The Organ of Today 1 – Festivity
Komponist: Mons Leidvin Takle
Verlag: Cantando
In den letzten Jahren ist immer wieder die Debatte um Orgelmusik in populären Stilen entbrannt. Inzwischen haben sich zahlreiche Autoren an Kompositionen versucht, die sich an stilistischen Mustern aus Jazz und Pop orientieren. Gleichzeitig ist es fast zur Glaubensfrage geworden, ob eine solche Komposition nun „statthaft“ oder eher nicht ernst zu nehmen sei. Dabei ist die Qualität der Kompositionen so unterschiedlich wie die stilistischen Ansätze.
Der Rezensent gesteht, nun wirklich kein Anhänger einer solch „populären“ Orgelmusik zu sein. Es dürfte wohl eine Illusion sein, sich einzureden, man könne damit die Orgel einem breiten Publikum zugänglich machen. Mancher Versuch erstickt dabei in formelhaften Klischees, ohne eine schlüssige Dramaturgie aufzuweisen und wirkt in seiner kompositorischen Dürftigkeit eher peinlich.
Wie verhält es sich nun mit dem vorliegenden Band? Takles Kompositionen haben einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht, vor allem das erste Stück des Bandes „Power of Life“, dass dem prominenten Organisten Christopher Herrick gewidmet ist und von diesem auch öfters dargeboten wird. Unabhängig von persönlichen Vorlieben muss man feststellen, dass Takle in Vergleich zu manchen anderen Komponisten in diesem Stilsegment sein Handwerk versteht. Er erweist sich als stilsicher und ist in einer jazzigen Tonsprache offensichtlich zu Hause.
Dabei schreckt er allerdings auch vor plakativen Effekten wie einer Häufung repetierter Akkorde nicht zurück. Manche Windversorgung dürfte damit auf eine harte Probe gestellt werden. Hier tut Takle nach dem Empfinden des Rezensenten manchmal etwas zu viel des Guten.
Nicht zu unterschätzen sind allerdings neben solchen eher reißerischen Effekten die kleineren Stücke des Bandes von eher lyrischem Charakter, die hier die eigentliche Entdeckung sind.
Wer also einer solchen Tonspreche auf der Orgel grundsätzlich nicht abgeneigt ist, findet in diesem Band reichlich Material für Gottesdienst und Konzert. Gerade die längeren Stücke erfordern jedoch einen gewissen Überaufwand und vor allem rhythmische Sicherheit. Zum Blattspiel ist kaum ein Stück wirklich geeignet.
Dem Band ist eine CD beigegeben, die offenbar Computerrealisationen der Stücke enthält und dem Spieler zumindest einen groben Klangeindruck von den Intentionen des Komponisten vermittelt.
Axel Wilberg
für www.orgel-information.de - November 2020 / Februar 2021
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