- Startseite - Rezensionen - Orgelschule mit Hand und Fuß - Band 1

Sowohl an Anfänger (ab acht Jahren) wie an Wiedereinsteiger und Autodidakten wendet sich diese neue Orgelschule, die zugleich eine allgemeine Musiklehre darstellt, weil sie in musikalische Grundbegriffe wie Notenwerte und Akzidentien einführt.

Musiktheoretische Grundkenntnisse werden lt. Vorwort ebenfalls vermittelt. Wenn aber ein Großteil der von der Verfasserin beigesteuerten Musikbeispiele (hauptsächlich zweistimmige Sätze) offene Quint- und Oktavparallelen enthält, dürfte das satztechnische Bewußtsein eher weniger gefördert werden. Selbst ein schlichter Begleitsatz zu Großer Gott, wir loben dich kommt nicht ohne eine dicke Quintparallele aus. Hier hätte das Lektorat etwas aufmerksamer hinschauen und die Satzfehler vor der Drucklegung korrigieren müssen.

Ein von Domenico Zipoli stammender Orgelvers lässt links permanent einen vollgriffigen C-dur-Akkord erklingen, obwohl dieser Akkord lt. Original schon ab dem 2. Takt zur Oktave c°-c' „verschlankt“ wird und obwohl heftige Spannungen entstehen, wenn die rechte Hand zu diesem Akkord gebrochene Akkorde anderer Stufen spielt. Es bleibt zu hoffen, dass die Verfasserin in den Bänden 2 und 3, die noch weit mehr Literaturbeispiele enthalten sollen als der vorliegende 1. Band, sich ähnlicher Eingriffe enthält.

Ob es richtig war, alle Texte dreisprachig zu präsentieren (deutsch, englisch, französisch), sei dahingestellt. Der Rezensent hätte es für sinnvoller gehalten, für den englischen und französischen Markt jeweils eine separate Version in einer dieser Sprachen herauszubringen. Unverständlich bleibt auch, warum das layout bis zur S.93 übergroße Notenbeispiele verwendet und dann auf S.94 abrupt zur Normalgröße wechselt.

Summa summarum: Eine von der Verfasserin in der Praxis bereits erfolgreich erprobte Orgelschule, die aber bei der nächsten Auflage in den genannten Punkten verbessert werden sollte.