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Johann Pachelbel - Complete Organ Works III

Interpret: Michael Belotti, Christian Schmitt und James David Christie
Label: cpo

Mit dieser Einspielung auf den fünf Orgeln von Großengottern (Trost 1717, II/22), Rheinau (Leu 1715, II/36) und (Albrecht/Speisegger 1710/1746, I/10), Duderstadt (Creutzbrug 1735, III/43) und Cruciskirche Erfurt (Volckland 1735, II/28) beschließt Michael Belotti seine Pachelbel-CD-Edition, Christian Schmitt und James David Christie standen ihm hier zur Seite. Belottis Noten-Gesamtausgabe bei Wayne Leupold stockt leider seit vielen Jahren, sie lag dieser Einspielung auf insgesamt 10 CDs zugrunde.

Auf der ersten CD beginnt Belotti den Reigen von Toccaten, Magnificat-Fugen, Choralfughetten, Ciaconen, Fantasien etc. auf der Orgel in Großengottern. Die Kleine Kirche, in der das schöne Instrument steht, bietet leider keine große Akustik, entsprechend nah ist der Hörer am Instrument, was kein Nachteil ist. So dicht dran hört man selten die Ricercari c-Moll und fis-Moll, sehr gut ist die Polyphonie zu verfolgen. Interessant auch die neu Pachelbels Opera zugeschriebenen Werke wie die Fughette “O Mensch, bewein dein Sünde groß” und das von Belotti ergänzte Ciacona-Fragment in a. Die Einspielung ist leider z.T. am Rand der Übersteuerung, was die Bässe z.B. in der Eingangstoccata e-Moll verzerrt. Die Vorliebe Belottis für 4’-Registrierungen ist zwar bei den schönen Stimmen Trosts nachzuvollziehen, dürfte aber kaum zum engeren Klangkosmos des Altenburger und Waltershäuser Meisters gehört haben.

Die Aufnahmetechnik der zweiten CD weiß vor allem das Tumba-Positiv in Rheinau in Szene zu setzen. Christian Schmitts Spiel leidet leider unter einem viel zu starken Non-Legato-Spiel, das einem Staccato nahekommt, was den Artikulationsquellen des 17./18. Jahrhunderts nicht entspricht. Einen Genuss bereitet jedenfalls die Volckland-Orgel in Erfurt, die Christie mit u.a. dem neu zugeschriebenen Satz “Ich weiß ein Blümlein hübsch”, vier Magnificat-Folgen, vier Folgen von Choralvariationen – wovon die zu “Werde munter, mein Gemüte” am meisten berührt - und schließlich der bekannten f-Moll-Ciacona abwechslungsreich vorführt.

Im Booklet gibt Belotti eine engagierte Einführung in die einzelnen Werke und kündigt weitere Einspielungen mit Pachelbels Ouevre für Cembalo (darunter die “Musicalischen Sterbensgedanckenn” von 1683) an. Nicht genügend geschichtlichen Aufschluss über die Orgeln gibt es allerdings zu lesen, die Angaben zu den Stimmtonhöhen, den Temperaturen und den Winddrücken sind unvollständig. Unverständlich auch, warum diese verdienstvolle Einspielung der Orgelwerke Pachelbels erst sieben bis fünf Jahre nach ihrer Aufnahme produziert wurde und dann noch einmal Jahre brauchte bis zu ihrer Auslieferung.


Rainer Goede - für www.orgel-information.de
Mai 2020 / Oktober 2020

Diese CD ist im gut sortierten Buch-/Musikhandel erhältlich
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