Orgelmatinée "Musik und Texte"
Lemmens zwischen Bach und Widor im Rahmen des 10. Münchner Orgelsommers
Armin Becker, Organist der evangelischen Bischofskirche St. Matthäus in München und künstlerischer Leiter der dortigen Orgelkonzertreihe, ist nicht nur für seine Grenzgänge zwischen Klassik, Jazz und Tango bekannt, sondern nutzt seine Programme auch immer wieder dazu, interessante Aspekte der Orgelgeschichte zu beleuchten. So stellt er die im Rahmen des 10. Münchner Orgelsommers am Sonntag, den 9. Juli 2023, um 11.30 Uhr stattfindende Orgelmatinée unter das Motto "Lemmens zwischen Bach und Widor".
Aus Anlass seines 200. Geburtstags standen in diesem Jahr schon häufiger Werke des Belgiers Jacques-Nicolas Lemmens auf dem Programm der regelmäßig am 2. Sonntag des Monats stattfindenden Orgelmatinéen. Diesmal wird Lemmens als Vermittler der Bach-Tradition an die französische Organistengeneration um Charles-Marie Widor gezeigt. 1846 reiste Lemmens nach Breslau, um seine Studien bei Adolph Friedrich Hesse zu vervollständigen, der über Rinck und Kittel in der direkten Traditionslinie Johann Sebastian Bachs stand. Seinem Beinamen "schlesischer Bach" macht Hesse im "Präludium und Fuge c-moll (im Stil J. S. Bachs)" alle Ehre.
Darauf folgt Bachs "Sicilienne" aus der Sonate für Flöte und Cembalo in Es-Dur (BWV 1031), allerdings in der Bearbeitung für Orgel solo aus der Sammlung "Bach´s Memento" von Charles-Marie Widor, der wesentliche Impulse durch sein Studium bei Lemmens in Brüssel erhielt.
1867 widmete Widor seinem Lehrer Lemmens den letzten Satz seiner "6 Duos" op. 3 für die ungewöhnliche Besetzung mit Klavier und Harmonium. Der 5. Satz dieser Sammlung, eine "Sérénade" in G-Dur, wurde von dem Engländer William Joseph Westbrook für Orgel solo übertragen und findet in dieser Version Eingang ins Programm der Orgelmatinée.
Nach den Werken seines Lehrers Hesse und seines Schülers Widor erklingt als Finale schließlich eine Komposition des vor 200 Jahren geborenen Jacques-Nicolas Lemmens selbst: "Marche Pontificale" und "Fuga Fanfare" aus der ersten seiner drei Orgelsymphonien aus dem Jahr 1874.
Die Texte liest Kirchenrat Johannes Minkus, der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. |