Interpret: Christian von Blohn Instrument: Silbermann-Orgel Bouxwiller Label: Oehms Classics
Die Johann-Andreas-Silbermann-Orgel in Buchsweiler (1778, II/25) weist nach ihrer Restaurierung/Rekonstruktion durch Alfred Kern 1986 noch 11 Stimmen Silbermanns (nur Grundstimmen z.T. bis in die 2‘-Lage) auf. Seine bekannte Registrieranweisung für diese Orgel listet neben traditionellen manchmal aber variierten Registermischungen auch Mischungen (delicat, dous) auf, die auf den modernen galanten Stil der Zeit hinweisen, wie es auch die Ausweitung der Manualklaviaturen bis d3 tut. Damit hat Silbermann den klassischen französischen Stil verlassen. Blohn zieht daraus die Berechtigung für ein Programm mit Werken von Bach, Joris Verdin (*1952), Grigny, Mendelssohn und Boëly, womit er natürlich die Grenzen Silbermanns weit überdehnt.
Die Orgel klingt auf dieser Einspielung auch kaum mehr nach Silbermann, eher wie ein Werk aus dem frühen 19. Jahrhundert ohne barocke Schärfen und typische Eigenheiten, weswegen Grignys Pfingsthymnus auch etwas entzaubert daherkommt. Bachs Partita Sei gegrüßet klingt natürlich immer gut, entbehrt hier aber auch eines typischen Barockgrips, während Boëlys Fantasie et fugue en si bemol majeur noch nicht im vollsatten romantischen Sound erklingt. Allein Mendelssohns A-Dur-Sonate op. 65,3 vermag sich voll zu entfalten. Blohns eigene Orgelchoräle und Verdins 7-sätzige Organetto bleiben ohne wirklich eigenen Charakter, was bei moderner Musik leider meistens der Fall ist.
Blohns Einführungstext im Booklet ist gleichfalls etwas schmal ausgefallen, auch die Registrierangaben fehlen, so dass insgesamt gesehen die CD hinter den Erwartungen zurückbleibt, was auch dem Rang des etwas abgespielten Repertoires entspricht. So wartet die Orgel weiter auf ein Portrait, das ihr eigenes splendit-glänzendes Profil in den Vordergrund rückt.
Rainer Goede - für www.orgel-information.de
Dezember 2019 / April 2020
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