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Die Orgel in St. Albanus und Cyriacus Welver

Die Möller-Orgel von 1733
Disposition 1983

Die Möller-Orgel von 1733

Die Orgel der evangelischen Kirche in Welver stammt aus dem Augustinerinnen Kloster St. Walburgis in Soest. Dieses wurde 1166 zum ersten Mal erwähnt und bereits einige Jahre vorher gegründet. Seit der Reformation wurde es simultan genutzt und später in ein freiweltliches Damenstift
umgewandelt.

Von den Orgeln der Klosterkirche St. Walburgis erfahren wir, dass 1732 das vorhandene Instrument schon seit längerer Zeit nicht mehr zur Begleitung des Gesanges ausreichte. Am 19. August 1732 beschloß daher das Stifterkapitel, eine neue Orgel anzuschaffen und den Auftrag an Johann Patroklus Möller zu vergeben. Er hatte sich bereiterklärt, die alte Orgel zu übernehmen und außerdem Korn und andere Viktualien als
Teil der Bezahlung zu akzeptieren. Die verbleibenden Kosten wurden zum Teil von den Kapitularinnen selbst übernommen. Eine von ihnen, Fräulein von Ludolph, hatte sogar schon eine Jahresrente zur Verfügung gestellt. Man kann davon ausgehen, dass die Orgel um 1733 fertiggestellt war. Die
vermutliche Originaldisposition rekonstruierte Rudolf Reuter bei seinen Untersuchungen anlässlich der Restaurierung der Orgel 1968:

Manual Schleiflade C,D-c3 Pedal
Bordun 16' Anhängtes Pedal
Principal 8'  
Gedackt 8'  
Viola di Gamba 8'  
Traversflöte 8' B+D  
Octav 4'  
Flöte 4'  
Sesquialtera 3fach  
Mixtur 6fach  
Trompete 8' B+D  
Vox humana 8' B+D  

4 Bälge

Die Orgel war in St. Walburgis in einer Einheit mit dem Altar verbunden. Auf dem Altar aus massivem Sandstein trugen 2 Ständer die Originalbühne. Die Blasebälge waren an den Ständern befestigt und der Altaraufsatz an den Ständern und den Unterbalken der Orgel. Bald nach der Auflösung des Stiftes 1811 schenkte die preußische Regierung der evangelischen Kirche in Welver den Altar. Um die Orgel bemühten sich mehrere Kirchengemeinden, u.a. die aus Ascheberg, Meschede und Neheim. Arnsberg sollte die Orgel bekommen, wenn man sich entschlösse, der Union beizutreten und die Agende aus Berlin anzunehmen. Die evangelische Kirchengemeinde in Arnsberg aber wollte auf diese Bedingungen nicht eingehen und verzichtete auf das Geschenk.
Eine ganze Weile gingen die Verhandlungen um die Orgel weiter. Welver drängte auf Abbruch der Orgel, um den Altar aufstellen zu können. Auch der Domänenrentmeister in Soest mahnte zur Eile, weil er in der Stiftskirche eine Kornkammer einrichten wollte. Landbaumeister Tappe beklagte in einem Schreiben an den zuständigen Landrat die Schäden, die in der „offenen Kirche“ der Orgel zugefügt würden. Schließlich bewarb sich Welver auch um die Orgel, und nach langem Hin und Her erging am 30.Januar 1825 die königliche Order aus Berlin : „…..bestimme ich hierdurch, dass die Orgel aus der alten Walburgis Stiftskirche Welver unentgeldlich, jedoch nicht eher überlassen werden soll, als bis die Agende angenommen und die Liturgie eingeführt ist. Friedrich Wilhelm“.

Der Soester Orgelbauer Joh. Nicolaus Fromme taxierte den Wert der Orgel 1824 auf 516 Reichstaler nach Abzug des Betrages für Bühne und Gerüst der Balgenanlage. Den Abbruch in Soest und den Wiederaufbau der Orgel in Welver übernahm der Beckumer Orgelbauer Hermann Dreymann, der 1827 über die dafür vertraglich vereinbarte Summe von 220 Reichstalern in Welver eine Quittung ausstellte. Die Orgel wurde also nicht - wie bisher vermutet – an das Waisenhaus in Soest abgegeben und später zerstört. Sie ist uns noch heute in Welver erhalten. Aus den vorhandenen Archivalien geht hervor, dass die Orgel im 19. Jahrhundert ohne nennenswerte Veränderungen sorgfältig gepflegt wurde, von 1837 bis 1874, also 37 Jahre lang, lag die Betreuung in den Händen des Orgelbauers Heinrich Sassenhoff. So blieb die historische Substanz bis in unsere Zeit bestehen.

Bei der Restaurierung 1968 durch die Werkstatt Steinmann, Vlotho, in Zusammenarbeit mit dem Westfälischen Amt für Denkmalpflege in Münster, wurde die Windlade wiederhergestellt, das Pfeifenwerk, Teile der Traktur und das Gehäuse renoviert, die gewachsene Einheit von Altar
und Orgel nicht angetastet. Die Orgel erhielt 2 neue Register und damit die folgende Disposition :

Manual Schleiflade C,D-c3 Pedal
Bordun 16' Anhängtes Pedal
Principal 8'  
Gedackt 8'  
Octav 4'  
Quinte 3'   
Duesflöte 2'  
Octav 2'  
Waldflöte 2'  
Sesquialtera 2fach neu  
Mixtur 4fach 1 1/3' zum Teil neu  
Trompete 8' neu  

1982 beschloß die Kirchengemeinde, die Orgel auf die Westempore zu versetzen, und beauftragte die Orgelbauerwerkstatt Ott in Göttingen mit der Arbeit. Der Altar verblieb auf seinem Platz. Die Johann Patroklus Möller–Orgel erhielt ein neues Untergehäuse mit integriertem Spieltisch, neue Manual- und Pedalwindlade, eine neue Spiel-und Registertraktur und ein neues Gebläse. Am Gehäuse wurden die Schnitzereien ergänzt und in der Disposition 4 alte Register wieder verwendet, dazu ein selbständiges Pedal gebaut. Die Orgel hat aktuell die untenstehenden Register.

Disposition 1983

Manual Schleiflade C-g3 Pedal
Principal 8' Subbaß 16'
Gambe 8'  
Gedackt 8'  
Oktave 4'  
Duesflöte 4'   
Quinte 2 2/3'  
Oktave 2'  
Sesquialtera 2fach  
Mixtur 5fach   
Trompete 8'  

Mit freundlicher Unterstützung von Malte Blaß und Genehmigung der Kirchengemeinde
OI-W-66
weiterführende Links:

Webseite Kirchengemeinde Welver