Umzug der Wichern-Orgel vollendet!
Vorführung des Werks am 12. Oktober im Rahmen des achten Familien-Flohmarkts in St. Thomas
Morus
Die Orgel der mittlerweile abgerissenen, evangelischen Wichernkirche im Gießener Osten hat in
der Kulturkirche St. Thomas Morus einen neuen Bestimmungsort gefunden. In den vergangenen
Wochen baute Orgelbauer Andreas Seul aus Hüttenberg das Instrument neu auf. Anfang des
Jahres wurde die Orgel wegen des geplanten Abriss der Wichernkirche zwischengelagert. Nun
erklingt sie im alten Glanz an neuer Stelle. Im Rahmen des achten Familien-Flohmarkts in St.
Thomas Morus am 12. Oktober wird Orgelbauer Andreas Seul um 15 Uhr seine Arbeit und das Instrument vorstellen. Künftig wird die Orgel in Gottesdiensten, Andachten und Konzerten sowie für
die kirchenmusikalische Ausbildung genutzt. Durch die große Nachfrage nach Übemöglichkeiten
ergaben sich hier in der Vergangenheit öfters Engpässe. Nun steht - auch dank des Fördervereins
der Kulturkirche St. Thomas Morus e.V. - neben der großen Kreienbrink-Orgel ein zweites
Instrument zur Verfügung, um den kirchenmusikalischen Nachwuchs zu fördern.
Jakob Handrack, künstlerischer Leiter der Kulturkirche, freut sich sehr. „Das ist ein wichtiger Schritt für den Kultur-
Ort St. Thomas Morus und außerdem ein Zeichen gelebter Ökumene.“ 2021 stellte ein Gutachten die Instabilität des Dachkonstruktion an der ehemaligen Wichernkirche
fest. Seitdem feiert die evangelische Gemeinde ihre Gottesdienste in St. Thomas Morus. Für die
evangelische Gesamtkirchengemeinde Gießen-Ost ist es ein positives Zeichen, dass die Orgel aus
der ehemaligen Wichernkirche erhalten werden konnte.
Einmaliges Instrument und ein Stück Gemeinde-Identität
1979 wurde das Instrument von Lok-Betriebsinspektor Karl-Hans Adolph und Schreinermeister
Johannes Hopp, zwei Mitgliedern aus der damaligen Gemeinde, zusammengebaut. 45 Jahre
später übernahm diese Aufgabe der Orgelbauer Andreas Seul. Die Göttinger Firma Hofbauer kam
damals auf die Idee, eine Orgel im Baukastensystem zu entwerfen mit weitgehend standardisierten
Maßen für Windladen, Spielmechanik und Pfeifenwerk. Er ließ die Teile – übrigens in durchaus
hoher Qualität – von Zulieferern fertigen. Die arbeitsintensiven Schritte, wie z.B. den
Zusammenbau und das Einregulieren der gesamten Spielmechanik mit ihren vielen tausend
beweglichen Gliedern aus Holz und Aluminium, sollte dann der Käufer übernehmen. Viele
Gemeinden scheiterten an diesen Anforderungen. Das führte dazu, dass die Landeskirche ihren
Gemeinden wenige Monate nach der Weihe der Wichern-Orgel (den Kauf solcher Bausätze
verbot. Das macht die Wichern-Orgel wortwörtlich zu einem einmaligen Instrument für die
ehemalige Gemeinde bedeutet sie ein wichtiges Stück Gemeinde-Identität. Sie ist Ausdruck eines
gewissen Stolzes, den die Gemeinde über ihre Orgel und deren Erbauer hegt. Umso wichtiger
dass mit diesem Instrument Stück „Wichern“ überlebt hat. |