Ludwig Thiele - Orgelwerke Band 3
Herausgeber: Tobias Zuleger
Verlag: Butz
Den beiden ersten Bänden (Butz 2846 und 2917) folgte nun der dritte Band mit dem Concertsatz es-Moll (20 Seiten) und dem Thema mit Variationen C-Dur. Auf 38 Seiten finden sich das schlichte Thema, 6 sich ständig steigernde Variationen und das Finale, das Johann Gustav Eduard Stehle (St. Gallen, 1839 – 1915) virtuoses Pedalspiel erfordernd 1894 ergänzte. Den Höhepunkt aller verlangter Virtuosität bildet die Variation V, zu spielen auf drei Manualen und mit Doppelpedal, ein herausragendes Beispiel für die Orgelspielkunst des jungen Komponisten, bzw. seiner Generation (hier: Johann Gottlob Schneider, Adolph Hesse, Friedrich Kühmstedt, August Gottfried Ritter, Gustav Flügel, Moritz Brosig, Friedrich Wilhelm Markull u.a. bis zu Gustav Adolf Merkel). Die große Form der Romantik der Konzert-Variationen, begonnen bei Schneiders A-Dur-Variationen von 1816 bis zu Merkels Beethoven-Variationen op. 45, findet hier einen Gipfelpunkt. So sei diese Musik Konzertorganisten besonders für die wieder neu entstandenen romantischen großen Orgelwerke z.B. eines Schulze oder Ladegast empfohlen.
Der in Quedlinburg 1816 in eine Lehrerfamilie geborene Ludwig Thiele erhielt seine Ausbildung in Berlin bei August Wilhelm Bach. 1839 wurde er an der 1945 zerstörten Parochialkirche in Berlin Mitte Organist an der Wagner-Orgel von 1733 (II/34). Bereits 1848 verstarb Thiele an der Cholera. Posthum nahm sich sein Freund und Nachfolger August Haupt, seit 1869 auch Direktor des Königlichen Instituts für Kirchenmusik, der Veröffentlichung seiner Kompositionen an. Tobias Zuleger hat nun dankenswerterweise zum ersten Mal eine Gesamtausgabe vorgelegt. Zuletzt waren lediglich die Chromatische Fantasie und Fuge a-Moll und der Konzertsatz Nr. 1 c-Moll in Neuausgaben durch Stockmeyer und Sieling erhältlich.
Rainer Goede
Februar / April 2021
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