Partita "Alles Leben ist dunkel"
Komponist: Holzer, Gottfried
Verlag: Doblinger
Wie Gottfried Holzer (*1946) bereits in seinem Vorwort korrekt feststellt, hat es das 1973 von Wolfram Menschick vertonte Lied (Text: Maria Luise Thurmair 1971) nicht mehr in das Neue Gotteslob geschafft.
Komponiert wurde die Partita bereits 2010, der Verlag Doblinger hat sich 2016 für Drucklegung entschieden. Im Alten Gotteslob stand dieses Lied immerhin unter der Überschrift „Jesus Christus“.
Ein Einsatz wert wäre somit auch sicher immer jeweils der Herz-Jesu-Freitag.
Um das Lied wenigstens zeitlich etwas einordnen zu können, hier der Vollständigkeit halber als Nachtrag die nüchternen Lebensdaten von Komponist und Textdichterin:
Wolfram Menschick (1937-2010), Luise Thurmair (1912-2005).
Auch sei die Textgrundlage sei hiermit vollständig wiedergegeben (im Vorwort war leider nur die erste Strophe abgedruck!), um diese nachhaltige Partita in einen größeren Kontext zu stellen:
1. Alles Leben ist dunkel. Keiner weiß, wo er endet. Jeder sehnt sich nach Glück. Gott hat ein Herz für den Menschen: Jesus ward einer von uns.
2. Jesus lebt´ unser Leben. Jesus trug unsere Sünden. Jesus starb unsern Tod. Gott hat ein Herz für den Menschen: Jesus ist einer von uns.
3. Mitten in Jesu Worten, mitten in Jesu Taten schlägt dies Herz für die Welt. Gott hat ein Herz für den Menschen: Jesus ist dieses Herz.
Die Partita beginnt zunächst mit einem farbigen fünfstimmigen Satz. Diesem folgt eine Introduktion mit rezitativen Elementen. Ein Bicinium mit größerem Format schließt sich an. (Warum sind aber hier die Wendestellen so ungeschickt?). Viel zu viel Papier beansprucht drucktechnisch die Arabeske. (Das Gegenteil wird erreicht, nicht Großzügigkeit sondern mangelnde Übersichtlichkeit). Die folgende Meditation wirkt als „quasi Kantilene“ beruhigend, wobei ich aber die ständigen Taktwechsel vom 4/4 zum ¾ Takt als störend empfinde. Die Toccata basiert auf der Introduktion, allerdings kommen dann virtuosere Formen dazu. Leider ist von Seite 20 bis 23 wiederum das Druckbild (ohne Logik!) sehr überzogen großzügig, was die Lesbarkeit beeinträchtigt und zusätzliche Wendestellen provoziert.
Dafür kann der Komponist Gottfried Holzer sicher nichts, der diese Partita seinem Improvisations- und Kompositionslehrer Mag. DDr. Wolfgang Reisinger widmete.
Gibt es eine evt. Ehrenrettung? Zumindest hier eine Idee:
Als rückblickende Würdigung: bereits 1971 ist der Text entstanden, 2021: 50 Jahre später: das gibt eine Spanne von einem halben Jahrhundert. Also könnte 2021 ein konkreter Aufführungsanlass bestehen. Denn es gibt wohl nichts Schlimmeres, als wenn Werke in Schubladen versinken und verkümmern. Und wenn es nicht 2021 klappt, dann sicher spätestens 2023.
Jeweils gutes Gelingen „im Fall des Falles“ wünscht der Rezensent.
Christoph Brückner
August 2020 / Januar 2021
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