- Startseite - Rezensionen - Lieblingsstücke - Folge 6

Barocke Hochkultur im Bauerndom lautet der Untertitel dieser CD, die der Verein  NOMINE, i.e. Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa mit Sitz in Stade im letzten Jahr zum Schnäppchenpreis veröffentlichte.

Die Hausorganistin Anna Scholl, seit Anfang 2017 Organistin auch in Altenbruch (Klapmeyer-Orgel, 1498/1730) spielt an der Wilde-/Schnitger-Orgel (1598/1682, III/35, 70 mm WS, Chorton) Werke von Tunder, Scheidt, Froberger, Weckmann, Scheidemann (u.a. die Intavolierung von Bassanos Motette „Dic nobis, Maria“), Buxtehude und Bach, dessen erratischer Orgelchoral „Komm, Gott, Schöpfer, Heiliger Geist“ aus den Leipziger Chorälen in einen spannungsvollen Wettstreit mit der ebenso erratischen Wilde/Schnitger-Orgel tritt. Die weitberühmte Orgel, zuletzt 1982 von Jürgen Ahrend restauriert und 1998 mitteltönig gestimmt, bringt einen klanglichen Charme ins Spiel, der der Landschaft mit ihren reich ausgestatteten „Bauerndomen“ entspricht, deutlich, direkt, rundheraus ehrlich, prächtig, selbstbewusst, originell archaisch, betörend eindringlich, da weiß man, was Sache ist! Das wertvolle Instrument inspiriert Anna Scholl zu einem ebensolchen Spiel, hier ist nichts zu deuteln oder zu diskutieren! Instrument und Interpretin finden zu einer gelungenen Symbiose, dass es eine wahre Freude für den Hörer ist.

Dazu beigetragen haben im gleichen Maße die Technik (Christoph Schönbeck) und die Bookletgestaltung mit einem gut bebilderten Text von Anna Scholl zu ihrem Programm, zur Orgel und Kirche, auch Disposition und Registrierungen haben ihren Platz gefunden. Eine rundherum gelungene Einspielung, die herzlich empfohlen sei. Noch intensiver ist natürlich der Liveeindruck vor Ort, der sei deshalb noch empfohlener, einen solchen Komparativ braucht es hier!