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Die Orgeln in St. Laurentius Schönberg

Die Winzer-Orgel
Disposition
Die van-der-Linden-Orgel
Disposition

Orgelpositiv im Katharinenhaus

Die Baugeschichte der Schönberger St.-Laurentius-Kirche
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Die Winzer-Orgel

Die Orgel auf der Westempore in der Schönberger St.-Laurentius-Kirche ist eine mechanische Schleifladenorgel und das größte noch erhaltene Werk des Wismarer Meisters und Friedrich-Schulze-Schülers Friedrich Wilhelm Winzer (1811-1886). Es wurde 1846/47 errichtet, 1894 von Grüneberg (Stettin) überholt, 1917 seiner Prospektpfeifen beraubt, in den 1980er Jahren von Voigt (Bad Liebenwerda) instandgesetzt und 2006/2008 von Schuke (Werder) restauriert.
Disposition

Hauptwerk C-f3 Oberwerk C-f3 Pedal C-d1
Bordun 16' Lieblich Gedact 16' Principalbaß 16'
Principal 8' Geigenprincipal 8' Subbaß 16'
Gedact 8' Lieblich Gedact 8' Violon 16'
Hohlflöte 8' Flauto traverso 8' Octavenbaß 8'
Fugara 8' Salicional 8' Gedactbaß 8'
Octave 4' Aeoline 8' (Kemper 1911) Violoncello 8'
Flöte 4' Octave 4' Octave 4' (Schuke 2008)
Mixtur 3' 4fach Gedact 4' Posaune 16'
Scharf 2' 3fach    
Trompete 8' (Grüneberg 1895)    

Koppeln: Manualcoppel, Pedalcoppel
Calcant, Evacuant
Die van-der-Linden-Orgel
Die Orgel im Altarraum der Kirche wurde im Juni 2018 durch Orgelbaumeister Harm Dieder Kirschner (Stapelmoor) aufgestellt. Sie setzt sich zusammen aus einem Instrument, das 1966 von Jac. van der Linden für das Dorpscentrum Oegstgeest gebaut wurde, und einem hinzugefügten Pedalpodest mit liegenden 16‘-Fuß-Pfeifen. Diese können z.B. für Continuo-Spiel auch vom Manual aus angespielt werden.
Die Disposition der van-der-Linden-Orgel

Manual Pedal
Prestant 8' Bass (C-h)

Subbass 16‘ (Pedal C-d1) 
Prestant 8' Diskant (c1-f3)  
Holpijp 8'   
Octaaf 4'   
Roerfluit 4'  
Octaaf 2' Bass (C-h)  
Octaaf 2' Diskant (c1-f3)  
Octaaf 1'  
Bordun 16' Bass (C-h)  
Tremulant  

Pedalkoppel
Orgelpositiv im Katharinenhaus

Im benachbarten Katharinenhaus befindet sich ein kleines zweiregistriges Orgelpositiv unbekannter Herkunft, das nach Instandsetzung einige Jahre Dienst in der Dorfkirche zu Ziethen (b. Ratzeburg) tat und 1987 durch Vermittlung von KMD Neithard Bethke als Geschenk über die damalige innerdeutsche Grenze nach Schönberg kam.

2000 wurde es von Harm Dieder Kirschner gründlich überholt. Zu einem stets erklingenden hölzernen Gedackt 8‘ (C-c3) kann man ein baugleiches Gedackt 4‘ hinzuziehen.
Die Baugeschichte der Schönberger St.-Laurentius-Kirche ist nicht restlos erforscht. Neuere Erkenntnisse lassen die folgenden Ausführungen relativ erscheinen oder sind noch zu korrigieren.

Der Baukörper in seiner jetzigen Form wurde ab dem 14. Jahrhundert errichtet. 1324 hatte der Bischof von Ratzeburg endgültig seinen Wohnsitz in Schönberg genommen. Der jetzige Bau soll einen Vorgängerbau gehabt haben, jedenfalls wurden in der Vergangenheit Reste davon an der Nordostecke der Kirche ausgemacht. Wie in alter Zeit üblich und vernünftig, hat man vorhandene Materialien wie Steine oder Balken bei Umbauten wiederverwendet. Der Turm kam erst später dazu.

Aus einer Dorfkirche hervorgehend war der Bau für seine Funktion als Bischofssitz möglicherweise noch größer und aufwändiger geplant gewesen, als er schließlich geworden ist. Im Altarraum kann man an den Schildbögen und an den Resten der Dienste erkennen, dass Gewölbe mindestens geplant gewesen waren. Mittelalterliche Farbreste auf den Flächen über den Schildbögen und auf den Flächen der beiden zugemauerten Fenster im Altarraum haben bisher vermuten lassen, dass die Gewölbe nie gemauert wurden und die Fenster nie geöffnet waren.

Die 12 Weihekreuze, die jetzt im Altarraum zu sehen sind, wurden den Befunden der mittelalterlichen Fassung entsprechend per Schablone erneuert bzw. neu aufgebracht. Von der mittelalterlichen Ausstattung ist sonst die Tauffünte aus Bronze erhalten. Ihre lateinische Inschrift ist in gotischen Minuskeln ausgeführt und lautet in deutscher Übersetzung:

Im Jahre 1357 ist diese Fünte gegossen worden zur Ehre des Heiligen Laurentius und der Heiligen Katharina in der Schönberger Kirche im ersten Jahre der Hirtenschaft des Herrn Wipert, des Bischofs von Ratzeburg, und unter dem Herrn Petrus, als Rektor für dieselbe Kirche sorgend, sowie dem Herrn Johannes, dem damaligen Kapellan, und zwar durch die Hände Gerhards, genannt Cranemann, deren Seelen in Frieden ruhen mögen. Amen.

Cranemann war Lübecker Meister. In der oberen Reliefreihe sieht man neben anderen die beiden Schutzheiligen der Schönberger Kirche mit den Werkzeugen ihrer Hinrichtung: Laurentius mit dem Rost, Katharina mit dem Rad.
In dieser Ausstattung hat Kaiser Karl IV. 1375 die Kirche gesehen, als er während einer Reise in den Norden seines Reiches als Gast des Bischofs Heinrich Witorp in Schönberg wohnte. Kaiser Karl IV. verlieh dem Bischof als Dank den Titel „Fürstbischof“. Diese Ehrung hält der ehemalige Name unseres Landes „Fürstentum Ratzeburg“ in Erinnerung.

1601 ist die Kirche am Palmsonntag ausgebrannt. Die mittelalterliche Ausstattung wurde zerstört, ebenfalls die Kirchturmspitze. Die Mittel für den Wiederaufbau reichten lediglich für ein Sattelwalmdach mit einem hölzernen Dachreiter. Allerdings wurde noch im selben Jahre eine neue große Glocke angeschafft, die neben ihrer kleinen Schwester von 1728 seither zum Gebet ruft. Ein Blitzschlag zerstörte 1829 auch dieses Turmdach. Danach entstand die jetzige Laterne als Abschluss des Kirchturmes, in der eine alte Glocke von 1492 die Stunden ansagt, wie auch eine weitere kleine aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, die den Viertelstundenschlag hören läßt. Sie stammt aus der entwidmeten Kapelle in Boitin-Resdorf. Das Geläut wurde nach dem Verlust zweier Glocken durch Beschlagnahme 1917 für Kriegszwecke im Jahre 2019 durch den niederländischen Glockengießer Simon Laudy wieder vervollständigt. Die kleinere der beiden neuen Glocken wurde direkt auf dem Kirchplatz gegossen. Die Kirchturmuhr ist in Teilen bis zu 300 Jahre alt und vor 20 Jahren repariert worden. Der derzeitigen Bauarbeiten am Turm wegen muss sie nun leider vorerst ruhen.

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche neu gestaltet. Die Untersuchungen vor der Renovierung der letzten Jahre wurden zur Grundlage für die jetzige Fassung, die der farblichen Gestaltung der Kirche im 17. Jahrhundert in vereinfachter Weise folgt. Damals wurden alle Pfeiler mit Aposteln (und Propheten?) bemalt. Dem Schöpfungsbild auf der Nordseite des Altarraumes, dessen Restaurierung im Sommer 1989 geschah, stand auf der Südseite ein Bild vom Weltenende gegenüber. Links und rechts daneben Apostel. Was für ein Bekenntnis der Gemeinde im 17. Jahrhundert: Wir leben zwischen Anfang und Ende, zwischen Schöpfung und Vollendung inmitten der Apostel und Propheten!

Reste der Deckenbemalung des 17. Jahrhunderts befinden sich unter der Orgelempore. Zwischen zwei Deckenbalken waren jeweils sechs Sterne zu sehen. Die Kanzel war am rechten vorderen Pfeiler befestigt gewesen. Vermutlich zur Vollendung der Renovierung stiftete der damalige bischöfliche Administrator des Domstifts Ratzeburg, der Herzog von Braunschweig-Lüneburg, den Altar, dessen ursprüngliche Bilder aber verloren gegangen sind. Sie zeigten vermutlich Szenen aus dem Leben Jesu.

1847 wurde die Kirche abermals gründlich renoviert und umgebaut: Der Fußboden des Altarraumes wurde ½ m tiefer gelegt. In die Nordwand des Altarraumes wurden Öffnungen für eine Empore gebrochen. Die Kanzel wurde neu gebaut und an den jetzigen Standort gestellt; der Zugang führte durch die Sakristei. Die Südempore wurde umgestaltet, die Fenster der Seitenschiffe vergrößert. Die Decke wurde als Kassettendecke neu gestaltet. Das Hauptbild des Altars wurde ersetzt durch ein von der Herzogin Marie von Neustrelitz gemaltes Christusbild.

1847 wurde auch die Orgel vom Wismarer Orgelbaumeister Friedrich Wilhelm Winzer auf der eigens dafür neu errichteten zweiten Westempore fertiggestellt und ist bis heute als größte noch vorhandene Orgel Winzers fast vollständig original erhalten, so dass sie – 2006-2008 durch Firma Schuke (Potsdam/Werder) fachkundig restauriert – als historisches Instrument mit ihren 1.380 Pfeifen in 26 Registern auf zwei Manualen und Pedal in Gottesdienst und Konzert vielfältig erklingen kann.

Ob im 19. Jahrhundert noch eine Renovierung stattfand, kann  bisher nicht belegt, nur vermutet werden. 1896 wurden die Kopien der Evangelisten von Guercino (Dresdner Gemäldegalerie) gestiftet und in das Altarretabel eingesetzt. Das Farbfenster hinter dem Altar wurde 1912 eingebaut. Herkunft und genaues Alter der Scheibe mit der Darstellung einer Kreuzigungsgruppe (rechts neben dem Altar) ist unbekannt.

Die letzte Veränderung vor der Renovierung der letzten Jahre geschah nach dem I. Weltkrieg, als im Altarraum Tafeln zur Erinnerung an die Gefallenen des Krieges angebracht wurden, für die ebenso das Denkmal außen im Südwestfenster errichtet worden war. Dabei wurde die inzwischen wieder geöffnete Tür zur Nordkapelle zugemauert.

1983 beschloss der Kirchengemeinderat unserer Kirchengemeinde, die Kirche zu renovieren. Nach umfangreichen Vorbereitungen wurde mit den Arbeiten im Frühjahr 1987 begonnen. Die Nordwand des Altarraumes wurde wieder in den vormaligen Zustand gebracht. Die alte „Priesterpforte“ zur Sakristei – seit 1847 zugemauert und vergessen – wurde geöffnet. Die 1847 erfolgte Ummauerung des alten Altarblockes wurde zurückgebaut. Der Altarraum wurde um eine Stufe erhöht. Alle Fenster wurden erneuert.

In der farblichen Gestaltung sind wir dem Vorschlag des Restaurateurs Gunter Hermann aus Radebeul gefolgt und haben die Fassung des 17. Jahrhunderts vereinfacht rekonstruiert. Die reiche ornamentale und figürliche Ausmalung kann man an der Südseite des vorderen rechten Pfeilers erahnen, der bis einschließlich erster Phase restauriert wurde. Auf diesem Pfeiler ist der Apostel Paulus, auf dem linken vorderen Pfeiler der Apostel Simon der Kanaanäer dargestellt. Auf der Empore wurde an der Südwand das Weihnachtsbild restauriert. Die Restaurierung des Bildes neben der Kanzel musste mangels Geld abgebrochen werden. Es handelt sich um eine Darstellung von der Verkündigung durch den Engel an Maria. Wenn Spender gefunden werden sollten, können dieses und evt. noch weitere Bilder freigelegt und restauriert werden; die Kalkmalereien fügen sich gut in die vereinfacht rekonstruierte farbliche Gestaltung ein.

Die Evangelische Kirchgemeinde Schönberg hat für die Renovierung ca. 130.000 DDR-Mark und etwa 90.000 DM aus eigenen Mitteln und Spenden ausgegeben. Die Sicherungsarbeiten an Wänden und die Restaurierung des Schöpfungs- und eines Apostelbildes wurden vom Institut für Denkmalpflege finanziert. Im Juni 1991 wurde die Renovierung unserer Kirche vollendet. Die Orgelrestaurierung knapp zwei Jahrzehnte später kostete 330.000 Euro, die Ergänzung des Geläutes 34.000 Euro.

In den letzten Jahren sind einige Ausstattungsstücke dazugekommen: 2016 der Taufbaum, 2017 der Lichterbaum, 2018 die Chororgel. Das Gestühl wurde überarbeitet und die Nordkapelle nutzbar gemacht. 2019 wurde das Geläut ergänzt. Den beiden alten Glocken von 1601 (Puls) bzw. 1728 (Gloria), die nach der Beschlagnahme 1917 im Turm verblieben waren, wurden zwei neue Glocken (Vaterunserglocke und Friedensglocke) von Simon Laudy, Finsterwolde (NL), hinzugefügt, so dass das Schönberger Geläut wie einst an hohen Festtagen wieder vierstimmig erklingen kann. In der Turmlaterne befinden sich zwei Uhrenglocken von 1492 bzw. ca. 1960.

Zu tun gibt es an einem solchen großen, alten und geschichtsträchtigen Gebäude immer. Die letzte große Renovierung hat bereits wieder Patina angesetzt, auch erwarten uns umfangreiche Bau- und Sicherungsarbeiten am Turm und im Dachgebälk. Dem werden vielerlei weitere Aufgaben folgen müssen. Doch unsere schöne Kirche hat Zukunft. In ihr lebt Gemeinde und Stadt, sie ist und bleibt ein besonderer Ort. Zu ihrer Erhaltung sind wir auf Unterstützung angewiesen. Daher nehmen wir dafür gern Spenden entgegen: Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schönberg IBAN DE58 5206 0410 0005 3808 12.

Schönberg, Juni 2021 --- www.kirche-mv.de/schoenberg.html


Kontakt

Schönberger Musiksommer e.V. / Schönberger Musik & Kunst e.V.
Hinterstraße 4
23923 Schönberg

E-Mail: post(at)schoenberger-musiksommer.de


mit freundlicher Genehmigung der Kirchengemeinde (C. Minke)
Foto Winzer-Orgel: Heiko Preller
Foto van-der-Linden-Orgel: Christoph Minke
Foto Portativ: Christoph Minke
OI-S-119
weiterführende Links:

Webseite Schönberger Musiksommer
Webseite der Kirchengemeinde