Phantasie Des-Dur op. 101
Komponist: Robert Fuchs
Herausgeber: Peter Planyavsky
Verlag: Doblinger
Soave, d.h. lieblich, sanft, süß – so beginnt die Phantasie Des-Dur im pastoralen 12/8 Takt, die dann
in die leichteren Tonart B-Dur (Tempo di Menuetto molto moderato) übergeht und um schließlich
wieder in der anspruchsvollen Ausgangstonart mit der Fuga (Andante tranquillo im 4/4 Takt) zu enden.
Soave ist auch zugleich Name einer Weinsorte und – ja ! - und Qualität hat ihren Preis, denn
tatsächlich sind 17,10 € eine durchaus stolze Investition.
Aber das scheint hier gerechtfertigt: angenehmer Notensatz mit Hinweisen zur Dynamik.
Allerdings wäre die Angabe von Taktzahlen auch hilfreich gewesen.
Stil:
In der Brahms-Nachfolge sind zu nennen: Rudolf Bibl (der bravste), Heinrich von Herzogenberg (der
trockenste) und Robert Fuchs (der musikalischste).
Somit steht die mehrteilige Phantasie eindeutig in stilistischer Nähe zu Johannes Brahms, der sich über Kompositionen des k.u.k. Hoforganisten mit lobenden Worten geäußert hatte.
Gegenwartsbezug:
Im FSO (Franz-Schmitt-Orgelwettbewerb), der bereits vom 11. bis 19. Sept. 2020 in Wien stattfand,
waren Werke von Robert Fuchs angesagt.
Es sei deshalb hier auf den weiterführenden link verwiesen:
https://www.orgelwettbewerb.at/komponisten/robert-fuchs/
Diese romantische Musik lebt von Stimmungseffekten und Chromatizismen. Zur Aufführung ist
Jalousieschweller und ein nuancenreicher Grundstimmenfundus von Vorteil.
Orientieren kann man sich an diesem Klangideal durch das Referenzinstrument der E.F. Walcker
Orgel von 1878 in der Wiener Votivkirche.
Unter dem Oberbegriff: Wiener Orgelmusik zwischen Gründerzeit und Fin de siecle findet man dazu
Klangbeispiele in youtube von Magdalena Hasibeder: www.magdalenahasibeder.at
Die Ausgabe richtet sich aufgrund der gehobenen Anforderungen an die Zielgruppe von
hauptamtlichen Kirchenmusikern/innen mit adäquaten Instrumenten mit einem faible für
Transpositionen, Modulationen und häufig wechselnden Vorzeichen.
Das Vorwort spricht es deutlich an: in seiner Lust an Thmenumkehrung ist Fuchs ein deutlicher
Nachkomme von Brahms, man denke an die as-Moll-Fuge oder an „O Traurigkeit“.
Mit der Datierung 23.Juni 1917 handelt es sich um ein sehr spätes Werk des Komponisten, der „unbeirrt und gekonnt weiterhin die Musik von 1875 schreibt“.
Nichtsdestotrotz: da es noch etliche Instrumente dieser Ära gibt, hat auch diese Musik ihre
Daseinsberechtigung. Nicht mehr und nicht weniger.
In diesem Sinne handelt es sich um nachhaltige kunstvolle Orgelliteratur, und einfach Servieren statt
Konservieren könnte die Devise dazu lauten.
Dem Verlag Doblinger als auch Peter Planyavsky ist somit sehr für diese gelungene Ausgabe zu
danken, dass diese romantischen Orgelschätze somit der Gefahr des Verlustes und des Vergessens
entrissen sind.
Christoph Brückner - für www.orgel-information.de
Dezember 2020 / März 2021
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