- Startseite - Rezensionen - Arp Schnitger Orgel Neuenfelde Vol. 2

Seine zweite Einspielung an der 2017 durch Kristian Wegscheider restaurierten Neuenfelder Schnitger-Orgel (1688, II/34) hat Hilger Kespohl dem Hamburger Katharinen-Organisten Heinrich Scheidemann gewidmet. Der Querschnitt durch dessen reich überliefertes Oeuvre bringt zwei Praeambula, fünf Intavolierungen, eine Canzon, fünf Choralversetten, die Pavana lacrymae, das Ballett in F und als Schwergesicht die Choralfantasie „Ein feste Burg“. Mit fast 15‘ Spieldauer fällt dieses Stück aus dem Rahmen des sonstigen Werkes von Scheidemann, eine ähnliche Länge hat nur noch die Choralfantasie „Jesus Christus, unser Heiland, der von uns…“ I, durch die Scheidemann zu den Gründungsvätern der großen norddeutschen Choralfantasie zählt. Mit ihr wäre Kespohl wohl besser bedient gewesen, denn stilkritische Untersuchungen, die die Fantasie „Ein feste Burg“ eher als Kompilation zweier Kompositionen verschiedener Komponisten erscheinen lässt und in die Nähe Reinckens rückt, Textübereinstimmungen mit Tunders „Was kann uns kommen an für Not“ sowie die arg fehlerhafte Quelle (Pelplin 304) nehmen dieser Fantasie den Status des Authentischen. Auf der anderen Seite ist sie hier wohl zum ersten Mal eingespielt, die fehlerhafte Form wie die überlange Dauer lassen aber den Hörer auch bald ermüden.

Das gilt für die anderen abwechslungsreichen Stücke der CD natürlich nicht, denen Kespohl ein genauer wie virtuoser Interpret ist, der die Schönheiten seiner Schnitger-Orgel gut vorzuführen weiß, woran die Technik einen starken Anteil hat. Kespohls Einführungstext im bis auf die Umschlagseiten nicht bebilderten Booklet bringt vieles ohne auszuufern, Disposition und Registrierungen sind angegeben. Eine schöne CD, deren Programm leider nicht ganz überzeugen kann.