- Startseite - Rezensionen - Sigfrid Karg-Elert - The Complete Organ Works

Die Geschichte der Steinmeyer-Orgel (1930, VI/125), zu der heute noch eine Chororgel (Br. Torkildsen Orgelbyggeri AS (N), 2015, II/30) gekommen ist, ist ausführlich beschrieben im ISO-Journal Nr. 47-2014, s. https://www.orgelbau.ch/de/orgel-details/801590.html. In knapp zwei Jahren Bauzeit hat die Fa. Kuhn die Orgel auf ihren Urzustand zurückgeführt und im Westen des Riesendomes in mehreren Etagen neu positioniert. Alle Wünsche konnten dabei erfüllt werden: die Fenster sind freigeblieben, der offene 32‘ dominiert den gehäuselosen Prospekt, der sich über die ganze Breite des Schiffs hinzieht. Solo- und Fernwerk stehen in der Nähe der Vierung. So sicher, wie dieses Rieseninstrument das Ende einer ganzen Epoche markiert, so schwer tut man sich heute mit diesem Gigantismus. Die Sorgfalt, die die Orgelbauer auf jede einzelne Pfeife verwandt haben, wird schlichtweg konterkariert durch die überbordende Quantität.

Der Amerikaner Stefan Engels, Professor in Dallas/Texas, komplettiert mit dieser CD seine Gesamteinspielung der Werke von Karg-Elert. Eingespielt sind neben einer Reihe von Bearbeitungen von Werken Händels, Bachs, Schumanns und Mendelssohns Bearbeitungen von eigenen Harmonium-Kompositionen für die Orgel und als wirkliches Orgelstück Karg-Elerts viersätziges Kaleidoscope e-Moll, op. 144. Die großen Entfernungen zwischen den einzelnen Werken der Orgel stellen selbst eine quadrophone Gesamtaufnahme der Orgel vor kaum zu lösende Probleme. Zudem gehört die Epoche von 1930 nicht zu den Epochen, in denen zeichnende Klänge verlangt wurden. Das macht das Zuhören hier eher zu einer arg mühsamen Aufgabe, ist der Wust an Tönen doch kaum analytisch zu durchdringen. Außerdem liegen zwischen dem geschlossenen Fernwerk und dem Tutti dynamische Welten, die sich auf einer CD faktisch wohl nicht einfangen lassen. So viel Mühe sich hier Stefan Engels auch gibt, das Resultat bleibt höchst unbefriedigend.
Also: man fahre selbst nach Trondheim!