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Die Orgeln der Dorfkirche Zechlin

Geschichte der Orgeln
Die Gegenwart
Schuke-Orgel
Sauer-Orgel

Geschichte Zechlin
Die Mutterkirche
Ein Rundgang

Geschichte der Orgeln

Sehr ungewöhnlich für eine Dorfkirche ist es, dass es in ihr zwei Orgeln gibt!

Die Generation nach dem zweiten Weltkrieg war geprägt von den Idealen des Kirchenkampfes. Romantische Stimmungen, Gefühlsregungen waren verpönt, das Pauluswort „Seid nüchtern und wachsam!“ Leitlinie. Dazu kam, dass zu DDR-Zeiten die Anschaffung einer neuen Orgel wesentlich einfacher war als die Reparatur einer älteren. So konnte Pfarrer Hans Faruhn statt der erforderlichen Reparatur bzw. Überholung der Schuke-Orgel den Kauf des zweiten, der Theologie der Zeit entsprechenden Instrumentes beim Konsistorium erreichen.

Nunmehr, im 21. Jahrhundert sind wir dankbar, beide Orgeln zu besitzen und zugleich verpflichtet, sie zu erhalten und zu nutzen!

Die Gegenwart:
Die Verantwortlichen für den Dorfkirchensommer bemühen sich, jährlich ein oder mehrere Konzerte anzubieten, bei denen beide Orgeln zur Geltung kommen. Ebenso ist ein Konzertieren von Instrumental- und kleinen Vokalensembles von zwei Stellen aus möglich und reizvoll!

Schuke-Orgel

Auf der Empore befindet sich eine Orgel der Firma SCHUKE/Potsdam aus dem Jahre 1913, ausgestattet mit zwei Manualen (C – f’’’) mit zwei bzw. drei Registern und Pedal (C – d’). Sie ist pneumatisch angelegt, ihre Disposition war grundtönig und auf romantische Empfindsamkeit angelegt. Durch Einbau eines Registers Waldflöte 2’ statt des originalen Salicional 8’ anfangs der fünfziger Jahre gibt es mehr Wechselmöglichkeiten und einen insgesamt helleren Klang.

Die Disposition in Übersicht:

I. Manual II. Manual Pedal
1. Principal 8’ 4. Gedackt 8’ 6. Subbass 16’
2. Concertflöte 8’ 5. Waldflöte 2’
3. Oktave 4’ (ehem. Salicional 8’)

Koppeln: II-I; II/P; I/P
Sauer-Orgel

Im Kirchenschiff finden wir eine SAUER-Orgel von 1981 mit einem Manual (C – f’’’) und Pedal. Das Großpositiv verfügt über acht Register in reizvoller Mixtur und ergänzt mit seiner silbrig-klaren Klangfärbung ideal die Schuke-Orgel; ist diese für romantische Musik bestens geeignet, lässt sich hier Barockmusik (Bach, Buxtehude), aber auch Modernes gut zu Gehör bringen!

Daher bemühen sich die Verantwortlichen für den Dorfkirchensommer, jährlich ein oder mehrere Konzerte anzubieten, bei denen beide Orgeln zur Geltung kommen. Ebenso ist ein Konzertieren von Instrumental- und kleinen Vokalensembles von zwei Stellen aus möglich und reizvoll!

Die Disposition in Übersicht:

Manual C – f’’’ Pedal C – d’
1. Holzgedackt 8’

8. Pommer 16’

2. Prinzipal 4’
3. Rohrflöte 4’
4. Waldflöte 2’
5. Quinte 1, 1/3’
6. Terzflöte 4/5’
7. Scharff 3 – 4fach

Pedalkoppel

Ein kurzer Exkurs in die Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes findet sich für den 14. Februar 1237. Da verleiht Brunwald, Bischof von Schwerin, die Zehnten von den 50 Hufen, welche Nicolaus von Werle im Lande Turne der Kirche geschenkt hat, dem Kloster Doberan. Nur 12 Jahre später - 1249 - ist der Ort bereits mit 75 Hufen ausgestattet. Mehr als 50 % aller Ortsnahmen in unserer Region sind slawischen Ursprungs und verbinden sich meist mit Familiennamen. So stammt der Ortsnahme Zechlin von den Familiennamen "Czech" oder "Czechola". Nun mit einem Suffix (Namensbildner) versehen, zeigt die Endung "in" die weibliche Linie, ein "ow" dagegen die männliche Linie an (z.B.Zechlin und Zechow).

In den Jahren 1306 - 1320 steht der Ort unter der Herrschaft des Hauses Mecklenburg - Stargard. Im Jahre 1320 wird der Besitz vom Havelberger Bischof erworben. (Flecken Zechlin diente dem Bischof bei seinen Reisen als gelegentlicher Aufenthalt). Durch die Veränderung der Herrschaft gewinnt die territoriale Grenze besondere Bedeutung. Um dieser Grenze Sicherheit zu verleihen, wird mit dem Bau der Kirche begonnen. Diese lag damals unmittelbar am Ufer des Braminsees, begrenzt vom Mühlenbach. Die Mühle - und damit auch der Mühlenbach - waren oft Anlaß zu Streitigkeiten zwischen dem Havelberger Bischof und dem Grafen von Lindow/Ruppin.

Für das Jahr 1400 ist die Mühle bereits bezeugt. Das heutige Landschaftsbild hat sich erst im vergangenen Jahrhundert mit der Anlage des schiffbaren Landwehrkanals "Repenter Kanal" ergeben, wobei sich das Niveau des Wasserspiegels erheblich absenkte. Heute noch sind die einstigen Seeufer in ihrer Tektonik andeutungsweise erkennbar. Nach der Säkularisation 1571 wurde der einst bischöfliche Besitz Brandenburg Kurfürstlicher Besitz, was mit der Errichtung eines Amtes verbunden war. Mit der Ortsgründung wurde zugleich eine Pfarre errichtet, die mit 14 Hufen ausgestattet wurde. In unmittelbarer Nähe lag der Lehnschulzenhof, ausgestattet mit der niederen Gerichtsbarkeit. Beides lässt entschlossenen Besiedlungswillen erkennen.

Die erste deutsche Ortslage lag in Richtung Flecken Zechlin, links von der Straße. Es ist nicht ohne Interesse, dass es dort bereits einen Massivbau gegeben hatte (Kapelle ?); zahlreiche Schlackenreste lassen dort eine kleine Eisenschmelze vermuten, einst an einem nicht mehr erkennbaren Teich (Hamdorf's Pfuhl) gelegen. Die dortige Dorfstelle wurde 1421 von den Mecklenburgern "eingeäschert" und der Ort in der jetzigen Lage als "Reihendorf" errichtet. Die Zeile, welche zum Friedhof führt, heißt bis heute "Hühnerberg". Dies ist ein untrügliches Zeichen dafür, daß hier ein "Slawenreservat" bestand, welches in die neue Ortslage integriert wurde. Deren Naturalabgaben bestanden in Geflügel - daher der Name "Hühnerberg".

Das heutige Hotel "Waldeck" wurde erstmals 1648 als "Hof mit Ausspanne und Tränke" erwähnt. Der Dreißigjährige Krieg forderte in unserer Gegend erhebliche Verluste. Das Landesvisitationsprotokoll von 1652 vermerkt nur acht Familiennamen mit insgesamt 21 männlichen Personen. Nur vier Familien sind 1652 "hieselbst bürtig", eine Familie stammte aus Mecklenburg, drei aus Holstein.

Für die Prähistorie - also vor 1237 - lassen sich mehrere Besiedlungsstellen bis in die "Vorrömische Eisenzeit" nachweisen; bei der Errichtung der Seeklinik Anfang der neunziger Jahre wurden etliche Funde ausgegraben.

Die Mutterkirche

Im 12. Jahrhundert gehörte das Gebiet um Cychalin = Zechlin dem Wendenfürsten Nokolot von Werle. 1237 schenkte er dem nahe der Ostsee gelegenen Zisterzienserkloster Doberan. Die entsandten Mönche bauten in Flecken Zechlin einen Mönchhof. Sie rodeten, entwässerten Sümpfe, bauten das Handwerk aus usw. Die ersten spärlichen wendischen Siedlungen befanden sich in der Nähe der See-Klinik. Die ursprüngliche Ortslage von Dorf Zechlin befand sich bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts auf der heutigen Feldmark links der Straße nach Flecken Zechlin.

Im Jahre 1421 wurde das gesamte Dorf bei einem Überfall der Mecklenburger eingeäschert. Das Schutzbedürfnis der Dorf Zechliner zeigt sich am Ort und in der Art des Kirchenbaues. Begonnen wurde mit dem Turm, die mächtigen Mauern und dicken Tore boten Schutz vor räuberischen Horden. Von 1540 bis 1549 wurde das Kirchenschiff in östlicher Richtung angebaut.

Als mit Abstand älteste Kirche in der Region - fertiggestellt kurz nach der Reformation - darf die Kirche von Dorf Zechlin zu Recht und mit Stolz als "Mutterkirche" im Zechliner Land bezeichnet werden.

Reich geschmückt für einen Kirchbau aus dieser Zeit ist der Backstein-Ostgiebel: zwischen vertikal unterteilenden Pfeilern befinden sich in drei Reihen zusammenschließende, gekuppelte Drei-Passblenden.
Der an der Tür auf der Südseite angebrachte Türklopfer zeigt ein "böse Geister vertreibendes Fratzengesicht". Erwähnenswert ist die Sakramentsnische, geplant noch in katholischer Zeit. Das Innere der Kirche ist geprägt durch die Renovierung unter Pastor J. Döllen. Beherrschend ist der hölzerne Altaraufsatz mit gekuppelten Säulen und Akanthuswangen gerahmt (angefertigt von Tischlermeister Kühne aus Wittstock). Die Gemälde stammen von Christian Ludwig Schlichting.

Bereits aus der Mitte des 17. Jahrhunderts stammt der Taufstein. Er trägt einen hohen Deckel, der dem brandenburgischen Kurfürstenhut nachgebildet ist (eine Erinnerung an die Zeit zwischen der Reformation und dem Dreißigjährigen Krieg, als die Kronprinzen des brandenburgischen Herrschaftshauses in Flecken Zechlin residierten und in Dorf Zechlin ihre Kinder taufen ließen).

Um das 18. Jahrhundert wurden die Fenster erweitert, sie waren ursprünglich sehr schmal und höher. Die Orgel auf der Empore aus dem Jahre 1913 ist von Alexander Schuke aus Potsdam errichtet worden. Die Orgel im Altarraum aus dem Jahre 1981 wurde von der Firma Sauer aus Frankfurt/Oder errichtet.1960 restaurierte der Künstler Münzlinger aus Brandenburg/Havel den Altar und schuf auch das Sgraffito links neben dem Turmausgang, eine Gedenkstätte für alle Gefallenen des 2. Weltkrieges.
Ein Rundgang

Wir nähern uns der Dorfkirche von Süden über den früheren Friedhof (Bild oben). Der Giebelschmuck an der Rückseite ist gut zu erkennen: Es wird deutlich, dass das Schiff an den Wehrturm (von 1300, Wetterfahne!) nachträglich angebaut wurde. Wuchtige Feldsteine, eingefasst von Backsteinen, bilden bis zu anderthalb Meter dicke Mauern, fertiggestellt im Jahre 1549.
Das Seitenportal zeigt den Türklopfer. Er blickt zum Friedhof, stammt wahrscheinlich noch von einer noch älteren Kapelle und soll mit seinem Fratzen-Gesicht böse Geister abhalten.

Wir betreten die Kirche durch den Haupteingang. Das Innere - hier der Blick von der Empore- ist geprägt vom Barockaltar. Links daneben Kanzel, Taufbecken und Wandschrein, rechter Hand die jüngere der beiden Orgeln.

Der Barockaltar entstand zeitgleich mit der Kirchenrenovierung 1722, die Pastor Dölln veranlasste. Wir gehen rechts um ihn herum; die Rückseite verrät seine Restauration aus dem Jahre 1960.

Nun fällt unser Blick auf die hölzerne Kanzel, das Taufbecken mit dem merkwürdigen Deckel und den Tabernakelschrein, ganz ungewöhnlich für eine protestantische Kirche aus der Nachreformationszeit!

Wir wenden uns um und blicken auf die Empore mit der älteren Orgel; er trägt das Datum der Erbauung 1913. Unter der Empore geht es zum Ausgang; wir durchqueren beim Verlassen den alten Wehrturm.

Zuvor aber noch ein Blick auf die Orgel aus dem Jahre 1980; für eine Dorfkirche ist es erstaunlich und kostbar, zwei Orgeln zu besitzen!

Mit freundlicher Genehmigung der Kirchengemeinde
OI-Z-13