Wolfgang Amadeus Mozart: Eine Kleine Nachtmusik - Werke für eine Orgelwalze
Interpret: Rudolf Peter Instrument: Klais-Orgel in der Pfarrkirche St. Georg zu Bergheim bei Salzburg
Label: Organum Classics
Diese CD ist ein Genuss vom ersten bis zum letzten Moment. Das liegt nicht nur an der kleinen, aber klangstarken Klais-Orgel in der Pfarrkirche St. Georg zu Bergheim bei Salzburg, sondern auch am Repertoire und am Organisten Rudolf Peter.
Dieser hat mit der Idee sämtliche wenigen Orgelwerke Mozarts einzuspielen und außerdem noch mit einer Orgelbearbeitung der berühmten „Kleinen Nachtmusik“ und der Klavier-Variationen über „Ah, vous dirais-je, maman“ zu ergänzen eine Wahl getroffen, zu der man nur gratulieren kann. Und das nicht nur, weil die Orgel ganz in der Nähe der Mozart-Stadt Salzburg liegt. Peter spielt diese Musik Mozarts auch wunderbar feinsinnig und mit perfektem Gespür für die richtigen Tempi, Temporelationen und Sinn für feine Klangfarben. Und er lässt sie einfach entstehen. Nie hat man das Gefühl, dass da jemand zeigen will, was er für tolle Registrierideen hat, aber doch begeistert die Vielfalt der helleren wie dunkleren Klangfarben dieser Orgel in dieser Einspielung. Natürlich wirkt manche Begleitfloskel in der berühmten Serenade auf der Orgel gespielt etwas banal. Man kann diesen Spielfiguren eben an einer Orgel nur wenig beikommen. Was man im Orchester und am Klavier durch kleinste Klangfarbenschattierungen und Lautstärkedifferenzierung beleben kann und damit mit Ausdruck aufladen kann, das geht hier nicht. Dafür wird der hörende Blick in die Struktur der Musik ermöglicht. Und vor allem: Trotzdem wird diese Musik mit viel Differenzierungskönnen im Detail und meist auch mit geradezu ansteckender Musizierlust gespielt. Man kann eben sehr wohl, wenn man es denn kann, auch auf einer guten Orgel verschiedene Qualitäten von gebundenem Spiel erzeugen. Und mit pianistischer Anschlagsvielfalt kann man sehr wohl auch auf einer Orgel ein hohes Maß an Lebendigkeit erreichen. Das macht Peter brillant. Nur an Temperament fehlt es vielleicht in den schnelleren Sätzen etwas.
Und natürlich ist einfach auch die Orgel genau passend für diese Musik, obgleich man sich manchmal noch ein wenig mehr helle Flötenklänge oder eine präsentere Mixtur wünschen würde für diese Musik. Aber das sind minimale Einwände. Es gibt eben nie optimale Bedingungen für so unterschiedliche Stücke wie diejenige auf dieser CD. Die Einzelstimmen kommen gerade bei den kleineren Stücken Mozarts für eine Orgelwalze wunderbar zur Wirkung. Und der mit schön runden Zungenstimmen bereicherte Plenoklang kommt in der Großen f-moll-Fantasie bestens zur Wirkung. Da fehlt es lediglich am Ende dem Organisten etwas an innerer Dynamik um dieses geniale Musikstück zur optimalen Wirkung zu bringen. Außerdem: Diese CD bietet außer den Mozart-Stücken noch eine Art Salonmusikzugabe aus einem Notenheft um 1855. Köstliche Gebrauchsmusik mit Ohrwurmqualitäten.
Übrigens: Die Tontechnik ist vom Feinsten. Man erlebt eine annähernd ideale Raumakustik. Diese so gut einzufangen, das ist keinesfalls als selbstverständlich zu bezeichnen. Dazu gibt es noch ein sehr informatives und umfassendes Beiheft. Eine hundertprozentige Empfehlung.
Reinald Hanke für www.orgel-information.de
September 2020 / Januar 2021
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