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Manuel Rodrigues Coelho - Flores de Musica 1

Herausgeber: Joao Vaz
Verlag: Orpheus Edizioni, Bologna

Manuel Rodrigues Coelho (um 1555-1635) war Organist am Dom in Elvas und von1602 bis 1633  Kapellan und „Clavierist“ an der Königlichen Kapelle in Lissabon sowie erster Organist der dortigen Kathedrale. Seine Flores de Musica pera o Instrumento de Tecla & Harpa (Lissabon 1620) sind der älteste und einzige Druck eines portugiesischen Organisten im 17. Jahrhundert. In ihm sammelte Coelho die Blüten seiner Lebenszeit.

Der vorliegende Band 1der Neuausgabe enthält die ersten 12 von insgesamt 24 ausgreifenden Tentos (die nächsten Bände sollen 2020 und 2021 erscheinen), der dritte Band wird die 4 Bearbeitungen des Chansons Suzanas, die Hymnenbearbeitungen und die Kyrie- und Magnificat-Versetten (mit Vokalstimme) enthalten.

Kennzeichnend für die Tentos Coelhos ist die Verwendung wechselnder Figurationen, die Grundlage für weitere Imitationen, Wiederholungen und Sequenzierungen sind, über einem oder mehreren Themen. Bei den Magnificat-Versetten wird der Cantus firmus schließlich in eine Vokalstimme ausgelagert. Eine genaue Beschreibung findet sich bei Willi Apel ("Coelho" in: Geschichte der Orgel- und Klaviermusik bis 1700, S. 507–513). Interessant sind seine Spielanweisungen (Übersetzt in: Coelho, Ausgewählte Werke, Hg. Gerhard Doderer, pro organo 1010, Leutkirch 1986), in denen er u.a. Verzierungen in beiden Händen, wo irgend möglich, und auch, die Kompositionen wie geschrieben im Takt und vollständig zu spielen, fordert. Jeweils drei Tentos sind einem Kirchenton zugeordnet. Die Harmonik bleibt meist relativ einfach, was wohl auf die konservativ strengen Vorgaben der katholischen Kirche auf der Iberischen Halbinsel zurückzuführen ist. Interessant wären in diesem Zusammenhang Vergleiche mit den Kompositionen von Coelhos unmittelbaren Zeitgenossen in anderen Ländern wie Giovanni Gabrieli, Ercole Pasquini, Johann Steffens, Hieronymus Praetorius, Hans Leo Hassler, Jean Titelouze, Peter Philips, John  Bull und auch Jan Pieterszoon Sweelinck.

Der Neuausgabe in der ECHO collection of Historical Organ Musicging bisher nur eine Gesamt-Ausgabe voran, die Macário Santiago Kastner in zwei Bänden 1959/21976, bzw. 1961/21998 in Lissabon edierte. Die Neuausgabe bringt ein umfangreiches (nur engl.) Vorwort mit der Vorrede und den Spielanweisungen Coelhos auch im Faksimileabdruck, Quellenbeschreibung, Editionsrichtlinien und schließlich den Kritischen Bericht.

Die Neuausgabe erscheint in einer Reihe, die von europäischen Städten mit historischen Orgeln und entsprechenden Festivals getragen wird. ECHO (European Cities of Historical Organs, i.e. Alkmaar, Innsbruck, Lissabon, Roskilde, Treviso, Toulouse, Zaragossa, gegründet 1997) beteiligt sich nicht nur an dieser Reihe von vorbildlichen Editionen, sondern auch an Dokumentationen der Instrumente, gemeinsamen Projekten, Studentenaustausch und dem Neubau von Instrumenten nach historischen Vorgaben. Bereits 2018 erschienen Ausgaben mit Werken aus einer Brüsseler Handschrift  (Hauptquelle der Werke van den Kerckhovens u.a.) und dem Camphuysen Manuscript (Utrecht, Ende des 16. Jh.). Höchst empfehlenswert!!!


Rainer Goede - für www.orgel-information.de
Oktober 2019 / Februar 2020


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