Bach spielen auf der Orgel - eine Leidenschaft
Autor: Jean-Claude Zehnder
Verlag: Breitkopf
Die nicht genug zu lobende zehnbändige Neuausgabe der Bach-Orgelwerke im Verlag Breitkopf & Härtel begleitend schrieb der Schweizer Bach-Doyen Jean-Claude Zehnder (*1941) ein ganz nüchtern daherkommendes Buch seiner Leidenschaft. Die, das Bach-Spiel, teilt er sich mit fast allen Organisten und Organistinnen und allen denjenigen, die es werden wollen. Nun ist Orgelspielen eine physikalisch-biologisch handwerkliche wie eine philologische Angelegenheit. Dementsprechend beschäftigt sich Zehnder auf gut 100 Seiten mit Fragen um den Notentext, Bachs Instrumente, Registrierung, Temperierung, Fingersatz, Artikulation, Anschlag, Rhythmus-Akzent-Takt, Tempo, Bachs Stilistiken, Verzierungen, Agogik, improvisatorischen Zugang, Textbezug, Emblematik und Bachs Glaube. Fehlt da was? Zu allen Themenbereichen gibt er tradiertes wie aktuelles Wissen kurz und treffend wider, ohne parteiergreifend den Leser eine Interpretation vorschreiben zu wollen. So soll eigenständiges begründetes Studieren stimuliert werden, ein ideales Lehrbuch für Anfänger und Fortgeschrittene. Schließlich ist es niemandem möglich, die gesamte Sekundär-Literatur um das Bachsche Orgelwerk und seine Spielpraxis noch einmal für sich selbst durchzulesen. Ein Literaturverzeichnis eröffnet aber hierzu Wege zu weiterem eigenem Studium.
Zu einigen speziellen Stücken bringt Zehnder noch spezielle Anmerkungen, wieder kann man ihnen folgen oder nicht, was ja auch abhängig ist vom jeweils traktierten Orgelwerk. Ein Register verzeichnet alle von ihm zitierten Kompositionen und Personen. Fazit: für jeden Bachspieler eine hervorragend lesbar geschriebene Zusammenfassung des Wissens um das Bachspielen, ob als Grundlage oder als Repetitorium.
Rainer Goede
Januar / April 2021
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