- Startseite - Rezensionen - Kirchenmusik in Arnstadt - Vol. 4 und 5

Interpreten: Klaus Mertens, Bass / Britta Schwarz, Sopran / Jörg Reddin, Orgel
Label: GLS-Studio München

Zu diesen beiden Live-Mitschnitten aus der Bachkirche Arnstadt schreibt ihr Kantor Jörg Reddin:
Es ist gerade für die nun kommende Stille Zeit etwas, was die Menschen mit quasi "frischen" Tönen im heimischen Wohnzimmer in diesem Winter versorgen kann, der ja nun doch bis auf die Gottesdienste relativ konzertarm ist, jedoch aber in Gottesdiensten immer kleinere Formen mit wunderbarer Kirchenmusik auch analog stattfinden mit Geistlichen Konzerten, kleinen Kantaten, wie Solokantaten von Buxtehude o.ä. Das versorgt im kleinen Maß die freiberuflichen Kolleginnen und Kollegen ein wenig.

So sind denn zwei Vokalsolokonzerte auf die Scheiben gebannt, die nur ein reduziertes Publikum verteilt im Raum erleben durfte. Die Programme bringen neben gut Bekanntem wie Bachs Schemelli-Liedern auch ganz spannende nur selten zu hörende Kompositionen von u.a. Christoph Bernhard, Stölzel, Rinck, Rheinberger, Reger und Dvorak. Dessen Biblische Lieder op. 99 sind gestaltet von Klaus Mertens reinste Ohrwürmer, seine wohlgeführte Stimme kann man sich nicht überhören, jeder Komponist wird da individuell künstlerisch lebendig. Ähnliches gilt für die Lieder von u.a. Adam Krieger, Händel, Mendelssohn und Schubert, die Britta Schwarz singt. Jörg Reddin spielt kompetent Orgelsolowerke von Bach, Lübeck, Bruckner und Reger, dessen tiefsinnige Choralphantasie über „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ leuchtender Höhepunkt der zweiten CD ist. Beide Orgeln der Bachkirche erklingen optimal, so klingt die Wender-Orgel bei den Liedern von Christoph Bernhard typisch hamburgisch, die Steinmeyer-Orgel bei den Gesängen Reinbergers typisch münchnerisch und bei den Schubert-Gesängen typisch wienerisch, individuelle Charakter werden ganz lebendig.

Reddin: In diesen Zeiten mögen nicht wenige Kirchenmusikfreunde und -liebhaber nun auch nicht zu jedem Zweck hinausgehen. Da ist mir die Idee im Frühjahr entstanden, diese beiden Konzerte mitschneiden zu lassen und damit etwas Erbauung über dieses Medium in den Wintermonaten zu ermöglichen.

Das kann Jörg Reddin mit diesen beiden CDs gelingen, sein Slogan: "Füllt alle Eure Seelen-Hamsterkammern!" ist so nett wie treffend für viele in der momentanen Situation, für die, die nur einfach gute Literatur gut gestaltet hören möchten, weil es sonst kaum etwas live zu hören gibt, sowie für die, die Ängste haben und einer eingehenden Freude bedürfen. Die tut allemal und jederzeit gut, nicht nur in den anstehenden dunklen Wintermonaten!