Carl Friedrich Christian Fasch: Works for Keyboard
Interpret: Philippe Grisvard
Label: Audax
Carl Friedrich Christian Fasch (1736 – 1800), Sohn des erfolgreichen Zerbster Hofkapellmeisters Johann Friedrich Fasch (1688 – 1758) bekam nach seiner Ausbildung in Zerbst und Neustrelitz im Frühjahr 1756 auf Empfehlung Franz Bendas in Potsdam eine Stelle als zweiter Klavierist Friedrichs II. (1712-1786), wo er sich in der Begleitung des königlichen Flötenspielers mit dem seit 1738 in Diensten Friedrichs II. stehenden Carl Philipp Emanuel Bach abzuwechseln hatte. Während des Siebenjährigen Krieges verdiente Fasch durch Musikunterricht seinen Lebensunterhalt. In beiden Tätigkeiten sich nicht unbedingt wohlfühlend erhielt er doch seinen Abschied von Friedich II. nicht, so dass er nach dessen Tod ein neues Leben zu beginnen versuchte, indem er alles, was er bis dahin komponiert hatte, verbrannte. In die Musikgeschichte ist Fasch eingegangen durch seine 16-stimmige Messe, zu der er durch die 16-stimmige Messe Orazio Benevolis (1605-1672), die der Berliner Hofkapellmeister Johann Friedrich Reichardt (1752-1814) aus Italien mitgebracht hatte, angeregt wurde. Da er sie mit dem seinerzeitigen Berliner Personale nicht aufführen konnte, begann er 1789 mit seinen Gesangsschülerinnen und -schülern das Werk einzustudieren, die Keimzelle der späteren "Singe-Academie", als deren Gründer er überzeitlichen Ruhm behält.
Von seinen Werken haben die eigenen Vernichtungsaktionen überstanden, bzw. entstanden erst danach natürlich die höchst eindrucksvolle Messe, einige auch 8-stg. Motetten, das Requiem aeternam für 8-stg. gem. Chor, einige wenige Kantaten, ein Tripelkonzert und eine Sinfonie. Von seinen Klavierwerken sind tradiert einige Charakterstücke (Pièces de Caractère à la francaise), sieben Sonaten und zwei Variationenfolgen, die Ariette pour le clavecin ou piano forte avec quatorze variations (1782) und ein Andantino mit sieben Variationen (c 1787).
Der Pariser Cembalist und Fortepiano-Spieler Philippe Grisvard hat sich mit großem Engagement dieser Klavierwerke von Fasch angenommen. Mit großer Präzision und hörbarer Gestaltungslust spielt er ein Stein-Fortepiano (c 1790) aus der Sammlung in Bad Krozingen (a‘ = 430Hz). Aufgenommen sind fünf der Pièces de Caractère, drei Sonaten, darunter die Sonate F-Dur (1779) und die Sonate b-Moll (1781) und die Ariette pour le clavecin ou piano forte avec quatorze variations (1782). Ob das Charakterstück La Socrates wirklich Moses Mendelssohn thematisiert, wie Grisvard mutmaßt, bleibe dahin gestellt, jedenfalls stellt es eine sehr treffende musikalische Studie eines nachdenklichen Menschen dar, einesteils in französischer Tradition stehend, andererseits in vollkommen eigner Gestaltung geschrieben. Das zeichnet auch die anderen Werke aus, denen zuzuhören ein wahres Vergnügen ist, Vergnügen an den Kompositionen und Vergnügen an der Klavierkunst von Philippe Grisvard, der auch für den kundigen Bookletbeitrag verantwortlich zeichnet.
Rainer Goede
November 2020 / Februar 2021
|