Anton Bruckner: Vier Orchesterstücke für Orgel (bearbeitet und herausgegeben von Erwin Horn)
& Wolfgang Amadeus Mozart: Symphonie g-Moll, 1. Satz für Orgel zu vier Händen (bearbeitet von Jan Peter Teeuw)
Verlag: Butz
Übertragungen von Orchesterwerken auf/für die Orgel sind seit langer, langer Zeit Gang und Gäbe. Gerade in unseren Tagen sind Transkriptionen in den Orgelkonzertprogramme häufiger anzutreffen und manchmal gewinnt man den Eindruck, die originale Literatur für das Instrument würde wohl nicht ausreichen. Hier sollen nun zwei Ausgaben von Bearbeitungen zum einen von W. A. Mozart und zum anderen von A. Bruckner aus den Jahren 2018 und 2020 vom Bonner Verlag Dr. J. Butz vorgestellt werden.
Anton Bruckner: Vier Orchesterstücke für Orgel
(bearbeitet und herausgegeben von Erwin Horn)
Dr. J. Butz-Verlag Nr. 2977
Wie bekannt, genoss Anton Bruckner mit seinen Improvisationen zu Lebzeiten den Ruf einer der größten Orgelvirtuosen seiner Zeit zu sein. Die Themen seiner Orchestersinfonien sollen ihm beim Improvisieren an der Orgel eingefallen sein. Die Transkriptionen der Werke in der vorliegenden Ausgabe stammen vom Bruckner-Experten und erfahrenen Bearbeiter Erwin Horn, der schon viele einzelne Sätze aus Bruckners Sinfonien bearbeitet und herausgegeben hat.
Die hier zugrunde liegenden Stücke gingen aus dem Unterricht Bruckners aus der Zeit beim Theaterkapellmeister Otto Kitzler (1861-63) hervor. 1862, also recht spät, im Alter von etwa 38, versuchte er sich zum ersten Mal auf einem Gebiet, das dann sein ureigenstes werden sollte: der Orchestermusik. Zunächst entstand ein kleiner Marsch in d-moll und kurz darauf drei kleine Orchesterstücke in Es-dur, e-moll und F-dur mit einer Gesamtdauer von ca. 10 Minuten. Es handelt sich bei ihnen um charmante Preziosen der romantischen Literatur, die sich durch energisch-zupackende ebenso wie durch lyrisch-verträumte Charaktere auszeichnen. In jedem Fall bereichern diese Transkriptionen von kürzerer Dauer (in dieser Fassung jeweils im Umfang von drei oder vier Seiten) die Literatur des konzertanten und gottesdienstlichen Orgelrepertoires.
Für die klangliche Realisierung sollte auch bei diesen kleineren Werken Bruckners schon ein dreimanualiges Instrument mit einer relativ satten Grundlage im 16‘, 8‘ und 4‘-Bereich vorhanden sein. Eine gewisse Orientierung bildet sicherlich die Orgel von St. Florian. Wie bekannt, spielte Bruckner dort viele Jahre an der großen Orgel. Aber natürlich geht es im organistischen Alltag auch mal mit einer zweimanualigen romantischen Orgel.
Im Vorwort der Ausgabe schreibt der Herausgeber einen wichtigen Hinweis: „Ansonsten ist man mit der akustischen Vertrautheit der „Orchesterstücke“ am besten beraten, um aus ihnen „Vier Orgelstücke“ in Memoriam Anton Bruckner zu gewinnen.“ Dies ist in Zeiten von YouTube zum Glück gar kein Problem mehr.
Doch um die Stücke überzeugend darzustellen, muss der Spieler über ein solides technisches Vermögen verfügen (z. B. Unabhängigkeit der Hände). Sehr oft wird auch ein präzises rhythmisches Empfinden unabdingbar sein, denn zwei gegen drei kommt immer mal wieder vor, sogar durchgehend in Nr. II, Andante. Ohne diese Fertigkeiten tut man den Stücken und dem Komponisten keinen Gefallen.
Also gilt auch hier: Üben, nichts zum vom Blatt zu spielen!
Wolfgang Amadeus Mozart: Symphonie g-Moll, 1. Satz für Orgel zu vier Händen
(bearbeitet von Jan Peter Teeuw)
Dr. J. Butz-Verlag Nr. 2897
Auch Mozart hat wie Bruckner als großer Orgelimprovisator in seiner Zeit Furore gemacht und beiden gemeinsam ist, dass sie (leider) keine bedeutenden (Original-)Orgelwerke komponiert haben. Wir als Organisten bedauern dies außerordentlich und sicherlich ist dies mit einer der Gründe, warum Bearbeitungen von Stücken dieser großen Musiker so beliebt sind.
Auf dem Gebiet der Instrumentalmusik war Mozart im Genre der Sinfonie besonders produktiv. Ein Großteil der 41 Sinfonien komponierte er in Salzburg. Um einen der berühmtesten und bekanntesten Sätze Mozartscher Orchestermusik handelt es sich in dieser Bearbeitung: der 1. Satz aus der Sinfonie Nr. 40 in g-Moll, KV 550 aus dem Jahre 1788.
Weil zutreffend soll an dieser Stelle aus dem Vorwort zitiert werden: „Erstens habe ich versucht, der originalen Partitur möglichst gerecht zu werden, das heißt mich so nahe wie möglich am Original zu orientieren. Daneben habe ich versucht, ein echtes „Orgelwerk“ zu schaffen. Das bedeutet zum Beispiel, dass verschiedene Oktavdopplungen im Bass und Sopran entfallen konnten, da auf einer Orgel neben dem 8‘-Register auch 16‘- und 4‘-Register zum Einsatz kommen. Das Arrangement ist für eine zweimanualige Orgel mit Haupt- und Schwellwerk konzipiert.“
Mit der gut lesbaren vorliegenden Bearbeitung von Jan Peter Teeuw wird die Literatur zu vier Händen und zwei Füßen um ein hervorragendes Stück erweitert und kann für diese Programmgestaltungen sehr empfohlen werden. Auch hier gilt für eine klangliche Realisation auf der Orgel, sich mit dem sinfonischen Originalwerk vertraut zu machen. Die Angaben zur Manualverteilung sind hier eine gute Hilfe für Einstudierung und klangliche Realisierung.
Notenbeispiele zur Info von beiden Ausgaben hält der Butz-Verlag auf seiner Website bereit:
Bruckner Vier Orchesterstücke (butz-verlag.de)
Mozart Symphonie g-moll 14.5 (butz-verlag.de)
Reinhold Richter - für www.orgel-information.de
Februar / April 2021
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