Daniel Kunert - Musik-Medienhaus
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Andante und Allegro „Freude schöner Götterfunken“
über das Thema aus dem Schlusschor der 9. Symphonie op. 125 von Ludwig van Beethoven

Komponist: Laux, Torsten
Verlag: Are


Die zwischen Realität und Utopie liegenden unterschiedlichen Weltanschauungen und Begriffe wie Etikettenschwindel und Plagiate möchte ich nicht näher strapazieren. Allerdings ist bei der Konstellation Beethoven als „Titan“ ein sensibler Umgang geboten, denn die Erwartungen sind hierbei hoch, vor allem bei der Aussage: „Beethoven hat ja nichts wirkliches für die Orgel hinterlassen“. Nun, dann kann man diesem Desiderat abhelfen und der Komponist hatte die Chance dazu!

Die äußere großformatige Aufmachung macht neugierig, denn immerhin gibt es 19 Seiten Noten zur allgegenwärtigen „Europahymne“. Alle Menschen werden Brüder: das ist sicher ein hehres Ziel und  schön wäre die Umsetzung dieses Idealzustandes ohnehin.
 
Der Rezensent erinnert sich an das originelle Konzert 2009 mit Torsten Laux an der romantischen Ratzmann-Orgel in der Bergkirche Niedergründau. Damals erklang spontan die improvisierte „Zugabe“  zum Osterchoral  „Mit Freuden zart von edler Art“ (EG  Nr. 108, Melodie 1566). Soweit so gut. Jetzt taucht diese wieder auf!
Natürlich könn(t)en aus Augenblicks-Improvisationen nachträglich fixierte Kompositionen werden. Warum aber verschweigt der Komponist den Zusammenhang von EG 108 mit Beethovens Ode, denn markante Choralmotive kommen ja mehrfach vor.  

Aufgrund von allgemeinem kirchlichem Desinteresse (schon lange vor Corona!) gibt es leider auch immer weniger Interesse für Orgelmusik, die zudem oft als schwer vermittelbar bzw. als „schwierig“ empfunden wird. Warum also im Jubiläumsjahr Beethoven Choralimprovisationen „aufwärmen“ und diese jetzt anzubieten?

Gehen wir auf vorhandene markante Beethoven (Erkennungs-) Motive ein. Zunächst erklingen diese Zitate in F-Dur, dann in d-Moll, schließlich in Tonart Fis-Dur mit punktiertem (Marsch-) Rhythmus. In Takt 57 gibt es eine Reminiszens an EG 108, ab Takt 81 (Allegro) wechselt die Tonart nach D-Dur. Ab Takt 90, analog zu Takt 126 kommt es wieder zur virtuosen Verflechtung mit dem Choral. Natürlich kommen solche quirligen Passagen dem Stil Beethovens entgegen, jedoch bleiben Unstimmigkeiten, so in Takt 221: Bleibt im Bass wirklich Cis als Dissonanz zum Akkord (c – es – a) ? In Takt 223 findet sich eine irritierende grafische Unschärfe bei Ton g´´´ . Triller sind eigentlich doch immer ein schönes Gestaltungsmittel. Solche finden sich in Takt 258  sogar auf drei (!) Ebenen  Sopran, Alt, Tenor gleichzeitig, was übertrieben wirkt, zumal es vorher chromatische (glissandi)  Effekte gab. Versöhnlich kommt ab Takt 265 das Choral-Erkennungsmotiv (EG 108) da capo. In Takt 270 gibt es eine Parallelwirkung zwischen Sopran und Bass (von A zu #F).  

Somit bleibt für mich leider ein etwas nüchterner, weil unausgereifter Eindruck zurück:
Viel Papier mit vielen Noten, aber leider wenig Beethoven-spezifisch. Das finde ich im Jubiläumsjahr 2020 einfach schade.

Christoph Brückner - für www.orgel-information.de
Januar 2020 / März 2021

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