- Startseite - Rezensionen - Jacques Boyvin

Jacques Boyvin (1653 – 1706) schrieb seine beiden Orgelbücher (Rouen 1690 und 1700) für seine viermanualige Clicquot-Orgel in der Kathedrale von Rouen. Récit und Echo gaben ihm dort reichlich Gelegenheit, sich am Echospiel zu weiden und dabei alle anderen Formen der französischen Klassik ebenso reichlich spielerisch wie nachhaltig bedeutsam zu bedienen. In seinem Traité abrégé de l'accompagnement pour l'orgue et pour le clavessin (1705) gibt er an, wie seine Sätze gespielt werden sollen.

Ein der Clicquot-Orgel ebenbürtiges Instrument fand Ponsford in der Normandie, es enthält älteste Teile von Guillaume Lesselier von 1631 und kam 1791 aus Sainte-Croix-Saint- Quen in Rouen nach Bolbec, wo es 1998 von Jean-Loup Boisseau und Bertrand Cattiaux grundlegend restauriert wurde (IV/39). Das prächtige Instrument ist (bis auf einige verstimmte Zungen oder Windschwächen) eine Ohrenweide erster Qualität. Die Stimmung von Joseph Sauveur (1702) ist eine Stimmung, die b-Tonarten bevorzugt. Da Boyvin zumeist in Kreuztonarten schreibt, gibt es leider wirklich hässliche Akkorde, wenn dis und gis erklingen, aber es und as zu hören sind.

Ponsford spielt eine Auswahl aus beiden Orgelbüchern wie immer auf hohem Niveau, lediglich seine Vorschläge sind meist viel zu kurz und nicht verständlich, jedenfalls weit weg von einem lombardischen Rhythmus, wie ihn Boyvin angedacht hatte. Wo er sich nicht an die Registrierungsregeln Boyvins hält, wird die Aufnahme auch etwas fragwürdig. Ansonsten sind die CDs reinster Genuss!

Das Booklet (nur engl.) verfügt über zwei gute Aufsätze zum Instrument (Pierre Dubois) und zum Komponisten und seiner Musik (David Ponsford). Auch sind die Registrierungen angegeben.

Wer 160 Minuten in schönster abwechslungsreicher Musik schwelgen möchte, dem sei diese CD gerne empfohlen!