgt im Wesentlichen mitteldeutsch-barocken Vorbildern, lässt aber das Spiel von Literatur der nachfolgenden Epochen Romantik und Moderne sowie phantasievolles Improvisieren ebenso zu. Die 16 Register sind auf zwei Manuale im Hauptgehäuse und auf das frei dahinter stehende Pedal verteilt. Die technische Anlage folgt mit seiner Massivholzbauweise auch in Einzelheiten der barocken Bauweise.

Die neue Orgel besitzt 957 klingende und 4 nicht klingende Pfeifen. Im Prospekt, also in der Schauseite der Orgel, stehen 53 Pfeifen aus hochprozentiger Zinnlegierung, darunter die vier kleinsten, die nicht klingend sind. 721 Pfeifen bestehen aus Zinn/Blei-Legierungen, drei Pfeifen aus Zink, 237 Pfeifen sind aus Holz gefertigt.

Die größte Pfeife der Orgel, der Ton F von Posaune 16’ ist ca. 3,5 m lang und wegen der begrenzten Emporenhöhe rechtwinklig gekröpft. Die beiden tiefsten Töne der Orgel sind groß C von Subbaß 16’ und Posaune 16’. Die kleinste Pfeifen, f³ von Sifflöte 1’ hat eine klingende Länge von ca. 6 mm. Dieser Ton liegt mit ca. 10000 Hz bereits nahe an der menschlichen Hörgrenze (ca. 20000 Hz). Das Instrument ist auf a'440 Hz bei 17°C gestimmt. Temperierung ungleichschwebend nach Eigenmodell Kilian Gottwald.

Herr Döring hatte offensichtlich Freude an einer reichen Holzauswahl und auch die historischen Orgelteile sind aus den verschiedensten Materialien gefertigt. Daher ist die Anzahl der verwendeten Holzarten mit mindestens 20 ungewöhnlich groß. Folgende Arten sind vorhanden, in etwa nach der Menge geordnet:

  • Eiche (Gehäuse, Windladen, Holzpfeifen)
  • Fichte (Holzpfeifen, Technik, Mechanikteile, Balg, Windkanäle)
  • Kiefer (Holzpfeifen)
  • Mahagoni (Zungenpfeifen)
  • Ahorn (Mechanikteile, Wellenbretter)
  • Linde (Schleierbretter, Verzierungen)
  • Rüster (Holzpfeifen)
  • Esche (Mechanikteile, Rasterbretter)
  • Rotbuche (Rasterbrettpföstchen, Kanalknaggen)
  • Douglasie (Holzpfeifen)
  • Birnbaum (Holzpfeifen)
  • Weisbuche (Tastenfronten)
  • Pflaume (Klaviaturbacken, Registerzüge, Holzpfeifen)
  • Kambala (Wippenbalken)
  • Zypresse (Pedalmechanikabstrakten)
  • Birke (Zimbelstern)
  • Ebenholz (Obertastenauflage)
  • Pappel (Pedallampenbrett)
  • Kirsche (Holzpfeifen)
  • Ramin (eine ersetzte Tastenfront)

Hinzu kommen in einem relativ geringen Umfang noch Plattenwerkstoffe (Fichte-Dreischichtplatte, Birke-Multiplexplatte, Hart- und Weichfaserplatte).

Eine Orgel ist in gewisser Weise ein Art Blasinstrument, da die Klangerzeugung mittels Druckluft, genannt „Orgelwind“, erfolgt. Mussten in früheren Zeiten die Blasebälge von Hand bedient werden, so wird der Wind heute durch ein elektrisches Schleudergebläse geliefert. Als Regulierungselement dient bei der Neunkirchener Orgel ein schöner historischer Keilbalg aus dem 18. Jh. Er liefert einen Winddruck von 63 mm/Wassersäule, das entspricht etwa 0,0063 Bar. Somit ist der Winddruck sehr niedrig im Vergleich zu einem Luftballon (ca. 0,3 Bar), einem Auto- (ca. 3 Bar) oder einem Fahrradreifen (2-7 Bar).

Die Länge der massiv hölzernen Windkanäle beträgt insgesamt ca. 10 Meter.

Disposition

Hauptwerk Positiv Pedalwerk
Prinzipal 8‘ Gedackt 8‘ Subbaß 16‘
Hohlflöte 8‘ Salicional 8‘ Oktavbaß 8‘
Praestant 4‘ Kleingedackt 4‘ Oktave 4‘
Spitzflöte 4‘ Flageolett 2‘ Posaune 16‘
Oktave 2‘ Sesquialtera 2f. 2 2/3‘
Mixtur 4f. 1 1/3‘ Sifflöte 1‘

Koppeln: Manualkoppel, Pedalkoppel I, Pedalkoppel II

Barocker Keilbalg
Stoßfängerbälge

Tremulant
Zimbelstern: 8 klingende Messing-/Bronzeschalen-Glöckchen

Das Gehäuse wurde von Fa. Johannes und Andrea Rauland aus Koblenz-Ehrenbreitstein mit Polimentvergoldung farbig gefasst. Der Entwurf dazu wurde in einem Gremium aus Generaldirektion Kulturelles Erbe des Landes Rheinland Pfalz, Baubetreuung der Regionalverwaltung Rhein-Lahn-Westerwald, dem Kirchenvors vors tand und Orgelbauer in Zusammenarbeit mit Fa. Rauland erarbeitet.

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Quelle des Textes: Denkschrift zur Orgelweihe
Fotos: Ev. Kirchengemeinde Neunkirchen

Die Kirche

Die Kirchengemeinde Neunkirchen hat ca. 2.100 Mitglieder (Stand Anfang 2013) die sich auf die Orte Neunkirchen, Mittelhofen, Elsoff, Oberrod, Westernohe, Hüblingen, Irmtraut, Hausen, Fussingen, Waldernbach und Rückershausen verteilen. Die Gemeinde umfasst also rheinland-pfälzische und hessische Gebiete.

Das Gotteshaus steht auf dem höchsten Punkt des Dorfes an dessen südlichem Rand auf dem ehemaligen Kirchhof, dessen Ummauerung noch vorhanden ist. Vor allem nach Norden und Osten fällt das Gelände steil ab. Der Baukörper der Kirche setzt sich aus drei Bestandteilen zusammen: dem romanischen Turm mit seinem Spitzhelm von 1774, dem Querriegel des Gemeinderaumes von 1740/41 mit dem hohen verschieferten Walmdach und dem älteren Chor mit einem dem Grundriss entsprechend abgewalmten Dach, dessen First die halbe Höhe des Hauptdaches erreicht. Alle Wandflächen einschließlich der des Turmes sind weiß verputzt und besitzen in Sandsteinfarbe gefasste Ecklisenen, wodurch der Außenbau ein einheitliches Aussehen bekommt. Am ehemaligen Chor steigern die breiten Lisenen, die um die Fensternischen herum kaum noch Wandfläche übrig lassen, die Steilheit der Proportionen zusätzlich.

Die Neunkircher Pfarrkirche ist eine Quersaalkirche. So bezeichnet man einen rechteckigen Gemeinderaum, in dem Kanzel und Altar vor der Mitte einer Längsseite stehen (nicht an der Schmalseite oder gar in einem abgegrenzten Chorraum wie in den meisten Kirchen). Dieser Raumtyp galt in der frühen Neuzeit als ideal für protestantische Kirchen. Die Querkirche ist eine typisch evangelische Form. Für die katholische Messe, die einen abgetrennten Chorraum erfordert, ist sie völlig ungeeignet. Entsprechend gibt es so gut wie keine katholischen quergerichteten Pfarrkirchen, abgesehen von einigen modernen Bauten der Nachkriegszeit.

Die Wahl des Querraumes hatte zunächst ganz praktische Ursachen: Der Gemeinderaum musste aufgrund des Platzbedarfs vergrößert werden, aber es gab keine Möglichkeit, in der Länge zu expandieren, da Turm und Chor erhalten bleiben sollten. Beim Bau der Kirche wurde der alte Turm nebst dem alten Chor stehen gelassen und dazwischen ein querrechteckiger Saal eingespannt. Die Richtung des Raumes wurde um 180° gedreht, das liturgische Zentrum vom Chor an die gegenüberliegende Turmwand verlagert. Die Gemeinde gruppiert sich seitdem von drei Seiten um den frei stehenden Altar, denn in dem ehemaligen Chor stellte man Bänke auf und zog eine Empore für die Orgel ein. Die Emporenanlage setzt sich in der nordöstlichen Längswand und an beiden Schmalseiten als Gemeindeempore mit zwei Bankreihen fort. Die Flucht der Brüstung springt vor der Choröffnung schräg um einen guten Meter zurück, so dass die Orgelempore optisch abgetrennt und zugleich der dahinter liegende Chorflügel angedeutet wird.

Der Turm tritt im Inneren der Kirche nicht in Erscheinung. Die Kanzel ist vom Turm her durch eine rundbogige Tür zugänglich. Unter der Kanzel führt eine Tür in das Erdgeschoss des Turmes, wo sich die Sakristei befindet. Die Kanzel hat ihren Platz in einer freien Nische vor der Turmwand, die bis in die Deckenzone hinaufreicht und in deren Kehle einschneidet. Sie ist in eine zweigeschossige Kanzelwand einbezogen und wird von zwei korinthische Pilastern flankiert. Das wichtigste Einrichtungsstück erhält also eine besondere Auszeichnung mit den Mitteln der Prachtbaukunst. Man gestaltete hier ein betont lutherisches kultisches Zentrum in einer betont protestantischen Predigtkirche. Das Kirchspiel Neunkirchen war eine Weilburgische, evangelisch-lutherische Exklave im Grenzgebiet zu den katholischen Besitzungen von Nassau-Hadamar und dem Erzstift Trier. Die umliegenden Pfarrorte sind durchweg katholisch. Eventuell erklärt sich auch daraus die Wahl einer eindeutig protestantischen Bauform und die aufwändige Gestaltung der Kanzelwand als Kontrast zu den katholischen Hochaltären der Umgebung. Alle Flächen der Kanzelwand sind mit auffallend sorgfältig ausgeführten Marmorimitationen in Grau, Schwarz und Dunkelrot bemalt. Diese Kanzelwand ist gewiss in Anlehnung an den (allerdings noch viel aufwendiger gestalteten) Kanzelaltar in der Weilburger Schloss- und Stadtkirche entworfen worden.

Die Kanzelwand wurde mit einem Bildprogramm versehen, das über die reformierte Phase der Gemeinde hinweg erhalten geblieben ist. Nach reformiertem Verständnis dürfen sich in einem Kirchenraum eigentlich keine Bilder befinden, getreu dem alttestamentlichen Bilderverbot: Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen (2. Mose 20,4). Der fünfseitige Kanzelcorpus trägt vorn ein halbfiguriges Bildnis des segnenden Christus und auf den seitlichen Feldern diejenigen der vier Evangelisten mit den ihnen zugeordneten apokalyptischen Wesen: der Löwe für Markus, der Mensch bzw. Engel für Matthäus, der Stier für Lukas und der Adler für Johannes. Der ganze Kanzelaufbau gipfelt in einer Skulptur des gekreuzigten Christus auf der Spitze des Schalldeckels. Der blockförmige hölzerne Altar steht frei vor der Kanzelwand.

Das Gestühl des Quersaales wird durch den in der Längsachse verlaufenden Mittelgang und die freie Fläche vor der Kanzel und Altar in vier Blöcke unterteilt, die alle in Längsrichtung blicken. Ein fünfter Gestühlsblock befindet sich unter der Orgelempore frontal auf die Kanzelwand.

Ansprechpartner/Kontakt

Evangelische Kirchengemeinde Neunkirchen
Kirchgasse 11
56479 Neunkirchen

Telefon: 06436 / 4073


Mit freundlicher Genehmigung der Kirchengemeinde (Bernhard Nothdurft)
(Quelle: ehemalige Webseite der Kirchengemeinde - http://www.ww-neunkirchen-ev.de)
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weiterführende Links:

Webseite Kirchengemeinde Neunkirchen