Die Klais-Orgel der Abtei Königsmünster Meschede
Interpret: Georg Oberauer
Label: Diamo
Bach, Ruoff, Reger, Brahms, Messiaen, Tournemire, Mendelssohn
Klais-Orgel finden sich überwiegend in Kathedralen und Domen, aber auch die Abtei Künigsmünster
in 59872 Meschede im Erzbistum Paderborn darf ein solches Instrument ihr eigen nennen.
Dieses Instrument von 2016 ersetzt die Vorgängerorgel (Kreienbrink 1968) und verfügt über drei
Manuale & Pedal mit 58 Registern. Größtes Register ist Bourdon 32´, zu nennen sind viele
Zungenregister von 16´, 8´, 4´, und auch die Streicherschwebung Vox coelestis 8´ sowie
Oktavkoppeln als Klangmultiplikatoren sind vorhanden. Eine bauliche Besonderheit ist die
Orgelkammer oberhalb der Marienkapelle im fünfeckigen Turm, die aber nur auf zwei Seiten
Klangaustrittsöffnungen hat.
Interpret Georg Oberauer, Jahrgang 1984, entschied sich für ein nuancenreiches Programm von Bach
bis Reger, um alle Klangmöglichkeiten des Instrumentes ausloten zu können.
Das sehr umfangreiche Booklet mit über zwanzig Seiten informiert umfassend und kompetent über
Programm, Werke, Entstehungsgeschichte.
Lassen Sie mich aber etwas ausführlicher auf Axel Ruoff (*1957) eingehen. Dessen Choralvorspiel „O
Jesu, du edle Gabe“ ist Teil eines in Großbritannien laufenden Projektes, um Bachs Orgelbüchlein mit
neuen Kompositionen zu komplettieren. Näheres dazu unter: www.orgelbuechlein.co.uk. Ruoffs Werk
(Autograph des Komponisten) entstand 2014 als Hommage an Max Reger. Die Choralmelodie findet
sich im Bass (Pedal). Zum besseren nachvollziehbaren Verständnis ist der Text auf Seite 13 zu
finden.
Der Orgeltitan Reger wird nochmals mit Phantasie „Freu dich sehr, o meine Seele“ op. 30 gewürdigt
(Spieldauer 27 Minuten!). In der Tat handelt es sich hier um ein Mammutwerk, wobei es aber auch
zeitlich kürzere Einspielungen hiervon gibt! Es ist wie häufig bei solchen einsamen „Felsen in der
Brandung“: Manchmal hat man den Eindruck, ein völlig überladene Schlachtschiff kann untergehen,
zumal die dynamischen Gegensätze oft unvermittelt und schroff sind, um das Wort exzentrisch zu
vermeiden.
Von Oliver Messiaen ist Diptyque mit den beiden Sätzen Modéré und Très lent ebenfalls
gewöhnungsbedürftig. Der Komponist bezeichnet letzteren Satz später als „Jugendsünde“.Auch hier
hilft das Booklet weiter. Sogar die Verlagsangaben zu allen eingespielten Werken sind vermerkt.
Eine visionäre Interpretation hat sich von Charles Tournemire (1870-1939) doch erhalten:
Choralimprovisation (!) über die gregorianische Ostersequenz „Victimae paschali laudes“.
Wunderbar kommt hier ein zungenkräftiger Raumklang zur Geltung: markante Fanfarenmotive und
großer Osterjubel. Diese Melodie fand sogar in ähnlicher Form bei Martin Luther in „Christ lag in
Todesbanden“ Anwendung.
Um es mit Worten von P. Abraham Fischer OSB zu sagen: möge diese CD die Herzen der Hörer
erreichen und uns mit dem „Schöpfungsatem Gottes“ anhauchen.
Diese „Offenbarungs“-Musik kann es ermöglichen!
Christoph Brückner - für www.orgel-information.de
Januar 2020 / April 2021
|