John Patrick Thomas - To the end of the World
Interpreten: Constanze Kowalski, Orgel / Julia Henning und Peter Gulyka, Gesang
Label: Emrick
Diese CD bringt mit nur knapp 42 Minuten ein schmales wie spätes Portrait des amerikanischen Komponisten John Patrick Thomas.
Thomas, 1941 in Denver, Colorado, geboren, wurde als Sänger und Komponist ausgebildet. In den siebziger Jahren begann er eine Kariere als Countertenor in Europa. Sein Interesse für alte wie moderne Musik ließ ihn Mitbegründer des Five Centuries Ensemble werden, mit dem er bis in die frühen achtziger Jahre in Paris und Italien auftrat. Er unterrichtete u.a. an der Folkwang-Hochschule in Essen und an der Schauspielschule in Hamburg, wo er auch die dortige Produktion des Musicals Cats coachte. Sein kompositorisches Werk bleibt überschaubar.
Constanze Kowalski, Eimsbütteler Regionalkantorin, hat sich dreier Orgelwerke von Thomas angenommen: Found Music (2011), Peniel (1968) und Elegy No. 4 (2002). Es sind zurückhaltende Stücke, die zwischen mehr oder weniger belebten Klangflächen und melodiösen Abschnitten wechseln und etwas introvertiert wirken. Kompositorisch ist das alles seit den 60er Jahren vertreten, Thomas bietet da ein getreues Abbild seiner Zeit. Mitnehmender sind seine fein ziselierten 5 Szenen Aus Matthäus (1983), in denen Jesu Taufe, Die Seligpreisungen, Von der Feindesliebe, Das Vaterunser und Jesu Auferstehung nach dem Evangelisten für Sopran, Horn und Orgel gesetzt sind. Julia Henning (mit viel Vibrato und undeutlicher Aussprache) und Peter Gulyka (meist ohne Vibrato) sind den pausendurchsetzten elegischen Cantilenen engagierte Gestalter. Constanze Kowalski spielt ihre angenehm zu hörende Orgel (Jehmlich, 1984, II/19) in der 1982 erbauten Apostelkirche Hamburg-Eimsbüttel.
Der Titel des Albums zitiert die letzte Zeile seines Werks Aus Matthäus, den Taufbefehl. Wie er den weltoffenen Taufbefehl des Auferstandenen zusammenbringt mit in seiner Widmung zitierten Gedanken an die Apokalypse und einem Choralvorspiel Bachs, bleibt sein Geheimnis. Das Booklet bringt einige Absätze zu den Kompositionen, die durchaus ausführlicher hätten sein dürfen. Die Matthäus-Texte sind nicht abgedruckt, wohl dem also, der eine Bibel zu Hause stehen hat und sie zu benutzen weiß. Auch die Registrierungen sind nicht angegeben. Leider ist die CD hart an und öfter auch über der Grenze ausgesteuert.
Die CD ehrt ihren Komponisten, aber das Portrait hätte befriedigender ausfallen dürfen.
Rainer Goede
November 2020 / Februar 2021
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