Orgelsommerkonzert Danijel Drilo
am 18.08.2023 um 19.30 Uhr in St. Matthäus München
Impressionistische und neoklassizistische Orgelmusik der 1930er und 1940er Jahre
Werke von Paul Hindemith, Sigfrid Karg-Elert, Charles Tournemire, Jehan Alain und Milo Cipra
Eintritt frei - Spenden erbeten
im Rahmen des 10. Münchner Orgelsommers
Die Entwicklung der Orgel im 20. Jahrhundert ist wesentlich geprägt vom Gegensatz der Technisierung der romantischen orchestral ausgerichteten Orgel und der besonders von der sogenannten "Orgelbewegung" mitunter stark ideologisierten Rückkehr zu einer zum Idealbild verklärten rein mechanischen Barockorgel. Danijel Drilo zielt mit dem Programm seines Orgelsommerkonzerts in der Matthäuskirche am Freitag, den 18. August 2023, um 19.30 Uhr, unter dem Motto "Impressionistische und neoklassizistische Orgelmusik der 1930er und 1940er Jahre" ins Zentrum dieses historischen Kontexts und bringt damit zugleich die Charakteristik der Matthäusorgel zur Geltung, die 1955 zwar nach den Prinzipien der Orgelbewegung disponiert wurde, in der aber mit dem Schwellwerk, der durch die Vorstellungen des Architekten der Kirche notwendig gewordenen elektrischen Traktur und dem damals hochmodernen Spieltisch - der übrigens immer noch auf seine denkmalpflegerisch gebotene Renovierung wartet - bereits das Potential angelegt war, das im Zuge der Renovierung und Erweiterung in den vergangenen zehn Jahren so entwickelt werden konnte, dass heute, vor allem dank des hinzugefügten Fernwerks von 1910, auch romantische und impressionistische Orgelmusik adäquat interpretiert werden kann.
An den Anfang seines Programms stellt Danijel Drilo Paul Hindemiths gemäßigt moderne erste Sonate, die ein Jahr vor seinem Weg ins Exil entstand, an den Schluss die monumentale für eine Amerika-Tournee geschriebene Passacaglia und Fuge über B-A-C-H von Sigfrid Karg-Elert, der wie kein anderer die Möglichkeiten der großen spätromantischen Orgel seiner Zeit zu nutzen wusste. Diese so unterschiedlichen Werke der beiden gleichermaßen im nationalsozialistischen Deutschland in Ungnade gefallenen Komponisten rahmen zwei Kompositionen aus Frankreich ein: die "Fantaisie symphonique" Charles Tournemires, der seine Cavaillé-Coll-Orgel in der Pariser Kirche Sainte-Clotilde im neoklassischen Stil umbauen ließ, und die "Variations sur un thème de Clément Janequin", die der geniale und tragischerweise 1940 gefallene Jehan Alain nach dem Besuch der berühmten Barockorgel von Petit-Andely schrieb, in einem Stil, der seiner Vorstellung einer direkten Verbindung von alter Musik und Moderne entsprang. Danijel Drilo bringt dankenswerterweise aber auch ein Werk aus seinem Herkunftsland Kroatien mit: in der Mitte seines Programms erklingt eine Fantasie über ein volkstümliches Kirchenlied aus Bosnien von Milo Cipra aus dem Jahr 1943.
Danijel Drilo studierte an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Heidelberg-Mannheim Orgel und Klavier, des weiteren in Mannheim Musiktheorie, Hörerziehung und Cembalo. Zu seiner künstlerischen Weiterbildung gehörte die Teilnahme an mehreren Meisterkursen, u.a. bei Ludger Lohmann, Luigi Fernando Tagliavini, Jos van der Kooy und Daniel Roth. Er ist Erster Preisträger in der höchsten Kategorie beim 1. Internationalen Orgelwettbewerb "Franjo Dugan" (1995) in Zagreb. In den letzten Jahren gab er zahlreiche Konzerte als Solist an bekannten historischen Orgeln und als Kammermusiker an der Orgel, dem Klavier, sowie am Cembalo, Hammerklavier und Druckwindharmonium (Kunstharmonium). Zu seiner weiteren Tätigkeit gehören aktuell u.a. Publikationen in den Musik- und Orgelbauzeitschriften Ars Organi, Acta Organologica und Sveta Cecilija zu organologischen und musikwissenschaftlichenThemen. Seit 2012 arbeitet er als Organist in München. |