Interpret: Guido Pellizzari Instrument: Fratelli-Serassi-Orgel in St. Maria-Magdalena, Desenzano del Garda (I)
Label: Brilliant
Haydns Sieben Worte (1787) haben von Anfang an ein nie nachlassendes Interesse gefunden, Haydn selbst lieferte Fassungen für Orchester, Streichquartett, Klavier und als Oratorium. Bestellt hatten sie spanische Adelige des ‚Oratorio de la Santa Cueva‘ in Cadix, um am Karfreitag in den „Tres Horas“, das sind die Stunden zwischen Mittag und drei Uhr, in die in den Evangelien dem sterbenden Jesus zugeschriebenen Worte “atmosphärisch einzutauchen und sie zu meditieren.” Das abschließende Erdbeben mit der Bezeichnung „Presto con tutta la forza“ und einem fff-Schluss ist ein klangliches Elementarereignis, wie es Haydn in den späteren Oratorien ‚Schöpfung‘ und ‚Jahreszeiten‘ nicht packender gemacht hat.
Nun hat der junge Organist Guido Pellizzari die sieben großen Sonaten auch für die Orgel entdeckt, wobei er sich auf ein Treffen von Gioachino Rossini, Ferdinand Hiller und Sigismund Neukomm beruft. Mit der Fratelli-Serassi-Orgel in St. Maria-Magdalena, Desenzano del Garda, Op 433 (1837), spielt er auch das richtige Instrument für diese Musik, allerdings wird dem Hörer die Aufnahme schnell verleidet, da sie schlichtweg übersteuert ist. Im schmalen Booklet (nur engl.) zählt Guido Pellizzari noch fleißig alle italienischen Erstaufführungen des Haydn-Opus auf in Venedig, Bologna, Florenz und Neapel seit 1798.
Der Verdienst der Ersteinspielung einer Orgelfassung bleibt wohl dem Organisten, auf dem Markt sind aber auch noch gut 25 weitere Einspielungen für Orchester, Streichquartett, Klavier und als Oratorium. Hier hat der Hörer eine breite Wahl zu nicht übersteuerten CDs.
Rainer Goede
April 2020 / Juli 2020
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