Johann Krieger - Complete Harpsichord and Organ Music
Interpret: Alejandro Casal
2 CDs
Label: Brilliant
Johann Krieger (652 – 1735), Kapellmeister in Greiz und Eisenberg und seit 1682 Director Chori Musici und später Organist an St. Johannis in Zittau, veröffentlichte zwei große Sammlungen für Clavier, die Sechs Musicalische(n) Partien (Nürnberg 1697) und die Anmuthige Clavier-Übung (Nürnberg 1699). Die erste Sammlung beinhaltet sechs Partiten ansteigend von C – B, die zweite Sammlung beinhaltet Praeludien, Ricercari, Fugen, eine Fantasia, Toccaten und eine Ciacona. Bemerkenswerte Kompositionen sind vor allem die Fuga à 4 Themati in C, die umfang- wie erfindungsreiche Ciacona in g und die Toccata mit dem Pedal in C in norddeutscher Tradition. Auch die Fantasia der ersten Partita ist ein respektables Werk, wobei seine Neigung zur Chromatik auffällig ist, die viele Werke kennzeichnet und klanglich interessant macht.
Krieger wurde in Nürnberg geborenen, wo er Unterricht bei Georg Caspar Wecker bekam, 1671 soll er in Zeitz Komposition bei seinem Bruder Johann Philipp studiert haben. 1672 folgte er seinem Bruder nach Bayreuth, der dort erst Hoforganist und später Hofkapellmeister wurde. Johann rückte auf den Posten des Organisten nach und hatte diesen bis 1677 inne. Gerühmt wurde er für seine kontrapunktischen Fähigkeiten. Überliefert sind auch etliche Vokalmusiken wie die Neue musicalische Ergetzligkeiten (Zittau, 1684), Motetten und Messsätze und einige Arien aus Singspielen. Eine Oper soll er für den Hof in Eisenberg geschrieben haben, bekannt sind auch die Titel von 235 geistlichen Werken, von denen aber nur 33 erhalten sind.
Der Spanier Alejandro Casal nimmt sich der abwechslungsreichen meist kurzen Stücke mit großer Sorgfalt an, seine gepflegten Verzierungen kommen an nur wenigen Stellen vor. Er spielt auf einer erweiterten Christian Vater-Kopie von schönem klaren Klang, die Adrea Restelli (Mailand) 2017 erbaute. Etliche Stücke aus der zweiten Sammlung hat Casal eingespielt auf der Schnitger-Orgel in Faro (1716, II/25), die leider ungepflegt und schwindsüchtig klingend inzwischen wieder einmal eine Überholung benötigt. Für das Booklet hat Casal eine gute Einführung geschrieben, der leider aber jede Anmerkung über die Orgel fehlt, selbst die Disposition und die Registrierungen fehlen. Verwunderlich ist, dass sich bisher noch niemand der Kriegerschen Clavierwerke angenommen hat, stehen sie doch auf demselben Level wie Kuhnaus Werke oder die Pachelbels, mit dem Krieger bei Wecker lernte.
Der Titel der CD ist leider irreführend, denn der zweite Band der Clavierwerke Kriegers (Hg. Rampe, BA 8406, Kassel 1999) weist noch etliche einzeln überlieferte Kompositionen Kriegers auf wie eine Passagaglia und eine Battaglia, die aber ungesicherter Zuschreibung ist. Natürlich ist diese Ersteinspielung verdienstvoll und gelungen!
Rainer Goede
November 2020 / Januar 2021
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