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Die Orgel der Stadtkirche Wildenfels

Disposition
Restaurierung

Kontakt

Disposition

1869/1870 von Carl Eduard Schubert erbaut
1917 Abgabe von Pfeifen zu Kriegszwecken
2025 Restaurierung durch Vogtländischer Orgelbau Thomas Wolf

I Hauptwerk C-d3 II Oberwerk C-d3 Pedal C-d1
Bordun 16' Original Salicional 8' Rekonstruktion Principalbaß 16' Original
Principal 8' Prospekt Rekonstruktion C - b° Gedackt 8' Original Subbaß 16' Original
Viola di Gamba 8' Rekonstruktion Quintatön 8' Original Octavbaß 8' Original
Rohrflöte 8' Original Principal 4' Prospekt Rekonstruktion C – F Posaune 16' Original
Octave 4' Prospekt Rekonstruktion C – B Rohrflöte 4' Original  
Spitzflöte 4' Original Nasat 2 2/3' Original  
Quinte 2 2/3' Original Octave 2' Original  
Octave 2' Original Quinte 1 1/2' Original  
Terz 1 3/5' Original Sifflöte 1' Original  
Mixtur 4fach 2' Original Sesquialtera 4/5' ab c¹ 1 3/5' Original  
Cornett 3fach 2 2/3' ab c¹ Original Cimbel 2fach 2/3' Original  
  Tremulant (Kanaltremulant)  

mech. Schleifladen
Manualkoppel II/I, Pedalkoppel I/P

Die originalen Kastenbälge sind leider nicht mehr vorhanden.
Der Schwimmerbalg als Windmagazin in den Abmessungen 1,60 m x 3,20 m, wurde von Firma Jehmlich eingebaut. Der Schöpfbalg ist ebenfalls erhalten.
Winddruck 80 mmWs

Die Tonhöhe des Instrumentes beträgt 434,00 Hz bei Ton a¹ im Principal 8´ bei 18°C.
Die Temperierung erfolgte gleichstufig.
Restaurierung

Die Orgel der Stadtkirche Wildenfels wurde im 154. Jahre ihres Bestehens einer Generalüberholung und Restaurierung unterzogen. Ziel der Arbeiten war es, die Orgel im Sinne des Erbauers wieder in den originalen Zustand zu versetzen, was vor allem im klanglichen Bereich zwingend erforderlich war. Die technische Anlage ist mit Ausnahme der originalen Bälge weitestgehend erhalten. So war in diesem Bereich eine ausführliche Instandsetzung unter besonderer Berücksichtigung des Erhalts der bauzeitlichen Materie und Entfernung später eingebrachter nicht bauzeitlich typischer Materialien (Filze...) auszuführen. Wer puristisch denkt, wird sicherlich monieren, dass da auch die Gebläseanlage mit seinen Kastenbälgen hätte nachgebaut werden sollen. Von einer solchen Maßnahme war aus dem Grunde nicht ausgegangen worden, da im Betrieb mit einem elektrischen Gebläse ein Schwimmerbalg eben den guten und gleichmäßigen Wind abgibt, wie ein Kastenbalg, der per Pedes aufgezogen wird.

Das Orgelgehäuse wurde, nachdem das Pfeifenwerk ausgebaut war, sehr geschmackvoll farblich restauriert. Positiv anzumerken ist, dass die direkt vor dem Sockel der Orgel vorfindlichen Podeste entfernt wurden. Es erleichtert auch die Erreichbarkeit der Orgelbank, auf welche vor den Arbeiten eher geklettert werden musste.

Der Spielschrank wurde gereinigt und die Manualklaviaturen ausgebaut und grundlegend überholt. Die Pedalklaviatur ist die originale und wurde mit großem Aufwand instandgesetzt. Die Schalter für Motor und Licht sind hinter der bereits vorhandenen abschließbaren Tür neu angelegt worden. Das Türchen wurde in optischer Hinsicht durch Deckleisten aufgewertet. Für das Sitzheizkissen wird noch eine Bodensteckdose in Orgelbanknähe installiert.
Die bauzeitliche Registerbeschilderung konnte beibehalten werden.
Die Windladen wurden grundlegend überarbeitet. Die Windladen von Hauptwerk und Pedalwerk wurden zur Überarbeitung in der Orgel belassen. Die Windladen des Oberwerkes wiesen auf der Kanzellenoberseite stärkere Rissbildung auf und wurden daher aus der Orgel ausgebaut und in der Werkstatt überholt. Die Belederung der Tonventile wurde erneuert. Die Ventilfedern sind die bauzeitlichen. Hier ist zu beobachten, dass viele Federn schon sehr müde sind. Gegebenenfalls könnte es notwendig werden, dass Federn eventuell doch noch einmal gewechselt werden müssen.

Die Pfeifenstöcke erhielten Liegelindringe. Diese ermöglichen eine bessere Abdichtung von Schleife zu Stock, wobei Windverluste abgestellt werden und die Pfeifen das nötige Quantum an Wind immer zur Verfügung haben.

Die Tonmechaniken wurden soweit wie möglich demontiert. Risse in den Wellenbrettern wurden ausgespahnt (bei eingebautem Wellenbrett) und die Wellen weitestgehend neu geachst. Die Abstraktendrähte wurden nur nach Erfordernis gewechselt. Einige Abstrakten waren defekt und wurden ebenso erneuert.
Die Wellenärmchen sind leicht auf halbe Reise eingestellt, was bei Orgeln Schuberts kaum zu finden ist. Das wirkt sich natürlich auch auf die gute Spielbarkeit aus.
Die Koppeln sind konstruktiv schwierig und lassen eine exakte Regulierung bei etlichen Tönen schlicht nicht zu. Das muss hier klar als konstruktiver Mangel gewertet werden
Die Registertrakturen wurden in den Achspunkten durchgesehen und nach Bedarf neue Stecksel eingesetzt. Mit dem Aufbringen der Liegelindringe wurden die Registertrakturen auch sehr schön leichtgängig eingerichtet.

Der große Schwimmerbalg erhielt eine neue Manschette. Die alte war komplett verschlissen. Es bestand die Befürchtung, dass der Winderzeuger nicht die notwendige Leitung bringt. Das bestätigte sich sowohl bei einer Seminarveranstaltung Ende Mai und auch bei der Abnahme nicht. Der Balg fällt zwar bei vollem Spiel recht weit zusammen – jedoch kommt die Balgplatte nicht zum Liegen. Ich denke, dass durch die gute Abdichtung der Kanäle und auch die Minimierung der Windverluste an den Schleifen durch die Liegelindringe der Windverschleich auf ein absolutes Minimum reduziert ist.

Das Pfeifenwerk bot einige unliebsame Überraschungen. Einerseits war schon von Schubert aus, der Stand der Pfeifen in den Rastern nicht gut ausgeführt, so dass viele vor allem kleinere Pfeifen Einschnürungen an den Füßen aufwiesen. Durch die späteren Umintonierungen gab es auch viele Schäden an den Pfeifen. Um das ursprüngliche Klangbild heraus zu Arbeiten war es nötig, diese Schäden zu beheben und Veränderungen rückgängig zu machen. Das hieß hier das Ausreiben viel zu großer Kernstiche, Längenkorrekturen an einem Großteil der Metallpfeifen entweder durch anlängen oder durch das Setzen von Klemmringen. In dem erstellten Nachtrag war das Anlängen aller betroffenen Metallpfeifen beschrieben. Schlussendlich wurde mit mir besprochen, dass Klemmringe als substanzschonendere Alternative zum Einsatz kommen sollen.
Die Prospektpfeifen wurden aus klanglichen Gründen neu geplant und gebaut. Ebenso wurden die beiden Streicherregister Salicional und Viola di Gamba neu in den Mensuren Carl-Eduard Schuberts neu gefertigt.
Das Pfeifenwerk Schuberts ist handwerklich nicht immer zu 100 % gut gefertigt, so dass es auch kleinere Abstriche bei den Intonierungen geben kann.
Das Pfeifenwerk wurde abschließend auf der Intonierlade vorintoniert und im Raum dann abschließend aufeinander abgestimmt. Die Stimmtonhöhe ist sehr niedrig. Sie ist nach den Befunden gelegt worden und als die ursprüngliche Anzunehmen. Der Winddruck wurde um ca. 10 mm Wassersäule angehoben und ist damit vergleichbar mit dem weiterer Orgeln Schuberts.

Kontakt

Kirchgemeindebund Wildenfelser Land
Ev. Luth. Kirchgemeinde Wildenfels
Kirchplatz 4
08134 Wildenfels

Telefon: 037603 8366
E-Mail: kg.wildenfels(at)evlks.de

mit freundlicher Genehmigung von Thomas Wolf - Vogtländischer Orgelbau
Fotos: Vogtländischer Orgelbau T. Wolf
OI-W-100 - veröffentlicht: 27.11.2025

weiterführende Links:

Webseite Vogtländischer Orgelbau Thomas Wolf
Webseite der Kirchengemeinde