Kasseler Musiktage 2021
vom 28.10.-07.11.2021
Vor kurzem erschien die Programmvorschau der Kasseler Musiktage 2021, die unter dem Motto „Spielst du?“ das Spielerische in der Musik und das Musikalische im Spiel suchen: zwischen fulminanten Orgelklängen und zartem Chorgesang, in feinsinniger Kammermusik und multimedialen Aufführungen. Das vollständige Programm finden Sie in der Anlage sowie auf www.kasseler-musiktage.de. Wer dennoch ein gedrucktes Exemplar haben möchte, kann dies gern hier bei uns bestellen. Wir laden Sie herzlich ein, sich einen Überblick über die besonderen Konzertformate in diesem Jahr zu verschaffen und direkt Karten für ihre Lieblingsveranstaltung zu buchen.
Wer spielt, probt Varianten, erkundet Vertrautes und entdeckt Unbekanntes. Bei den Kasseler Musiktagen 2021 gehen sowohl Künstler*innen als auch Publikum auf Entdeckertour nach dem spielerischen Wesen (in) der Musik. Dabei wird im Jahr der Orgel mit diesem imposanten und überraschenden Instrument, mit besonderen Raumkonstellationen und der Musik des für Kassel bedeutenden Komponisten Gustav Mahler gespielt. 13 Veranstaltungen in verschiedenen Kasseler Spielstätten sorgen vom 28. Oktober bis zum 07. November für Anregungen und Unterhaltung von Groß und Klein, die auch das Mitspielen erlauben.
Mit ihrer weltberühmten Rieger-Orgel ist die Martinskirche hervorragend geeignet, die Vielfalt des Instruments zu erkunden, und wird dieses Jahr zum Schauplatz gleich mehrerer Konzerte. Bereits im Eröffnungskonzert mit dem Staatsorchester Kassel unter der Leitung von Francesco Angelico erklingt sie in Francis Poulencs Konzert für Orgel und Streicher in einem französischen Programm rund um die Pariser Group des Six der 1920er-Jahre. An der Orgel ist Ines Schüttengruber zu erleben, die zuletzt 2018 bei den Kasseler Musiktagen als Pianistin spielte. Bei Masters of Dark Matter lässt sie später Musik von Olivier Messiaen, Marcel Dupré, Johann Sebastian Bach u. a. erklingen. Hier wird die Martinskirche in ein Spiel von Klang, Licht und Raum verwickelt, inszeniert von den Brüdern Nick und Clemens Prokop, die unter dem Namen TYE Shows („trust your ears“) mit ihren Konzerterzählungen die Wahrnehmung von Musik verändern und im vergangenen Jahr bereits mit vier pandemischen Konzertbegehungen in der documenta-Halle begeisterten.
Der perfekte Rückzugsort für Orgelliebhaber*innen ist die Martinskirche an acht Tagen je für circa eine halbe Stunde zur Mittagszeit: Hier spielen Kirchenmusikdirektor Eckhard Manz und die Organistin Mana Usui alle Teile aus Olivier Messiaens Livre du Saint Sacrement. Eckhard Manz gestaltet darüber hinaus auch in diesem Jahr gemeinsam mit der Kantorei St. Martin und Pfarrer Dr. Willi Temme den Festgottesdienst, der Gedanken zum Festivalmotto bewegt.
Auch das Abschlusskonzert der Kasseler Musiktage spielt sich in der Martinskirche ab: In ihrem A-cappella-Programm unter dem Titel Ins Licht, das Werke von Herbert Howells, Max Bruch, Heinrich Schütz u. a. beinhaltet, bewegen sich die Sänger*innen des Jugendkonzertchor der Chorakademie Dortmund zwischen den Polen leidvoller Erfahrung und hoffnungsbringender Lichtblicke.
Orgelklänge brauchen nicht unbedingt einen großen Kirchenraum, um zu wirken: Auch die 2020 eingeweihte, neue Kasseler Spielstätte UK14 bietet die Möglichkeit, eines der faszinierendsten Instrumente zu entdecken. Die beiden französischen Musiker Léo Maurel und Julien Desailly überraschen hier in ihrem Stück Waldkirch mit einer mechanischen Drehorgel, Drehleiern, einem Dudelsack und selbstgebauten Instrumenten. Diese einzigartige Klangwelt zum Staunen und Schmunzeln wird von den Musikvermittlerinnen Constanze Betzl und Christine Weghoff sowie Schüler*innen aus Kassel und Umgebung gestaltet, die einen Tag lang zum gemeinsamen Spielen einladen: ob beim Bauen einer Kofferorgel, beim Basteln und Musizieren mit Orgelpfeifen oder beim Erkunden der Orgelmechanik – für Groß und Klein gilt hier: Mitspielen erwünscht!
Wie sich Musik und Musizieren wirklich als Spiel begreifen lassen, hinterfragt das Freiburger Ensemble Recherche. Das spielerische Wesen der zeitgenössischen Musik erkunden die Musiker*innen in ihrem Toy Laboratory, wo in der UK14 vier Uraufführungen junger Komponist*innen zu erleben sind, die gemeinsam mit den Instrumentenbauern Léo Maurel und Fedde ten Berge entwickelt wurden.
Mit der Tradition wird in der UK14 jedoch auch gespielt: Zum ersten Mal tritt das Apollon Musagète Quartett an diesem neuen Spielort in Kassel auf, um seinen 2016 begonnenen Dvořák-Zyklus mit dessen Streichquartett Nr. 9 fortzuführen und weitere Werke Krzysztof Pendereckis und Ludwig van Beethovens zum Klingen zu bringen.
Auch das hr-Sinfonieorchester, das bei den Musiktagen zuletzt 2018 mit François Leleux zu erleben war, kehrt nach Kassel zurück. In der einzigartigen Raumkonzeption im Staatstheater Kassel trifft das Orchester auf zwei sehr junge, vielversprechende Künstler: Der amerikanische Geiger Chad Hoopes präsentiert die virtuose Fülle von Felix Mendelssohn Bartholdys berühmtem Violinkonzert unter der Leitung des erst 21-jährigen finnischen Dirigenten Tarmo Peltokoski, der darüber hinaus noch die erste Symphonie seines Landsmanns Jean Sibelius mitbringt.
In der documenta-Halle wird gleich in zwei Konzerten mit der Musik Gustav Mahlers gespielt. Zunächst erklingt hier die große Symphonie Nr. 3 in besonderer Besetzung: Das Ensemble Mini unter der Leitung von Joolz Gale präsentiert mit 17 solistischen Instrumentalist*innen, der Mezzosopranistin Catriona Morison, Kindern des Cantamus-Chor des Staatstheater Kassel sowie Solistinnen des eigens dafür gegründeten Freigeist Chor ein Werk, das ursprünglich für ein hundertköpfiges Orchester mit Chor gedacht war. Später wird das STEGREIF.orchester, das im vergangenen Jahr mit seinem Klangspaziergang durch Kassel begeisterte, Mahlers Melodien zum Ausgangspunkt für Bearbeitungen und Improvisationen rund um das Thema Klimawandel nehmen. Unter der künstlerischen Leitung von Juri de Marco ist #freemahler eine Reflexion von Mahlers musikalischer Welt am heutigen Scheitelpunkt der Zeit.
Auch Kassel beteiligt sich an dem bundesweiten Projekt Kein Schlussstrich!, für das Theater und Kulturinstitutionen sämtlicher Städte, in denen der sogenannte NSU seine Morde ausführte, Beiträge leisten. Die Martinskirche bietet dabei eine Plattform, wo an fünf Tagen im Rahmen einer Installation ein Teil des musikalisch performativen, transmedialen und partizipativen Oratoriums Manifest(o) des Komponisten Marc Sinan realisiert wird, bei dem Publikumsreaktionen Teil des Gesamteindrucks werden. Auch das Konzert des türkischen Pianisten Emre Elivar im Kulturzentrum Schlachthof ist Teil dieses Oratoriums, in dem seine hohe Virtuosität bewusst als sehnsuchtsvolle Geste der Assimilation an berühmte mitteleuropäische Klavierliteratur eingesetzt wird.
Das Gesamtprogramm ist ab sofort über www.kasseler-musiktage.de abrufbar.
Karten für alle Veranstaltungen sind ab sofort über unseren Onlineshop, sämtliche Reservix-Vorverkaufsstellen sowie über unser Kartentelefon 0561-316 450 0 zu erwerben. |