Sieben Orgelstücke in Form von Choralvorspielen zu Liedern aus dem Gotteslob
Komponist: Kreuzpointner, Johann Simon
Verlag: Doblinger
- Herr Jesu Christ, dich zu uns wend (Heinrich Wimmer, Burghausen)
- Herr, erbarme dich (Domorganist Hans Leitner, München)
- Herr, wir hören auf dein Wort (Prälat Dr. Walter Graf, St. Pölten)
- Halleluja (wie bei Nr. 2)
- Wir weihn der Erde Gaben (Stiftsorganist Johannes Zimmerl, Herzogenburg)
- Hilf, Herr meines Lebens (wie bei Nr. 1)
- Nun danket alle Gott (Domorganist Ludwig Lusser, St. Pölten)
(Die einzelnen Widmungsträger sind hinter den Titeln in Klammern genannt)
Was ist der Unterschied von Dom- und Dorforganisten? Eigentlich wollte ich diese Diskussion vermeiden. Natürlich gibt es für beide Ausprägungen dazu Musik in Hülle und Fülle: konkret: Max Drischners Ausgabe „Choralvorspiele für Dorforganisten“ als auch die Bärenreiter-Ausgabe „Das Orgelbuch für Domorganisten“.
J.S. Kreuzpoitner ist Kirchenmusikreferent der Diözese St. Pölten. Zudem ist er Preisträger des „Stille Nacht“ Kompositionswettbewerbes, den H. Wimmer initiierte. Ersterer schreibt in seinem Vorwort vom Konzept einer Orgelmesse. (sic!). Anscheinend muss hier ein Denkfehler vorliegen! Mit der Reihenfolge 1 bis 5 erklärt sich der Rezensent noch einverstanden. Ab Punkt 5 ist Bruch! Denn wo bleiben „Sanctus“, „Agnus Dei“ , „Kommunion“? Als Schluss wäre sicher auch der „Ite missa est“ Gedanke nützlich und hilfreich gewesen.
Beim Terminus Choralvorspiel(e) sollte meiner Meinung nach die Choralmelodie auch erkennbar sein bzw. bleiben. Das ist auch noch bei Nr. 1 gut gelungen. Hier liegt der c.f. in der Pedal(Bass)Stimme (Trompete 8´) . Alle Registerbezeichnungen nehmen übrigens Bezug auf die Mauracher/Kauffmann-Orgel in der Lazaristenkirche Wien VII. Dankenswerterweise ist die Orgeldisposition auf Seite 19 abgedruckt. Dieses Instrument (Zustand von 1927: IV/52) war damals die erste (!) viermanualige Kirchenorgel Wiens. (Mit Fernwerk!). Es fehlt jedoch der Hinweis auf den neogotischen Prachtprospekt der Mauracher Vorgänger-Orgel von 1862.
In Nr. 2 (Kyrie-Ruf) wird immerhin viermal (unterbrochen von Pausen) das gleiche (verkürzte!) Motiv „beschworen“. Die adäqute Registrierung ist dazu vornehm dezent zurückhaltend.
N
r. 3 ist konzipiert als „Zwischengesang“ (nach Lesung/Vor Evangelium): Herr, wir hören auf dein Wort. Es handelt sich um reines C-Dur und um eine recht „banale“ Melodie. Warum wird diese dann so mit Verzierungen regelrecht überfrachtet? Und warum ist alles kompliziert (ausgeschriebene Prall-Triller u.a.) wenn es auch einfach gegangen wäre?
Nr. 4 bringt den Halleluja Vers. Die Melodievorlage ist bestenfalls angedeutet. Ich wollte das Wort Torso bzw. Verfremdung vermeiden.
Hier ist die Tonart reines F-Dur! Und man fragt sich, warum das b nicht als Vorzeichen steht, sondern immer umständlich immer wieder einzeln gedruckt werden muss!
Nr. 5 F-Dur analog Nr. 4. Die Choralmelodie ist erneut dem Pedal anvertraut.
Nr. 6: ein mageres Bicinium, das sich immerhin mit Einsatz des c.f. (dieses Mal im Tenor) zur Dreistimmigkeit entfaltet.
Nr. 7: von der Tonart reines Es-Dur. Auch hier siehe analog Nr. 4. Die Idee eines Ostinato-Motives ist sicher gut. Nur ein solches nutzt sich irgendwann ab. Und genau dieser Eindruck stellt sich ein.
Unfreiwillig komisch wird das Notenbild auf Seite 18. Hier sollte der Verlag noch einmal korrigierend tätig werden.
Die Systemklammern sind verunstaltet. Und auch die Notenschlüssel sind durcheinander (nebeneinander!) geraden. Spätestens bei Takt 86.
Schade!
Vom Verlag Doblinger ist man eigentlich anderes gewohnt und so bleibt hier doch ein gewisse Ratlosigkeit zurück.
Übrigens: nicht nur verkaufstechnisch, sondern auch im Geiste und im Sinne von praktizierter Ökumene wäre es sicherlich hilfreich gewesen, die korrespondierenden EG-Nummern mitzuteilen.
Diese wären: EG 155 (Nr.1), EG 136 (Nr.5), EG 419 (Nr.6), EG 321 (Nr.7).
Christoph Brückner für www.orgel-information.de
August 2020 / Januar 2021
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