Daniel Kunert - Musik-Medienhaus
Das Portal der Königin

- Startseite - Rezensionen - César Franck - L’Organiste


César Franck - L’Organiste

Komponist: César Franck
Bearbeiter: Martin Böcker
Verlag: Butz

Der Orgelunterricht in »einfacheren Verhältnissen« gab lt. Vorwort den Anstoß, César Francks Sammlung L’Organiste, bestimmt eigentlich für das französische Druckluft- oder Kunstharmonium, für die Orgel zu bearbeiten, d.h. mit einer Pedalstimme und mit Manualangaben zu versehen. Franck hatte offenbar vor, zwölf Zyklen zu komponieren (wahrscheinlich zur Alternatim-Aufführung des Magnificats in der Vesper), bestehend aus je sieben kurzen Stücken in allen Dur- und Molltonarten. Noch im Sommer 1890 arbeitete er an dieser Sammlung, doch war es ihm nicht mehr vergönnt, die Arbeit abzuschließen und zu vollenden. Immerhin neun Zyklen mit insgesamt 63 Stücken liegen fertig vor. Franck zeigt sich darin als Meister der kleinen Form, dessen Einfälle und Fantasie nie versiegen. Martin Böcker kommt das Verdienst zu, die heutzutage weitgehend vernachlässigte Sammlung für die Orgel aufbereitet und dadurch einem größeren Musikerkreis zugänglich gemacht zu haben. In einem kundigen Vorwort referiert er über die Klanggestaltung am Harmonium einerseits und an der Orgel andererseits.

Die 16'- und 4'-Register des Harmoniums brachten es mit sich, dass der Notentext für die Orgelfassung teilweise nach oben oder nach unten oktaviert werden musste. Den neu hinzukommenden Pedalpart entnahm Böcker in der Regel der Bassstimme der Vorlagen, nur gelegentlich wurden Basspartien frei erfunden, was allerdings beim 6. Stück des zweiten Zyklus zu mehreren offenen Oktavparallelen führte. Dasselbe Stück müsste die Tempobezeichnung Andantino (nicht: Andante) tragen (eine Folge wahrscheinlich des Verlesens der Abkürzung im Originaldruck). Da die Ausgabe des Verlags Dr. J. Butz etwas verschwenderisch mit dem Platz umgeht, verteilt sie die 63 vollendeten Stücke auf drei Bände (Hefte), während die Wiener Urtext-Edition sämtlicher Orgelwerke Francks dasselbe Repertoire in nur einem einzigen Band unterbringt (Bd. V).
Statt weitschweifiger Erläuterungen im Vorwort hätte man vielleicht einfach (wie in der Wiener Ausgabe) die Franck’schen Harmonium-Registrierungen abdrucken können, um damit klangliche Anhaltspunkte zu geben.

Fazit: Böckers Bearbeitungen eignen sich eher für Orgelschüler, denen die »großen« Orgelwerke César Francks unerreichbar bleiben, während der Profi besser die Wiener Urtext-Edition (hrsg. von Günther Kaunzinger) heranzieht.



Klemens Schnorr - für www.orgel-information.de
Februar 2020 / Mai 2020


Diese Noten sind im gut sortierten Buch-/Musikhandel erhältlich
- unter anderem im Notenkeller in Celle (tel. Bestellung 05141-3081600 oder per Mail an info@notenkeller.de möglich).