- Startseite - Rezensionen - Die Johann-Franz-Kannhäuser-Orgel in Kašperské Hory / Bergreichenstein (CZ)

Interpret: Jaroslav Tuma
Label: Arta

Die im 13. Jahrhundert entstandene Bergarbeitersiedlung Kasperské Hory / Bergreichenstein im südlichen Böhmerwald lebte vom Goldbergbau, ihre ursprüngliche Pfarrkirche St. Nikolaus ist eine dreischiffige bis auf einige Fresken schmucklose Basilika, die recht original erhalten ist. Im 17. Jahrhundert erschöpfte sich das oberflächennahe Goldvorkommen allmählich, durch den Dreißigjährigen Krieg kam der Bergbau dann ganz zum Erliegen. Die Stadt hatte 1654 nur noch ca. 100 Einwohner. 1659 brannte der Turm aus, dabei wurde die ursprüngliche Holzdecke vernichtet, eine prachtvolle Bemalung ziert den Ersatz von 1700. 2019 wurde die Kirche wiederhergestellt.

In dieser Kirche baute der kaum bekannte und bisher wenig erforschte Orgelbauer Johann Franz Kannhäuser aus Sokolov / Falkenau 1733 eine kleine Orgel mit sechs Manualstimmen (vier Oktaven mit kurzer Bassoktave) und einem Oktavbass in Holz (zwei Oktaven mit kurzer Bassoktave, dabei finden sich Fis und Gis in der kleinen Oktave). 2019 hat sie Marek Vorlíček vorbildlich restauriert. Bemerkenswert sind in der Disposition die zwei 2‘-Register Oktava und Spitzflauta, die sich als sehr verschieden färbende Stimmen herausstellen. Das Pedal hat keine Koppel, die der voluminöse Oktav Bass aber auch nicht vermissen lässt. Die herzerfrischenden Klänge entstehen bei einem Winddruck von nur 45 mm WS bei 1/5 Komma mitteltöniger Stimmung.

Jaroslav Tuma, Professor an der Musikfakultät der Akademie der musischen Künste in Prag, einer der führenden Organisten von Tschechien, spielt ein Programm mit Werken von Händel, Estendorfer, Thomas Arne, Jan Nepomuk Vojtěch Maxant, Carlo Monza und Josef Mysleveček. Zwar macht er einen Bogen um Komponisten, die der Orgel räumlich und zeitlich näher stünden, doch bewegt sich das Programm mit sonnigen Sonaten, Arien, lebhaften Variationen und bildschönen Tänzen auf leichten Füßen hindurch, dass es eine Freude ist, Orgel und Organist zuzuhören. Das gut bebilderte Booklet bringt die notwendigen Informationen auf nette Weise, rundherum empfehlenswert!